PENSéES NOCTURNES - Vaccuum
Mehr über Pensées Nocturnes
- Genre:
- Black Metal / Ambient
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Les Acteurs De L'Ombre Productions
- Release:
- 03.04.2009
- Lune Malade
- Flore
- Des-Espoir
- Coups De Bleus
- Epitaphe
- Repas De Corbeaux
Klassik und Black Metal gehen eine Synthese von großer Klasse ein, die es bei der Zielgruppe schwer haben wird.
Obwohl es eine CD ist, setzt beim Einlegen der Scheibe die Nadel des Plattenspielers auf. Es knistert kurz und Spinett und Geige empfangen uns in der Welt PENSÉES NOCTURNES auf deren Debütalbum "Vacuum". Diese Welt besteht aus verzweifelter Schwermut einerseits und anmutiger Romantik andererseits. Die
Synthese, die der französische Einzelgänger Vaerohn aus diesen Elementen erschafft, beeindruckt beim ersten Hören. Die Verbindungen der schwarzmetallischen Elemente mit den ausgiebig eingesetzten klassischen Instrumenten und durch sie dominierten Passagen sind auf jeden Fall schlüssig konzipiert und handwerklich mehr als sauber ausgeführt. Vor allem ist es Vaerohn hoch anzurechnen, dass er eben nicht nur sphärisch auf einem Keyboard herumklimpert, um die Stimmung im Hintergrund zu bereichern, und es dann "klassisch" nennt. Er baut seine Stücke, beziehungsweise weite Passagen derselben, auf musikalischen Motiven und Arrangements auf, die den kompositorischen Regeln der klassischen Musik folgen. Damit hat sich Vaerohn ganz offensichtlich ausgiebig beschäftigt.
Hierbei arbeitet er viel mit Motiven und Melodielinien, welche dem eigenen Geist entsprungen sind und dennoch klassische Züge tragen. Doch des Öfteren lässt er sich auch von wirklichen Klassikern leiten, wobei insbesondere Frédéric Chopin zu nennen ist. Dessen 'Nocturne' (Op. 55, Nr. 1) nennt Vaerohn selbst als grundlegende Inspirationsquelle für das großartige 'Des-Espoir'. Doch auch anderenorts flackern kurze Chopin-Fragmente auf wie etwa bei 'Flore', wo ein kurzer Verweis auf 'Marche Funèbre' anklingt. Gesanglich bewegen wir uns - wie im so genannten depressiven Black Metal allzu üblich - vorwiegend in
grishnackhschen Gefilden, was zur Musik und Stimmung sehr gut passt, aber sicherlich auch nicht der Weißheit letzter Schluss ist. Ein wenig aus dem Rahmen fällt die gelungene, aber im Albumkontext zunächst etwas deplatziert wirkende Jazz-Adaption 'Coups De Bleus'. Läuft das zehnminütige Stück auch etwas länger, so wirkt dessen Präsenz spätestens mit dem Einsetzen des schwarzmetallischen Elements letztlich doch wieder schlüssig.
Positiv ist weiter zu erwähnen, dass Vaerohn die klassischen, orchestralen Instrumente wie Bläser, Streicher und Glockenspiel, aber auch das Piano entweder selbst spielt oder sich von Gastmusikern, welche dieselben ausgezeichnet beherrschen, unterstützen lässt. Auch lyrisch hat er sich alle Mühe gegeben. Entweder interpretiert er alte Gedichte wie 'Lune Malade' von Albert Giraud und 'Repas De Corbeaux' von Maurice Rollinat, oder aber er gibt sich selbst ordentliche Mühe, anspruchsvoll in seiner französischen Muttersprache zu dichten.
Damit bleibt aus meiner Sicht als Fazit, dass die nächtlichen Gedanken des Herrn Vaerohn sich ohne jeden Zweifel auf einem musikalisch und künstlerisch sehr hohen Niveau bewegen. Auch kann dem Protagonisten attestiert werden, dass er sich wahrlich bemüht, dem von ihm gewählten schwarzmetallischen Genre neue Facetten hinzuzufügen. Das gelingt ihm für mein Empfinden sehr gut, wobei "Vacuum" natürlich ein Album ist, für das ich nur sehr selten in die richtige Stimmung kommen werde. Auch die Zielgruppe des depressiven Black Metals im Allgemeinen wird ihre Schwierigkeiten damit haben, dass das Album trotz der melancholischen und düsteren Grundausrichtung auch innerhalb eines Stückes sehr variantenreich und somit gewissermaßen aufwühlend ist. Ganz in der Tradition klassischer Musik scheut Vaerohn die sich wiederholenden und immer wiederkehrenden Elemente, welche ansonsten im Depri-Black essentielles Stilmittel sind. Damit gehe ich davon aus, dass PENSÉES NOCTURNES nur eine sehr überschaubare Zielgruppe wird erreichen können.
Anspieltipps: Lune Malade, Des-Espoir, Repas De Corbeaux
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle