OMEN (US) - Eternal Black Dawn
Mehr über Omen (US)
- Genre:
- US Metal
- Label:
- Mausoleum / Soulfood
- Release:
- 15.09.2003
- 1000 Year Reign
- Eternal Black Dawn
- Burning Times
- Blood Feud
- House On Rue Royale
- King Of The Seven Seas
- Chains Of Delirium
- Chaos In The Cathedral
- The Specter Of Battles Past (Medley)
Egal, was ich über diese Scheibe schreiben werde, es wird einer ganzen Menge Leute nicht gefallen. Komme ich zu dem Ergebnis, dass OMEN hier nahtlos an ihre alten Glanzzeiten anknüpfen, werden mich diverse "Ewig-Gestrige" für geistig unmetallern und völlig verblödet halten; fällt mein Resultat negativ aus, so werden nicht wenige von der "Verunglimpfung Heiliger" reden und mir mit Schwertern und Streitäxten im Gepäck einen nächtlichen Besuch abstatten. Es ist also völlig schnurz, wie ich dieses Album finde, ich bin bestenfalls unten durch ... oder tot.
Ein hartes Leben als Schreiberling, aber ich habe es mir ja selbst ausgesucht. Warum verkehre ich auch in solchen Kreisen? Meine Eltern hatten mich gewarnt. Eines Tages musste es ja soweit kommen. Aber was ein richtiger "tough guy" ist, der stellt sich den Gefahren des alltäglichen Schreiber-Daseins und so beginne ich gleich mit einem selbstmörderischen Kommentar: Bereits in den 80-ern gehörten OMEN nicht zu meinen absoluten Faves. So! Das hat gesessen!
Klar, die drei Erstlinge "Battle Cry", "Warning Of Danger" und "The Curse" fanden relativ häufig den Weg auf meinen Plattendreher, konnten mich aber niemals so verzaubern wie es beispielsweise FATES WARNING, HADES oder SAVAGE GRACE taten. Rückblickend klingen die genannten Werke heutzutage natürlich wegweisend, aber die Euphorie, die Gleichaltrige bei bloßer Namenserwähnung überkommt, vermag ich bis heute nicht zu teilen. Punkt.
Wo setzt man also bei solch einer "Reunion"-Platte an? Langweilt man die Leser mit der Bandhistory? Ich denke mal nicht, denn allen wird bekannt sein, dass Kenny Powell, Gitarrist und einziges immer noch aktives Mitglied, vor OMEN ein Gastspiel bei den oben erwähnten SAVAGE GRACE hatte, auf deren "The Dominatress"-EP als zweiter Klampfer zu hören ist, danach aber mit Jody Henry (bs), Steve Wittig (dr) und dem genialen Sänger J.D. Kimball OMEN ins Leben rief und mit ihnen von 1983 – 1987 vier Tonkonserven einspielte, von denen bereits die Letzte – "Nightmares" – nur noch halbgar klang. In der Folgezeit probierte man es mit Coburn Pharr (ex-ANNIHILATOR), der es immerhin noch auf ein Album, namentlich "Escape To Nowhere", brachte, bevor die Band dann komplett zerbrach. Mr. Powell erfreute die Fans kurz darauf mit seiner neuen Kapelle STEPCHILD, deren einziges Vinyl durchschnittlichen Metal offenbarte, um dann bis 1997 in der Versenkung zu verschwinden. Äh, bin doch kurz in die Vergangenheit abgedriftet, sorry.
Mit komplett neuer Mannschaft – Andy Haas (bs), Rick Murray (dr) und seinem Sohn Greg hinterm Mikro – wurde "Reopening The Gates" auf die verwirrten Freaks losgelassen. Was soll ich sagen? Auch wenn der Sohnemann seine Sache ziemlich gut macht, klingen die Kompositionen erschreckend modern, düster und ohne Faszination. Auf der nachfolgenden Tour als Support von FATES WARNING versuchte man zwar die alten Fans mit Classics zu überzeugen, was allerdings mangels spielerischer Fähigkeiten der Rhythmustruppe nicht wirklich gelang. Ich hätte meinen Arsch verwettet, dass das Thema OMEN damit endgültig ad acta gelegt werden könnte. Umso überraschter war ich über die Ankündigung dieses Rundlings samt Festivalgigs in unseren Breitengraden, denen ich leider nicht beiwohnen konnte.
Mit gemischten Gefühlen lege ich also "Eternal Black Dawn" auf, um bereits nach wenigen Sekunden zwei Dinge festzustellen: Der Sound ist dünn und der neue Sänger Kevin Goocher kommt verdammt cool rüber! Bereits der Eingangsschrei weckt Erinnerungen an J.D. Kimball. Wenn auch noch die Mucke überzeugen sollte, wäre ich ziemlich überrascht. Schon besagter Opener '1000 Year Reign' versteht mich mit alten Trademarks zu erfreuen und bis 'Blood Feud', welches als ziemlich banaler Stampfer mit nervigem Chorus aufregt, legt der Vierer gar von Nummer zu Nummer ein paar Brickets zu. Ich muss hierbei nicht erwähnen, dass die Klasse solcher Granaten wie 'Don't Fear The Night', 'Die By The Blade' und 'Be My Wench' nicht erreicht wird. Vor allem im Mittelteil hängt das Album etwas durch, was in erster Linie am stark gedrosselten Tempo liegt. Erst mit 'Chains Of Delirium' zeigt Kenny, dass er immer noch weiß, wie man Power-Metal definiert.
Das abschließende Medley aus alten Hits empfinde ich allerdings als völlig überflüssig, denn diese Songs werden durch die Interpretation eines anderen Sängers als J.D. Kimball nicht besser. Vielleicht kommt jetzt zwar der ein oder andere Unbedarfte auf die glorreiche Idee, auch mal die alten Werke anzutesten, aber diesen Gedanken werden ihm wohl auch alle Reviewer von "Eternal Black Dawn" mit auf den Weg geben.
Insgesamt also ein nettes Album, das zumindest meine Erwartungen deutlich übersteigt. Wenn man den Besuchern der Auftritte Glauben schenken darf, haben OMEN on stage sogar richtig gekilled. Mal sehen, ob das nächste Werk dann den erhofften Qualitätsanstieg mit sich bringt.
Beschimpfungen, Androhung körperlicher Gewalt und Ähnliches bitte in gewohnter Form direkt an den Verfasser. Ach ja, ihr Ewig-Gestrigen: Äxte und Schwerter kann man nicht mailen ... und ihr habt meine Adresse nicht.
Anspieltipps: Burning Times, Chaos In The Cathedral, 1000 Year Reign
- Redakteur:
- Holger Andrae