PARADISE IN FLAMES - Blindness
Mehr über Paradise In Flames
- Genre:
- Symphonic Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 14.06.2024
- Desolate World
- Concerto No6. In C Minor, Cold Spring
- Black Wings
- Reasons Not To Believe
- I Feel The Plague
- The Cure
- The Priest
- Endless Night Battle
- War Saonata
- Age Of Death
- Angels & Devils
RHAPSODY vs. THE KOVENANT - eine tolle Verbindung!
Die Nachricht über die anstehenden COVENANT bzw. THE KOVENANT-Reunion-Shows dürfte wohl jedes finstere Gemüt erfreut haben, das mit dem symphonischen Black Metal eines Meilensteins wie "Nexus Polaris" in die Welt der bombastischen extremen Klänge gefunden hat. Seit der Kurskorrektor des einstigen DIMMU BORGIR-Ablegers hat es auch keine Truppe mehr geschafft, auch nur annähernd mit jener Genialität aufzuwarten, in der die Symbiose aus symphonischem, mitunter klassischem Sound und ultradüsterem Schwarzmetall seinerzeit eingetrümmert wurde.
Natürlich soll diese Einleitung am Ende nicht suggerieren, dass die Musiker von PARADISE IN FLAMES plötzlich das Unmögliche geschafft und nach 25 Jahren eine 2.0-Improvisation dieses Klassikers kreiert haben, jedoch ist es den Brasilianern durchaus gelungen, Erinnerungen lebendig werden zu lassen, Anknüpfungspunkte zu generieren und mit einer erstaunlichen Unbekümmertheit dennoch solch anspruchsvolles Material im erwähnten Grenzbereich einzuspielen, dass man die Vorbereitung auf die erwähnten Gigs im Dezember unter anderem auch mit einer Platte wie "Blindness" gestalten kann.
Im Vergleich zu "Nexus Polaris" ist der Stoff des Debüts der Combo aus Belo Horizonte allerdings noch einmal deutlich verspielter und auch noch stärker auf den symphonischen Teil konzentriert. Außerderm sind die Gesangsparts noch ein bisschen wilder, angefangen bei den tollen femininen Arien, die einer Sarah Jezebel Deva in kaum etwas nachstehen, über die harschen, meist aggressiven Vocals bis hin zu den mächtigen Chören, die manchmal überraschend, manchmal aber auch mit einer packenden Einleitung inszeniert werden. Dies geht so weit, dass man gelegentlich den Eindruck bekommen könnte, die Herren von RHAPSODY hätten sich dazu durchgerungen, ihren Aggressionspegel auf ein neues Level zu hieven und die Epic-Hollywood-Vergangenheit ad acta zu legen.
Allerdings gibt es bei PARADISE IN FLAMES nur selten echte Hooklines oder einprägsame Refrains, weil die Südamerikaner eher das Gesamtkunstwerk in den Mittelpunkt stellen und die Platte als finstere Symphonie verstehen, deren einzelne Kapitel zwar individuelle Charakteristika mitbringen, aber am Ende nur auf das große Ganze zusteuern - und das ist in der Tat ein kleines Meisterstück, hochambitioniert in Sachen Songwriting und Performance und packend in der schlussendlichen Präsentation.
Aufgrund der extrem üppigen Produktion und des hohen Anteils bombastischer Fragmente wird "Blindness" sicherlich auch viele Gegenstimmen ernten, die vielleicht hin und wieder eine etwas rauere, metallische Herangehensweise fordern könnten. Aber an der Klasse des Albums gilt es selbst dann nicht zu zweifeln. Im Gegenteil, hier ist lautstarker Applaus mehr als angebracht!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes