OHRENFEINDT - Motor an!
Mehr über Ohrenfeindt
- Genre:
- Deutschrock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- AFM
- Release:
- 18.09.2015
- Zeit für Rock'n'Roll
- 1910
- Die Hoffnung stirbt zuletzt
- Nimm die Kohle und renn
- Gib mir mein Problem zurück
- Früh oder später
- Motor an
- Aus
- Für Rock'n'Roll gebaut
- Reich würde schon reichen
Altbekanntes Liedgut aus dem Norden.
Der Vollgasrock nimmt wieder Konturen an. Regelmäßig veröffentlicht Chris Laut mit OHRENFEINDT rotziges Riffgut mit deftiger AC/DC-, ROSE TATTOO- und MOTÖRHEAD-Plakette, unterlegt es mit für ihn typischem Textgut und lässt damit Biker, Rocker und Kiez-Fans gleichermaßen hochleben. Der OHRENFEINDT-Fronthüne ist bekannt für sein unverblümtes und direktes Mundwerk, das hat man bereits vor Alben wie "Mit Vollgas & Blaulicht" oder dem aktuellen Vorgänger "Auf die Fresse ist umsonst" gemerkt. Nun greift Laut wieder nach den Sternen und veröffentlicht mit "Motor an!" ein ach so typisches OHRENFEINDT-Album, das Freunde aus der Hand fressen werden und Feinde in die Wüste schicken wird. Das ist eben Kiez-Rock'n'Roll, wie er im Buche steht, wie ihn OHRENFEINDT seit Jahren zelebriert. Der persönliche Rocker-Soundtrack für ein Wochenende auf St. Pauli eben.
So schreit auch "Motor an!" nicht gerade vor musikalischen oder textlichen Innovationen, Laut und Co. bleiben sich ihrer Linie – wie hätte es anders sein können – treu und servieren ihren Fans exakt das, was ihnen am besten schmeckt. Titel wie 'Zeit für Rock'n'Roll', 'Nimm die Kohle und renn' oder 'Für Rock'n'Roll gebaut' sind dadurch zwar vorhersehbar wie die Gezeiten, doch wer von OHRENFEINDT nicht mehr verlangt als das so Bandtypische, für das die Band seit 1994 steht. Die Riffs werden dreckig gegen die Wand gerotzt, Laut brüllt sich die Texte in seiner ganz eigenen Art von der Seele und ein wenig Wehmut und Tiefsinn ist dank 'Für Rock'n'Roll gebaut' samt Mundharmonika, 'Früh oder später' und vor allem 'Aus' auch vorhanden.
Ob er nun morgens nach einer durchzechten Nacht den Kiez verlässt, sich nachmittags durch die Meute an Schaulustigen schlagen muss, abends/nachts im Kern St. Paulis verweilt oder seinem Lieblingsverein einen Tribut zollt ('1910'), "Motor an!" hat – wie die Vorgängeralben auch - für jedes Szenario sein persönliches Liedgut. Rock'n'Roll mit breiter Brust hier, Freundschafts-Hommagen mit Tiefgang dort und dank der immer noch präsenten "Auf die Fresse ist umsonst"-Mentalität, die es nicht nur auf dem letzten Album gab, steckt in der neuen Scheibe genau das, was drauf steht: OHRENFEINDT.
Schuster, bleib' bei deinen Leisten, Laut, bleib' deiner Lederkutte, deinem Gerstensaft und deiner Kiez-Urgestein-Mentalität treu. "Motor an!" ist von musikalischen Innovationen oder filigranem Spektakel ungefähr genauso weit entfernt wie Köln von Hamburg und trotzdem dürften selbst Rheinländer, die seit der Gründung OHRENFEINDTs viel mit der Band anfangen konnte, auch blind zum neuen Album greifen. Abermals zeigt Laut sowohl seine breite Brust als auch sein Herz, das speziell in den etwas ruhigeren Songs viel zu sagen hat. So wird sich auch zukünftig wohl nicht viel bei OHRENFEINDT verändern: Es werden weitere Alben, weitere Rocksongs kommen, weitere Rotz-Riffs, weitere Kiez-Soundtracks und Lieder der Nacht folgen. Das dürfte so sicher sein wie das Amen in der St.-Joseph-Kirche.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp