ORIANTHI - Rock Candy
Mehr über Orianthi
- Genre:
- Rock / AOR
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Frontiers
- Release:
- 14.10.2022
- Illuminate, Pt. I
- Light It Up
- Fire Together
- Where Did Your Heart Go
- Red Light
- Void
- Burning
- Living Is Like Dying Without You
- Witches & The Devil
- Getting To Me
- Illuminate, Pt. II
Endich wieder auf dem richtigen Weg ...
Die Karriere von ORIANTHI hat seit ihrem Ausstieg aus der Band von ALICE COOPER im Jahr 2014 einige ungünstige Wendungen genommen. Erst folgte eine musikalische und private Beziehung zu Ex-BON JOVI-Gitarrist Richie Sambora, deren Kollaboration unter dem Banner RSO das sehr durchwachsene Album "Radio Free America" hervorbrachte. Nach der Trennung kam dann die Rückkehr zu ihrer Solo-Karriere mit dem Langdreher "O", dessen sehr moderner und radiotauglicher Rock meinen Kollegen Jonathan Walzer so überhaupt nicht begeistern konnte. Nun steht mit "Rock Candy" das sechste Soloalbum der Australierin mit griechischen Wurzeln in den Startlöchern und die große Frage ist natürlich, ob sie damit nun wieder an alte Glanztaten anknüpfen kann.
So viel sei vorweg verraten, Jonathan würde auch mit den neuen elf Kompositionen wahrscheinlich nicht unbedingt glücklich werden, denn auch die Produktion von "Rock Candy" ist mit teilweise gesampelten Drums und elektronischen Spielereien wieder sehr modern ausgefallen. Den Wunsch, Orianthis großartiges Gitarrenspiel einmal in einem waschechten Blues-Kontext zu hören, wird also auch dieser Silberling wieder nicht erfüllen. Muss ich also auch zu 5,5 Punkten greifen wie mein Kollege vor zwei Jahren? Nicht wirklich, denn die lichten Momente auf "Rock Candy" reichen aus, um über weite Strecken die ziemlich ausgelutschte Produktion vergessen zu lassen. So ist etwa 'Light It Up' eine wirklich coole Rock-Hymne, mit flottem Beat, coolen Hooklines und einem feinen Gitarrensolo. Das etwas eigenartig beginnende 'Fire Together' klingt zwar erst wie eine Popnummer, schwingt sich dann aber zu einem flotte Up-Temp-Rocker auf, dessen Leads sich sofort im Ohr festkrallen. Und ja, auch die Ballade 'Where Did Your Heart Go' ist zwar fürchterlich auf Radio gebürstet, atmet aber gerade dank Orianthis wunderbarer Gitarrenarbeit genügend Blues-Luft, um mir sehr gut zu gefallen.
In der Mitte der Scheibe nimmt dann aber der moderne Pop-Appeal doch zu sehr das Zepter in die Hand, denn gerade 'Void' und 'Burning' sind ziemlich überproduzierte, mit Samples vollgestopfte und bis zur Unkenntlichkeit überarbeitete Nummern, nach denen in wenigen Wochen schon kein Hahn mehr krähen wird. Ich frage mich, warum die Australierin all diesen Kram aus der Produzenten-Mottenkiste für nötig hält, denn wenn sie nur von ein paar Streichern und ein paar Akustikgitarren begleitet die Ballade 'Living Is Like Dying Without You' singt, hört man, dass sie in dieser rohen Fassung viel besser klingt als unter einer Schicht von poppigem Kitsch. Gleiches gilt für den etwas geradlinigeren Rocker 'Getting To Me', der ebenfalls ohne großen Schnickschnack auskommt und direkt ein weiteres Highlight zum Ende der Platte hin markiert.
Unter dem Strich ist "Rock Candy" damit in meinen Ohren endlich wieder ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn die Scheibe sicher noch nicht perfekt ist. Wünsche ich mir dennoch, Orianthi würde sich einmal nur mit einem Blues-Trio ins Studio begeben und eine richtig erdige Rockplatte einspielen? Definitiv ja, doch ihre Qualitäten an der Sechsaitigen und auch in Sachen packendem Songwriting reichen aus, den neuen Silberling auch trotz der überzogenen Produktion zu einem 6,5-Punkte-Album mit starker Tendenz nach oben zu machen. Mehr wäre da trotzdem drin gewesen ...
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs