PARIAH - Blaze Of Obscurity
Mehr über Pariah
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Noise International
- Missionary Of Mercy
- Puppet Regime
- Canary
- Blaze Of Obscurity
- Retaliate!
- Hypochondriac
- Enemy Within
- The Brotherhood
Das zweite Album der damals ehemaligen SATAN ist bis zum heutigen Tage eine Offenbahrung in Sachen Spielfreude und Energie. Kaufen!
Die Band SATAN zählt für mich bis heute zu den interessantesten Bands der NWoBHM. Nach einer grandiosen 7", zwei ebenso fantastischen Samplersongs, zwei fulminanten Alben namens "Court In The Act" und "Suspended Sentence", sowie der tollen "Into The Future"-EP, entschied man bandintern, sich in PARIAH umzubenennen, da lediglich der Bandname SATAN Schuld am bis dahin ausgebliebenen Erfolg gewesen sein sollte. Mit komplett identischer Besetzung erscheint im Jahr 1988 zuerst das relativ komplexe Album "The Kindred", auf dem man nach meinem Befinden ein bisschen auf stilistischer Suche ist. Diese ist dann ein Jahr später abgeschlossen und so präsentiert sich anno 1989 das Quintett mit "Blaze Of Obscurity" in exzellenter Verfassung.
Dieses Album bietet alles, was der Freund von melodisch treibendem Stromgitarrenrock hören möchte: Die unvergleichlich großartigen Gitarrenduelle der Herren Tippins und Ramsey, das permanent pumpende Bassspiel von Mister English, die knüppelharte Schlagwerktechnik von Onkel Taylor und den kraftvoll heiseren Gesang von Michael Jackson. Alles Zutaten, die auch bereits auf voran gegangenen Alben zu hören waren – den Gesang von Michael mal ausgenommen – allerdings nicht in dieser bestechenden Qualität. Alle acht Nummern dieses Albums entfachen kleine Feuerwerke der Spielfreude. Es ist schier unglaublich, wie mitreißend diese Titel aus den Boxen spritzen.
Ich halte ja das Gitarrenduo Russ Tippins/Steve Ramsey mal eben für das Beste, was es auf diesem Sektor zu hören gibt. Die beiden Jungs spielen mit so viel Frische, dass man unweigerlich irgendwo feucht wird. Natürlich sind hierbei Parallelen zu den großen Brüdern der eisernen Jungfrau zu hören (gewesen), aber auf dem hier vorliegenden Album machen die ehemaligen Satanisten den längst gestreiften Fußballspielern vor, wie man seine selbst erfundene Stilistik in eine melodischere Richtung schwenkt, ohne dabei mit Gitarrensynthesizern den Sound zu verwässern. Und als besonderen Bonus gibt es noch sozialkritische Texte. Stimmt also alles.
Wenn man die Scheibe das erste Mal auflegt, wird wahrscheinlich das rattenscharfe Ohrwurmmonster 'Canary' sofort seine Krallen ausfahren und sich mit seiner widerborstigen Melodieführung unwillkürlich in den Ohrmuscheln fest krallen. Diese Nummer ist die Blaupause eines treibend-melodischen Riffkillers. Alle Daumen fliegen hoch. Aber auch der rasante Opener 'Misionary Of Mercy' mit seinem extrem flinken Drumspiel, sowie der Nackenbrecher 'Retaliate!' werden zügig Begeisterung auslösen. Allein die gerade erwähnte Eröffnungsnummer beinhaltet mehr viel Abwechslung als eine aktuelle Maiden-Scheibe über ihre komplette Distanz. Die verlangsamte Mittelpassage der Nummer, in der es erstmals wundervolle Soli beider Helden zu hören gibt, sorgt bei mir bis heute für absolute Euphorie. Der pure Wahnsinn.
'Puppet Regime' steigert diese Euphorie dann mit seiner dynamischen Rhythmik ins Unermessliche bevor das eben erwähnte 'Canary' beinahe gut gelaunt um die Ecke gerauscht kommt. Dauerohrwurmgarantie. Garantiert. Die zweite Seite des herrlichen Vinyls wird vom Härtner 'Retaliate!' feist eröffnet. Das ist beinahe Speed Metal. Und Mister Jackson belegt bei diesem Straßenfeger, dass er auch so aggressive Nummern wunderprächtigt singen konnte. Töfte. 'Hypochondriac' und 'Enemy Within' sind dann beide ziemlich vertrackte Titel, die man sich ein wenig erarbeiten muss. Ein Umstand, der aufgrund der knusprigen Gitarren aber nicht schwer fallen dürfte. Insgesamt aber die beiden schwächsten Songs diesen Albums, welches mit den jeweiligen Seitenendern die absoluten Highlights bis zum Schluss aufbewahrt.
Während 'The Brotherhood' eine sich immens steigernde Riff-Rakete ist, deren Energiepotential man sich nicht entziehen kann, entpuppt sich der Titelsong als fantastische Halbballade ohne jeglichen Schmalz und Kitsch. Die große Kunst des Komponierens.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Holger Andrae