OCTOBER FILE - The Application Of Loneliness, Ignorance, Misery, Love And Despair: An Introspective Of The Human Condition
Mehr über October File
- Genre:
- Post Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Candlelight Records
- Release:
- 26.05.2014
- I Fuck The Day
- Heroes Are Welcome
- Reinvention
- The Water
- Upon Reflection
- Elation
- Where The Clouds Meet The Horizon
- All Rise All Fail
- To Be Watched Upon
Anspruchsvolle Gleichförmigkeit
Mit Album Nr.4, das auf den ebenso wohlklingenden wie anmaßend ausufernden Titel "The Application Of Loneliness, Ignorance, Misery, Love And Despair: An Introspective Of The Human Conditinon" hört, schlägt die britische Post-Metal-Kombo OCTOBER FILE einmal mehr ein neues Kapitel auf. Die experimentell-industriellen Klänge des Vorgängers sind vollständig verschwunden, vielmehr steht mit dem aktuellen Output nun ein mächtiges Klangepos in den Regalen, das vor allem durch seine konsequente, behäbige Gleichförmigkeit auffällt. Und so faszinierend die subversive Reise in die Abgründe der menschlichen Emotionen zunächst auch ausfallen mag, so unerklärlich bleibt der Mangel an Abwechslung auf dem Album mit dem längsten Titel seit Menschengedenken.
Deutschsprachiges (!) Geflüster über Sonnenuntergänge, Zugfahrkarten und "komische Leute" dient als Intro zum Opener 'I Fuck The Day', der kurz nach diesem eigenartigen Vorspiel mit lärmenden, postmetallischen Gitarrenriffs und einer treibenden Rhythmusfraktion losbricht, während sich Sänger Ben Hollyer auf die Wiederholung weniger, gepresst geschrien vorgetragener Textzeilen beschränkt. Dieser ungestüme Auftakt geht rasch und nahtlos über in 'Heroes Are Welcome', welches ebenso mächtig vorwärts prescht und den Hörer an die Wand drückt wie der Opener. Spätestens jedoch als dabei bleischweres Doom-Riffing Einzug hält, zeichnet sich in dieser frühen Phase des Albums ab, wohin die Reise 2014 mit OCTOBER FILE geht: Die altbewährten Vergleiche mit KILLING JOKE oder GODFLESH zählen teils nur noch mit Einschränkung, für mich klingt "The Applicationo Of Loneliness..." oft nach einer Mischung aus der gewalttätigen, Urinstinkte kanalisierenden Arbeit von TOOL und den epischen, surrealen Sludge-Klanggemälden von CULT OF LUNA, gepaart mit schweren Vollbremsungen im Sumpf-Doom von CROWBAR und Konsorten. Spannungsbögen wie bei den Schweden werden allerdings ebenso selten ausgebreitet wie die Komplexität von Maynard James Keenan & Co. erreicht wird. Die Briten von OCTOBER FILE beschränken sich auf die Wiederholung einer begrenzten Anzahl an Mustern, womit "The Application Of Loneliness..." mitunter etwas eintönig ausfällt. Dabei weiß die aktuelle Vorgehensweise der Band durchaus zu faszinieren: Als Paradebeispiel dient 'The Water', ein über zehnminütiges, anarchisches Epos, dessen unterschwellige Aggression immer wieder eruptionsartig an die Oberfläche bricht, die eben noch von der Instrumentalfraktion umgepflügt wurde. Dass es sich bei "The Application Of Loneliness..." um ein Konzeptalbum handelt, auf dem die Verwerfungen menschlicher Emotionen abgehandelt werden, mag einleuchten, ändert jedoch an der distanzierten Betrachtung des Hörers nur wenig.
Im weiteren Verlauf nimmt das Tempo tendenziell ab, ehe 'Where The Clouds Meet The Horizon' wieder Anfangsgeschwindigkeit erreicht. Eine weitere Nuance zum Sound von OCTOBER FILE wird mit dem Rausschmeißer 'To Be Watched Upon' hinzugefügt, das mit Stoner-Gitarren und schleppenden Grooves für einen behäbigen, aber stimmungsvollen Ausklang sorgt.
Den Engländern ist also auch mit Album Nr.4 ein interessanter Output gelungen, der den Sound der Band unerwartet in eine neue Richtung lenkt. Trotz des sicherlich anspruchsvollen Hörerlebnisses vermisse ich auf dem einstündigen Werk jedoch wie schon erwähnt ein höheres Maß an Abwechslung. Nichtsdestotrotz ist "The Application Of Loneliness..." sicherlich eine spannende Angelegenheit für Post-Metal-Fans und Anhänger ausladender, weniger konventioneller Kompositionen.
Anspieltipps: Heroes Are Welcome, The Water
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause