OMNIUM GATHERUM - Origin
Mehr über Omnium Gatherum
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media
- Release:
- 05.11.2021
- Emergence
- Prime
- Paragon
- Reckoning
- Fortitude
- Friction
- Tempest
- Unity
- Solemn
Zurück zu den Wurzeln und zu alter Stärke!
Die Finnen von OMNIUM GATHERUM sind schon ein ganz besonderer Fall in der Melodic-Death-Szene ihres Heimatlandes, denn obwohl der Fünfer bereits seit den späten Neunzigern konsequent starke Langspieler abliefert, stehen die Herren aus Kotka immer ein wenig im Schatten ihrer Landsleute von AMORPHIS oder INSOMNIUM. Wobei Gitarrist Markus Vanhala bei den letztgenannten Kollegen sogar ebenfalls die Sechsaitige bedient. Einzig mit "Grey Heavens" aus dem Jahr 2016 griff das Quintett ein wenig daneben und liefert relativ belanglose Genre-Kost, nur um mit "The Burning Cold" wieder in die Spur zu finden, auch wenn mir persönlich auch hier noch die progressive Seite der Band etwas zu kurz kam. Bleibt also die Frage, wie die Reise nun mit dem neuen Silberling "Origin" weitergeht. Zeigt die Formkurve weiter nach oben?
Nun, das instrumentale Intro 'Emergence' gibt einem erst einmal Rätsel auf, klingt der Opener doch ein wenig so, als hätten 'Holy Diver' und PINK FLOYD einen wundersamen gemeinsamen Nachkommen gezeugt. 'Prime' klingt da schon deutlich gewohnter und räumt gleich jede Befürchtung aus, die Finnen könnten wieder in Dienst nach Vorschrift verfallen, hat die Nummer neben den gewohnt tollen Melodien und Gitarren schließlich auch eine gehörige Prog-Schlagseite zu bieten, die dafür sorgt, dass man hier auch beim zehnten Durchlauf noch etwas Neues entdecken kann. Dagegen ist das bereits vorab als Single veröffentlichte 'Paragon' deutlich geradliniger unterwegs und ein echter Melodic-Death-Hit, der sich zwischen Melancholie und Epik direkt einen Weg ins Langzeitgedächtnis fräst. Die zweite Single 'Reckoning' ist da mit sehr präsenten Synthesizern und dezenter Gothic-Schlagseite deutlich abenteuerlustiger unterwegs, geht aber dank toller Hooklines erneut direkt ins Ohr und entpuppt sich als zweites Highlight der Scheibe.
Generell sind es gerade die ungewohnteren Momente, die auf "Origin" im positiven Sinne herausstechen. 'Tempest' wäre mit fast schon doomigem Beginn ein solcher Fall, der sich ab der Songmitte aber zu einem wunderbaren Ohrwurm wandelt. Ebenso punktet das epische 'Unity' erst mit groovigem Beginn, bevor die Gitarren in der zweiten Hälfte des Songs das Zepter übernehmen und eine tolle Lead-Melodie nach der anderen hervorbringen. Der Höhepunkt der Platte bleibt in meinen Ohren dennoch die dritte Single 'Fortitude', die wieder extrem progressiv aus den Boxen schallt, dabei aber doch genügend Ohrwurmmelodien abliefert, um auch nach zig Durchläufen nicht langweilig zu werden. Der epische Einsatz von Klargesängen sorgt schlussendlich für ganz große Gänsehautmomente. Vielleicht der beste Song, den die Finnen in den letzten zehn Jahren komponiert haben.
Die glasklare und druckvolle Produktion tut schließlich ihr übriges dazu, "Origin" zu einem insgesamt großartigen Album zu machen, das gerade Fans, die seit "Grey Heavens" ein wenig das Interesse an den Finnen verloren hatten, versöhnen sollte. Mit dem neunten Langeisen der Bandgeschichte kehrt jedenfalls die Experimentierfreude und Wagemutigkeit in den Sound von OMNIUM GATHERUM zurück und macht "Origin" zu einem herrlich eingeständigen und tollen Album, das die Herren vielleicht nicht zum Sprung an die Melodic-Death-Spitze verhelfen wird, dafür den Status als einer der interessantesten Acts der finnischen Szene festigt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs