ODIUM - Just A Crisis (EP)
Mehr über Odium
- Genre:
- Emo Thrash
- Release:
- 17.07.2006
- Confessions
- Diet
- Just A Crisis
- Drown (In The Wishing Well)
- A Part Of This Machine
- Would You Carry Me?
Es gibt Momente im Leben, die wollen voll ausgekostet werden. Die vollkommene Ruhe, bevor man sich acht Gramm Blei mit 1200 km/h in den Hirnstamm jagt, dürfte dazu zählen. "Just A Crisis", so lakonisch fassen ODIUM den Moment zusammen, in dem es kein Ausweichen mehr gibt, sondern wo eine Entscheidung gefragt ist, welche den unerträglichen Verlust der Kontrolle durch eine radikale Tat zumindest scheinbar wieder aufhebt - und sei es auch nur für die eine Sekunde kurz vor dem letzten Zucken. Doch zuvor stellen sich Fragen: Sind diese seltsamen Empfindungen bloß Anzeichen einer weiteren Krise, wie man schon viele überstanden hat? Oder ist das eigene Leben tatsächlich so unwiderruflich verseucht, das es längst schon nichts weiter mehr ist als eine permanente Krisenhaftigkeit, der man sich getrost entledigen kann? Und wie lassen sich solche existentiellen Probleme in Musik fassen? Mit einer gehörigen Portion Zynismus überlässt die Band zunächst ganz dem bleiernen Grundgefühl die Zügel, während doomige Bässe versetzt mit einigen ätzenden Gitarrenlinien abwärts strudeln, dornengekrönt von emotionalem Gesang: "A lot of strange emotions circling in my brain. I will keep 'em warm when my life goes down the drain." - 'Confessions' bietet melodischen Gothic-Rock-Pathos verbunden mit thrashiger Heaviness; irgendwo zwischen PARADISE LOST ("Draconian Times") und OVERKILL finden ODIUM ihre Nische. Doch schon zieht 'Diet' die Daumenschrauben an und rifft sich wuchtig wie METALLICA in ihren besten "Load"/"Reload"-Momenten durch widersprüchliche Neurosen und Obsessionen: "Can't you see that I'm on diet? So hungry, I'm on diet." - sperrig, kantig, verstrickt, und dabei doch groovend, mitreißend, (selbst-)zerstörerisch.
Der Titelsong 'Just A Crisis' schließlich wälzt sich von Hardcore- und Blues- Einflüssen durchsetzt wieder schwerfälliger voran und bohrt mit klassischen Schwermetallaufsätzen Zahn um Zahn aus dem blutenden Kiefer einer Seele, die ihren Biss längst verloren hat: "Life is just a crisis, like this time is just a sign". 'Drown (In The Wishing Well)' setzt die stilistische Grenzverwischung zwischen Heavy, Thrash, Gothic, Core und Emo Metal technisch gekonnt fort, ist dabei jedoch etwas vorhersehbar geraten. Das ebenso eingängige 'A Part Of This Machine' dagegen vereint eindrücklich sämtliche Stärken der Band; hier kommen nicht nur alle Stilelemente wirklich effektiv zum Einsatz, sondern auch die Übergänge gehen äußerst flüssig von der Hand, während wohlgesetzte Breaks für eine durchweg songdienliche Dynamik sorgen. Not macht bekanntlich erfinderisch: "Just let me collide with you to become a part of this machine" - längst ist alles recht, um nur das nagende Gefühl der Isolation zu überwinden. Doch erst das verzweifelte 'Would You Carry Me?' prügelt dann endgültig die Scheiße aus dem Hörer. Liebhaber von Bands wie TESTAMENT, ANTHRAX, OVERKILL, METALLICA etc. sollten "Just A Crisis" getrost mal ein Ohr leihen.
Anspieltipps: Confessions, Diet, Just A Crisis, A Part Of This Machine.
- Redakteur:
- Eike Schmitz