PAGAN ALTAR - The Room Of Shadows
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2017
Mehr über Pagan Altar
- Genre:
- NWOBHM / Doom Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Temple Of Mystery Records
- Release:
- 25.08.2017
- Rising Of The Dead
- The Portrait Of Dorian Gray
- Danse Macabre
- Dance Of The Vampires
- The Room Of Shadows
- The Ripper
- After Forever
Vermächtnis einer Ausnahmeband
Anfang 2009 stand ich unbedarft in einer Turnhalle in Oslo, als eine britische Band die Bühne betrat und mir einen jener Momente bescherte, wegen denen ich immer noch voller Begeisterung, Vorfreude und Herzblut Heavy Metal höre, zu Konzerten und Festivals fahre und immer weiter neue und alte Bands suche und entdecke.
Es war eine absolute Offenbarung, an diesem Abend PAGAN ALTAR live erleben zu dürfen, ohne vorher von der Band auch nur einen Ton gekannt zu haben. Dieses Konzert und der anschließende Kauf von "Mythical & Magical" haben meinen Musikgeschmack nachhaltig geprägt und nehmen einen besonderen Platz in meiner musikalischen Erinnerung ein. Die schier endlose Wartezeit auf das angekündigte nächste Album "Never Quite Dead", die Hoffnung, die durch den tragischen Tod von Sänger Terry Jones schließlich zerstört schien, all das muss man in Betracht ziehen, wenn man verstehen will, mit welcher Spannung, Vorfreude aber auch Sorge ich auf die Ankündigung reagierte, dass das Material nun doch noch, unter dem Namen "The Room Of Shadows" veröffentlicht würde, passenderweise von Temple Of Mystery, dem Label von CAUCHEMAREs Annick Giroux, einer der größten Vereherinnen der Band und guten Freundin von Terry Jones.
Nun kenne ich die Musik von "The Room Of Shadows" seit etwas über einem Monat und seither lief das Album an jedem Tag den ich zu Hause verbracht habe mindestens drei Mal, oft auch häufiger. Ich habe also sicher schon hundert Durchläufe hinter mir und dennoch packt mich das Album jedes Mal aufs neue mit seinen Emotionen, seinen großartigen Liedern und all jenen Facetten, die PAGAN ALTAR immer zu einer Ausnahmeerscheinung im traditionellen Metal gemacht haben. Die Produktion ist deutlich druckvoller und weniger höhenlastig als die von "Mythical & Magical", ohne auch nur ansatzweise modern zu klingen, sie passt perfekt zum Stil der Band und bleibt ansonsten angenehm im Hintergrund, so dass man sich auf die Lieder konzentrieren kann.
Und diese haben es in sich, denn hier gibt es keinerlei auch nur mittelmäßige Stücke, alles ist in seiner ureigenen Art berührend, melancholisch, verspielt und schlicht wunderschön. Angetrieben von Alan Jones' einzigartigem, gefühlvollem Gitarrenspiel und gekrönt von Terry Jones' schlicht unersetzbarer Stimme treffen die Songs voll ins Schwarze. Ob der doomig-mystische Anfang mit 'Rising Of The Dead' oder die eher flotteren Nachfolger, die im Triumvirat von 'Picture Of Dorian Gray', 'Danse Macabre' und 'The Dance Of The Vampires' so auch auf "Mythical & Magical" hätten stehen können, PAGAN ALTAR hat hier nichts von der ganz eigenen Kreativität und dem Gespür für außergewöhnliche Melodien verloren.
Mit dem Titelsong gibt es dann ein Ausrufezeichen selbst auf diesem überragenden Album, denn der ruhige Aufbau mit der Steigerung und dem erneut ruhigen Schlussteil erzählt eine intime und doch gruselige Geschichte bei der Terrys Stimme noch mehr als sonst glänzen kann und hin und wieder auch etwas an JETHRO TULL erinnert. Zum Schluss gibt es mit dem Epos 'The Ripper' nochmal einen langen Song voller Traurigkeit, Melancholie und Wut ob der Machtlosigkeit gegenüber Welt und Mächtigen, bevor wir mit dem rein akustischen 'After Forever' endgültig entlassen werden, in eine Welt ohne weitere Musik von PAGAN ALTAR, eine Welt die so doch um einiges ärmer, grauer und kälter zu sein scheint.
"The Room Of Shadows" ist das letzte Vermächtnis einer Ausnahmeband und es demonstriert ein letztes Mal, warum diese Band einen solchen Stand in den Kreisen jener hat, die sie live erleben konnten und die etwas für Doom und NWOBHM übrig haben. Emotional berührender, schöner und dennoch zu keiner Zeit kitschig wurde diese Musik nie gespielt und uns bleibt lediglich der Trost, dass uns "The Room Of Shadows" schlussendlich doch noch geschenkt wurde, ein letztes Meisterwerk, bei dem von der Musik über die extrem lyrischen Texte bis hin zur Atmosphäre schlicht alles stimmt. PAGAN ALTAR und Terry werden dem Heavy Metal fehlen, umso wichtiger und schöner ist es, dass wir dieses letzte Ausrufezeichen haben. Ein absoluter Pflichtkauf und Kandidat für das Album des Jahres.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst