OGRE - The Last Neanderthal
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2014
Mehr über Ogre
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Minotauro Records
- Release:
- 08.03.2014
- Shadow Earth
- Nine Princes In Amber
- Bad Trip
- Son Of Sisyphus
- Soulless Woman
- Warpath
- White Plume Mountain
- The Hermit
Herrlich frischer Kauz'n'Doom.
Das Trio OGRE aus Maine spielt unverfälschten Doom Metal mit wunderbaren Reminiszenzen an die guten alten Siebziger Jahre. Das heißt, die einzelnen Songs sind vielseitig und abwechslungsreich, leben von bunten Notenverknüpfungen und Tonfolgen, sowie von einem extrem warmen Klangbild. Die beiden Saiteninstrumente ergänzen sich dabei ganz ausgezeichnet, so dass der Bass eine angenehm tragende Rolle spielt. Über all' dieser schlürfend-swingenden Musik näselt Bassist Ed Cunningham wohl durchdachte Texte ins Mikrophon, die sich gerne mit Science Fiction beschäftigen. Sehr cool.
Aber mal von Anfang an: Nach einem kurzen, instrumentalen Intro überfallt uns ein 'Where Eagles Dare'-Gedenk-Drumfill und das überraschend flotte 'Nine Princess In Amber' galoppiert aus den Boxen. Die Klampfe röhrt elchig satt und die Rhythmussektion stampft einer Büffelherde gleich aus meiner Anlage. Huftier-Metal. Schon mit dieser Nummer hat die Band gewonnen. So viel frische Energie, wie allein in dem Song frei gesetzt wird, bekommen andere Truppen nicht auf einem kompletten Album erzeugt. Freundlicherweise drosselt man hiernach das Tempo ein wenig und schlürft mit 'Bad Trip' um die Ecke. Es ist wunderbar, wie Sänger Ed in dieser Nummer, in der die kleinen Gitarrenausbrüche immer wieder für verzücktes Grinsen sorgen, nahe am Wahnsinn zu sein scheint. Das nennt man wohl: Emotionen auf der Zunge haben. Der mystisch düstere Akustikpart, bei dem wir erstmals so richtig fein den Tieftöner solistisch brummen hören, könnte auch locker auf einem der ersten vier BLACK-SABBATH-Scheiben stehen, so grandios ist er.
Das lange 'Sons Of Sisyphus' schlängelt sich dann mit schönen Wah-Wah-Effekten durch die Botanik, während 'Soulless Woman' hitverdächtig knackig daherkommt. Das wäre in den 70ern als Single ausgekoppelt worden. Diese Nummer geht sofort ins Blut, lässt die Hüfte kreisen oder wahlweise die Luftgitarre zücken. Hammer!
Der anschließende Achtminutenkracher 'Warpath' macht danach seinem Namen alle Ehre. Episch, nicht nur in seiner Spielzeit, bietet diese Nummer eine emotionale Achterbahnfahrt der Sonderklasse. Von wütend-marschierender Rhythmik unterlegte Riffs gehen über in eine melancholisch-psychedelische Gitarrentraumwelt und werden jeden Freund von handgemachter Saitenmusik völlig verzaubern. In dieser Zauberwelt darf man während des kurzen Instrumentals 'White Plume Mountain' einen Moment lang verweilen, bis die Band im abschließenden 'The Hermit' elf Minuten lang wundervoll belegt, wie vielseitig Doom klingen darf. Ohne dass sich einer der Musiker solistisch in den Vordergrund spielt, brillieren hier alle Akteure in gleichen Maßen und präsentieren als Einheit einen wunderbar warmen Song, in den man sich fallen lassen kann. Aufgefangen wird man vom farbenfrohen Rhythmusgeflecht, welches mit einer jazzigen Leichtigkeit daher kommt. Besen wirbeln halt auch Staub auf. Darüber kracht die Gitarre mal mit schweren Riffs, mal zirpt sie leise Töne. Man wird als Hörer hin und her geschüttelt, wie in einem Rausch und man möchte gar nicht wieder aufwachen, so schön ist das Gehörte. Ein mehr als würdiger Abschluss für diese erstklassige Album, welches lediglich ein minimales Manko aufweist: Es ist mit knappen 50 Minuten Spielzeit zu kurz. Dafür sucht man auf "The Last Neanderthal' vergeblich nach einem Füller.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae