PAGE, MATT - Apocalypse Garden
Mehr über Page, Matt
- Genre:
- AOR / Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Electric Sleep Records / Just For Kicks
- Release:
- 03.05.2024
- The Turning
- Feet Of Crows
- I Got My Guns
- Know You Better
- Has A Thawing Come Here
- Waiting For A Return
- Chasing The Sun
- Winter Window
- Moan And Wail
- Massive Stars
- Apocalypse Garden
Musikalisch vielfältiges, aber unschlüssiges Solo-Debüt des DREAM THE ELECTRIC SLEEP-Fronters.
Ihr seid Fans von DREAM THE ELECTRIC SLEEP und wollt euch natürlich auch sofort anhören, was MATT PAGE abseits seiner Hauptband nun auf Solo-Pfaden zusammenbraut? Dann schlagt noch nicht blind zu, denn das Erstwerk des US-Amerikaners unter eigenem Namen, das auf den Titel "Apocalypse Garden" hört, vollführt eine Kursänderung im Vergleich zur Hauptband. Eventuell ist dieser Umstand auch der Tatsache geschuldet, dass wir es hier mit einem verspäteten Covid-Werk zu tun haben, entstanden die Idee für eine Solokarriere bei Matt und auch die hier vorliegenden elf Kompositonen doch während des zweiten langen Lockdowns im Winter 2021.
Doch damit genug der Vorgeschichte, kommen wir nun zur musikalischen Ausrichtung, die, wie angedeutet, durchaus vom erwarteten Kurs abweicht. Nicht umsonst bezeichnet der Amerikaner die Arbeiten an den hier vorliegenden Tracks als kreatives Erwachen, das ihm wieder mehr Freude am Musikmachen verschafft hat. Das bedeutet aber keinesfalls, dass er sich komplett von DREAM THE ELECTRIC SLEEP lossagt, doch die starken Prog-Anteile der Hauptband werden für den apokalyptischen Garten beiseite gelegt und weichen zumindest zu Beginn einem wuchtigen, radiotauglichen und teils an AOR angelehnten Rocksound. Der Vorteil der musikalischen Umstrukturierung ist dabei ganz klar, dass Tracks wie der Opener 'The Turning' deutlich leichter verdaulich sind und durchaus Potential für einen veritablen Radiohit mitbringen. Die Hookline der Eröffnungsnummer sitzt jedenfalls sofort und gräbt sich unwiderstehlich ins Ohr, während das spannend arrangierte musikalische Fundament wie eine Mischung aus britischen Alternative-Acts wie BLOC PARTY (Frühwerk) und amerikanischen AOR-Helden der Marke TOTO klingt, wobei gerade die Gitarren doch auch einmal etwas härtere Töne auffahren dürfen und so ein gutes Gegengewicht zu den ebenfalls sehr präsenten Keyboards bilden.
'Feet Of Crows' schlägt im Anschluss in die gleiche musikalische Kerbe, benötigt im Vergleich zum Vorgänger aber ein paar Durchläufe, bevor auch hier die Hookline endgültig zündet und den Track zu einem weiteren Hit-Kandidaten macht. Doch gerade wenn man glaubt, das Solo-Rezept von Mr. Page verstanden zu haben, biegt der Amerikaner plötzlich mit herben Akustikgitarren mit dem passend betitelten 'I Got My Guns' in den musikalischen wilden Westen ab und zitiert neben Country und Cowboys auch US-Größen wie BRUCE SPRINGSTEEN. 'Know You Better' geht sogar noch einen Schritt weiter und verabschiedet sich gar komplett vom AOR, um Matt ganz tief in Singer-Songwriter-Regionen zu befördern. Beide Songs funktionieren dabei ähnlich wie die Eröffnungsnummer sehr gut, lassen aber auch erahnen, dass die neu gewonnene kreative Freiheit eben auch zu einem Überangebot von Ideen und einem Mangel an musikalischer Identität führen kann, denn auch nach dem Genuss der elf Tracks kann ich nicht so richtig sagen, was denn nun der Sound von Matt Page abseits seiner Hauptband ist. Will er modernen AOR verkaufen, sich in den Fußstapfen von JOHNNY CASH in den späten Jahren seines Lebens versuchen oder doch nur den Alternative Rock der Hauptband massenkompatibler verpacken?
Diese Unschlüssigkeit führt zumindest bei mir schlussendlich dazu, dass ich mit "Apocalypse Garden" in seiner Gesamtheit nicht so richtig warm werde. Besonders schade ist das, weil neben den erwähnten frühen Höhepunkten auch Tracks wie 'Waiting For A Return' oder 'Chasing The Sun' ganz tolle Kompositionen sind, die viel Spaß machen. Aber wir bewerten Alben hier bei POWERMETAL.de eben in ihrer Gesamtheit und da lässt das Solodebüt zumindest heuer noch den Spannungsbogen vermissen, der mich restlos begeistern könnte, auch wenn es für viele Höhepunkte und eine insgesamt tolle musikalische Darbietung als Kompromiss dennoch siebeneinhalb Zähler gibt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs