PARADOX - Heresy II
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2021
Mehr über Paradox
- Genre:
- Power Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- AFM Records
- Release:
- 24.09.2021
- Escape From The Burning
- Mountains And Caves
- The Visitors
- Children Of A Virgin
- Journey Into Fear
- Burying A Treasure
- A Meeting Of Minds
- Priestly Vows
- Unholy Conspiracy
- A Man Of Sorrow (Prologue)
- A Man Of Sorrow
- The Great Denial
- End Of A Legend
Deckel drauf.
"Heresy" gilt auch 32 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen vollkommen zurecht als Fanliebling und mit "Tales Of The Weird" als bestes PARADOX-Album in all den Jahren. Und wenn man diesem nun einen zweiten Teil verpasst, kann das wie im Falle von QUEENSRYCHE auch komplett in die Hose gehen. Doch Charly Steinhauer, der PARADOX-Chef, hat sich für den neuesten Streich für eine enorm monumentale, tiefgründige und epischere Herangehensweise entschieden, um so "Heresy" nicht nur zu würdigen, sondern ihm auch eine kongeniale Fortsetzung zu verpassen.
Die Idee zur fiktiven "Heresy II – End Of A Legend"-Story geisterte schon zu "Pangea"-Zeiten in Charlys Kopf herum, musste diese jedoch noch ausreifen und die Vorzeichen stimmen. Und als für kurzem Gitarrist Christian Münzner und Bassist Olly Keller zur Band zurückkehrten und auch noch "Heresy"-Drummer Alex Blaha erneut an der Schießbude Platz nahm, konnte der langgehegte Plan, die Storyline, der dramaturgische Rahmen dieses Geistesblitzes, nun Formen annehmen. Die Zeit ist reif für "Heresy II – End Of A Legend".
Gab es auf den vergangenen PARADOX-Alben noch eine gute Mischung aus Thrash Metal der alten Schule und knackigem, energiegeladenem Power Metal nimmt die "Heresy"-Fortsetzung gleich von Beginn an düstere, mystischere und bisweilen auch brutalere Züge an. Nein, ein 0815-PARADOX-Album ist das vorliegende nun wahrlich nicht, entsteht durch die dunklere, delphische Aura doch eine Vehemenz und Zielstrebigkeit, die perfekt für ein Konzept wie dieses ist. Das beweist auch schon das recht untypische Artwork, das in Kombination mit den kompakten, raffinierten Songstrukturen, die die Storyline jedoch nie außer Acht lassen, jedoch ein Gesamtwert, das den Vergleich zum 1989er Album definitiv nicht scheuen braucht.
Charly beweist Mut, indem er nicht versucht, sich selbst zu kopieren und damit wie im Falle von QUEENSRYCHE scheitert, sondern etwas Neues, Epochales ausprobiert und mit dem Appetizer-Trio 'Mountains And Caves', 'The Visitors' und dem enorm knackigen 'Priestly Vows' einen gekonnten Spagat aus der einstigen "Heresy"-Frische und -Durchschlagkraft sowie der heutigen Power und Epik schlägt. Doch genau mit dieser Zielsetzung stürmen auch die anderen Stücke voran: 'Journey Into Fear' ist PARADOX in vertrackter Reinkultur, 'Burying A Treasure' ein stürmisches Feuerwerk erster Güte und gemeinsam mit dem Prolog ist 'A Man Of Sorrow' einer der besten Songs der Würzburger überhaupt. Und das will in Anbetracht der letzten, allesamt tollen Alben schon eine Menge heißen.
Zugegeben, mit rund 75 Minuten verlangt die Platte einem viel ab, doch wenn man schon länger auf neues PARADOX-Material warten musste, bekommt man heuer eben die Vollbedienung. Gut Ding will eben Weile haben, sodass nicht nur die Vorzeichen stimmen mussten, sondern sich Charly auch selbst zu einer außergewöhnlich guten, weil düsteren Gesangsleistung bringen musste, die auf das Gesamtkonstrukt "Heresy" wie die Faust aufs Auge passt. Das Album ist nicht mit ein, zwei Durchgängen abgehandelt, das Album wird nicht beim dritten oder vierten Durchgang die Welt aus den Angeln heben. Es ist mehr ein Monument, ein kleiner Gigant, der von Mal zu Mal an Ausstrahlung und Kraft gewinnt.
Daher wäre die Höchstpunktzahl wie damals zu "Tales Of The Weird"-Zeiten auch fehl am Platze, wird sich das Gesamtausmaß dieses Albums erst nach Wochen, gar Monaten zeigen. Jedenfalls ist eine Suchtwarnung auszusprechen und der imaginäre Hut zu ziehen, schafft PARADOX doch mit "Heresy II – End Of A Legend" etwas, was nicht einfach ist: Einem absoluten Kultalbum nach vielen, vielen Jahren einen zweiten, nicht minder tollen Teil mit Wachstumspotential verpassen. Gut gemacht!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp