OZZY OSBOURNE - Black Rain
Mehr über Ozzy Osbourne
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Epic Records
- Release:
- 18.05.2007
- Not Going Away
- I Don't Wanna Stop
- Black Rain
- Lay Your World On Me
- The Almighty Dollar
- 11 Silver
- Civilize The Universe
- Here For You
- Countdown's Begun
- Trap Door
Ich muss einfach mal eine Lanze für OZZY OSBOURNE brechen. Junge Menschen meiner Generation lernten den "Prince of Darkness" kennen, als er sich gerade durch peinliche Reality-Shows und Gier-Veröffentlichungen wie die ausgelutschte "The Essential" Best-of-Platte gründlich den Ruf vermasselte. Trotzdem befasste ich mich weiter mit Ozzys Werk und fein chronologisch wanderten Meisterwerke wie "Blizzard of Ozz", "Bark At The Moon", "Ozzmosis" oder "No More Tears" in meinen Plattenschrank sowie Randy Rhoads und Zakk Wylde in meine persönliche Hall of Fame.
Das letzte reguläre Studioalbum von Ozzy stammt aus dem Jahr 2001 und liegt somit fast sechs Jahre zurück. Der Mehrheit der Gelegenheitshörer dürfte hiervon lediglich die weit über die Schmerzensgrenze im Airplay verbratene mittelmäßige Single 'Dreamer' hängen geblieben sein, aber auch dieses Album hatte anständige Songs. Was also kann man nach den Jahren des Rufselbstmords und dem durchwachsenen letzten Output anno 2007 erwarten?
Erster Pluspunkt nach den endlosen Querelen um den Gitarristenjob: Auch auf dieser Scheibe schwingt ein gewisser Herr Zakk Wylde die Axt! Laut Booklet hat Zakk außerdem auch die Keyboards eingespielt. Die Kessel rührt Mike Bordin (u.a. FAITH NO MORE) und für die tiefen Töne sorgt Rob "Blasko" Nicholson (u.a. ROB ZOMBIE). Das klingt jedenfalls nach einer Truppe, mit der man was anfangen kann!
Zu den Songs: die Mehrheit der Nummern hat nichts mit den rockenden treibenden und vor Power strotzenden frühen Werken der Wylde-Ära (wie z.B. 'Mr. Tinkertrain' oder 'Hellraiser' zu tun). Wer eine Rückbesinnung zu vergangenen Schaffensphasen erhofft oder erwartet, dürfte fürs erste enttäuscht sein. "Black Rain" bildet gewissermaßen schon eine stilistische Fortsetzung dessen, was mit "Down To Earth" begonnen wurde. Düstere, schleppende Titel im Stile von 'Get's Me Through' herrschen vor. Es macht sich allerdings schnell der Eindruck breit, dass Mr. Osbourne sowohl in Sachen Songwriting, wie auch bei den Lyrics wieder wesentlich mehr bei der Sache war. Ob die nicht sonderlich dezenten Verzerreffekte bei den Vocals nun dazu dienen, stimmliche Ausfallerscheinungen zu kaschieren oder nicht, sei dahingestellt – ins moderne Konzept passen sie und eine Einzelbetrachtung der Songs lohnt:
'Not going away' ist ein tiefer gelegter, fies schleppender Opener mit einprägsamem Refrain. Gemäß Aufkleber auf der CD wohl für die zweite Single vorgesehen. Ozzy's Stimme hat sich entweder stark erholt oder wurde gigantisch nachbearbeitet. In dubio pro reo – cooler Song! Das zu den schnelleren Stücken zählende 'I Don't Wanna Stop' bringt mit dem Refrain "All my life I've been over the top / I don't know what I'm doing all I know is / I don't wanna stop". Quasi das osbournsche Lebensmotto der letzten Jahre auf den Punkt. Eine hektische chaotische Nummer, die wie eine Abrechnung mit den letzten Jahren wirkt.
'Black Rain', der Titeltrack, rührt sehr direkt und anklagend im aktuellen Thema der Rechtmäßigkeit des "Krieges um Öl" herum. Langsam schaukeln sich die erst melodischen dunklen Keyboards hoch. Phasenweise hängen die Vocals vor einem melancholischen minimalistischen Soundgerüst. Im weiteren Verlauf steigt Zakk mit einem "marschierenden" Gitarrenriff ein, unter das sich echte Marschgeräusche mischen, die schließlich von einer Art arabischer Melodie begleitet werden. Darüber klagt Ozzy "Black Rain, Black Rain". Im Ganzen eine sehr bedrohliche und aktuelle Nummer. Sehr gut!
'Lay Your World On Me' ist die Akkustikballade, die MTV-Fans der Dreamer-Phase verzücken wird, bewegt sich textlich aber wiederum auf einem Terrain, das wesentlich besser zu Ozzy passt. Ein geläuterter Mensch, der sich seiner Fehler bewusst ist und nun endlich für jemanden da sein will, der es schon so lange verdient. Die Abrechnung mit der amerikanischen Ökonokratie erfolgt in Form von 'The Almighty Dollar'. Mit einer dominanten Basslinie in den Strophen rechnet Herr Osbourne mit der Allmacht des Geldes ab. Zu dieser Nummer – besonders zum Riff nach dem Refrain - kann man schon ganz ordentlich bangen. '11 Silver' ist die bis hierhin schnellste Nummer auf dem Album und klingt noch am ehesten nach alten Ozzy-Platten. Zakk, der bisher wahrscheinlich ordentlich mit den Hufen gescharrt hat, kann sich hier richtig austoben. Wäre der Song in den Strophen noch etwas aggressiver eingesungen und einen Tick schneller gespielt, könnte das eine heiße Live-Nummer werden. Das Tempo und die Energie kann 'Civilize the Universe' nicht ganz halten. Ein heftig beginnender Track, der danach leider ein wenig abfällt. Nicht schlecht gemacht, aber nicht wirklich eingängig.
Ob wir nach dem passablen vierten Track noch eine Klavierballade brauchen wage ich zu bezweifeln. Ozzy sieht's anders und leistet sich mit 'Here For You' den überflüssigsten Song des Albums mit einem fast schon plumpen Schnulzentext. Wer dennoch nicht aufgibt und sich auch noch 'Countdown's Begun' anhört soll am Ende doch noch belohnt werden, indem er auf den letzten Drücker mit 'Trap Door' ein spätes Highlight präsentiert bekommt. Die Nummer ist chaotisch, hart und Ozzys Gesang transportiert hier wieder dieses "Ich dreh' am Rad"-Feeling, das durch wirklich cooles Wylde-Gitarrenspiel noch untermalt wird.
Lange Rede, kurzer Sinn - "Black Rain" hat alles: Die überflüssigen Balladen, die durchaus akzeptablen Songs, denen einfach nur der letzte Kick fehlt, wie auch drei bis vier echte Highlights. Fazit: Ozzy kann's noch, aber viele Platten sollte er besser nicht mehr machen. Bis zur nächsten Zitterpartie bleibe ich jedenfalls Osbourne-Fan und bekenne mich auch zu diesem Album. Basta!
Anspieltipps: Black Rain, The Almighty Dollar, Trap Door
- Redakteur:
- Thomas van der Laan