OLD FOREST - Graveside
Mehr über Old Forest
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Soulseller
- Release:
- 06.12.2024
- Curse Of Wampyr
- Witch Spawn
- Solstice Sacrifice
- Interment Of Ashes
- Decrepit Melancholy
- Halfway Human
- Soil Of The Martyrs
- Forgotten Graves
Nostalgie schlägt Vernunft.
Das britische Black-Metal-Kommando OLD FOREST hat schon 26 Jahre auf dem Buckel, wenn man die inaktive Zeit Anfang der 2000er mitzählt. Auf "Graveside" bemühen sich James Fogarty a.k.a. Kobold und seine Mitstreiter sehr bewusst, nach den 90ern zu klingen. Eine reine Norsk-BM-Kopie ist OLD FOREST dabei nie. Wer sich die Mühe macht, auf den ersten Eindruck noch weitere folgen zu lassen, wird mit einer durchaus eigensinnigen und interessanten Platte belohnt.
Nehmen wir 'Solstice Sacrifice' als Beispiel. Obwohl hier etliche klassische Motive des BM-Kanons verwurstet werden, wächst die Nummer auf diesem Nährboden in eine gänzlich andere Richtung. Die schweren Synth-Sounds und die doomige Grundausstattung machen aus dem Song viel mehr als einen Treppenwitz. Die Genre-typische Dramaturgie wird zwar an anderer Stelle bis an den Rand des Erträglichen ausgereizt (das Ambient-Outro der ersten Seite ist vielleicht schon etwas drüber), funktioniert aber im Kontext immer. Auch 'Decrepit Melancholy' ist nach diesem Muster gestrickt und wird für den einen Hörer der endgültige Ausstiegspunkt aus dem Album sein, für den anderen das Highlight.
Mit der Unberechenbarkeit dieses Albums hatte ich nicht gerechnet. Sicher, die gerade zu reaktionäre Einstellung ist durch die Produktion und viele Anleihen omnipräsent, sie macht "Graveside" aber nicht aus. Für mich ist das der entscheidende Unterschied, der das neue OLD FOREST-Album von vielen anderen Outputs mit ähnlicher Ausgangslage unterscheidet. Ich würde mich zwar hüten, Songs wie 'Witch Spawn' oder 'Soil Of The Martyrs' als progressiv zu bezeichnen, eine nicht gerade engstirnige Eigenständigkeit muss man der Band aber attestieren. Zumal der Einsatz von Klargesang und etlichen anderen Mitteln hier nie zum Selbstzweck stattfindet. Ein schönes Album, dessen Erkundung sich auf jeden Fall lohnt!
Anspieltipps: Solstice Sacrifice, Soil Of The Martyrs
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher