PARASITE INC. - Cyan Night Dreams
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2022
Mehr über Parasite Inc.
- Genre:
- Melodic Death Metal / Industrial
- ∅-Note:
- 7.25
- Label:
- Reaper Entertainment
- Release:
- 19.08.2022
- Lithium
- I Am
- First Born
- Cyan Night Dreams
- In False Light
- Osmium
- Follow The Blind
- Under Broken Skies
- Into Destruction
- When All Is Said
Musikalische Selbsfindung in Albumform.
Die Aalener PARASITE INC waren schon immer ein Enigma für mich. Immer wieder haute der Vierer astreine Singles raus, die mich komplett abholten wie etwa 'Armageddon in 16 to 9' oder 'The Pulse Of The Dead', doch auf Albumdistanz konnten mich die bisherigen Silberlinge "Time Tears Down" und "Dead And Alive" nie gänzlich überzeugen. Zu sehr klang das Material für mich so, als hätten CHILDREN OF BODOM, ARCH ENEMY und DARK TRANQUILLITY einen Sprößling gezeugt, der bei mir immer eher den Hunger nach einer erneute Beschäftigung mit den musikalische Vorbildern als mit dem Werk aus Bayern weckte. Der dritte Silberling "Cyan Night Dreams" verspricht nun aber "neue und unerwartete" Soundelemente, sowie einen eigenständigeren Bandsound.
Der eigentliche Opener 'I Am' (das kurze Intro 'Lithium' lassen wir einmal außen vor) lässt davon aber erst einmal nicht viel erahnen, hätte die temporeiche und solide Nummer mit ihren typischen Melodic-Death-Riffs auch gut auf "Time Tears Down" gepasst. 'First Born' ist da mit seinen epischen und trotzdem sehr dezenten Keyboards und einem famosen Gitarren-Mittelteil schon deutlich überzeugender und fällt für mich in die Kategorie von starken Songs, die das Quartett auch früher schon als Single veröffentlicht hat. Nein, diese beiden Tracks können mit den "unerwarteten Soundelementen" nicht gemeint gewesen sein, sehr wohl aber der folgende Titeltrack, der mit Elektro-Spielereien, kitschigen Keyboards und generischem Klargesang im Refrain ganz tief in der ELECTRIC CALLBOY-Kiste wühlt. Ob die Aalener hier auf den Metalcore-Hypetrain aufspringen wollten? Sicher kann ich es nicht sagen, auf jeden Fall überzeugt mich die Nummer überhaupt nicht und etabliert auch nicht unbedingt einen eigenständigen Sound, sondern bedient sich nur eben recht offensichtlich bei anderen Vorbildern.
'In False Light' und auch das wunderbar eingängige 'Into Destruction' treffen da schon deutlich eher meinen Nerv, beweisen wie auch schon andere Songs der Bandgeschichte, wie man Keyboards und Industrial-Versatzstücke perfekt in das Melodic-Death-Fundament einbindet, und sind auch in Sachen Eingängigkeit absolute Volltreffer. Leider werden diesen Highlights in der zweiten Albumhälfte aber wenige weitere Höhepunkte zur Seite gestellt, denn ansonsten versucht sich der Vierer als PAIN-Tributband, haut alle Syntheziser in die Songs, die irgendwo im Studio rumstanden, und vergreift sich auch beim Gesang zu oft an der Effekt-Trickkiste. Schlecht ist das dargebotene Material dabei nicht und auch Songs wie 'Under Broken Skies' haben ihre Momente, doch überzeugen kann mich keine dieser Nummern wirklich. Und diese Worte kommen von jemandem, der generell überhaupt kein Problem mit modernen Versatzstücken im klassichen Metal-Kontext hat, Bands wie PAIN sehr schätzt und sogar das Dub-Step-Experiment von KORN bis heute liebt. Nur hier funktioniert der Mix dieser Elemente einfach nicht, da sie sich nicht organisch in alle Kompositionen einfügen und das Album gerade in seiner Gesamtheit unter dieser musikalische Zerrissenheit leidet.
Irgendwie scheint "Cyan Night Dreams" eine Band zu präsentieren, die auf der Suche nach sich selbst ist. Und das obwohl die Jungs eigentlich einen Sound gefunden hatten, der zwar für mich persönlich nicht unbedingt eigenständig war, ihnen dank starkem Songwriting aber verdient ein großes Publikum und sogar Chart-Erfolge eingebracht hat. Auch der dritte Silberling hat solche starken Momente und mindestens zwei Hits im Gepäck, klingt abseits davon aber wie ein großes Experiment, das zumindest in meinen Ohren nur sehr selten wirklich gelingt.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs