PEOPLES TEMPER - Statement Of Liberty
Mehr über Peoples Temper
- Genre:
- Stoner Rock / Desert Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Bacillus Records / Bellaphon
- Release:
- 25.10.2013
- Liberty
- The Wave
- Liquor King
- Get Ready
- Bring Me Down
- Back To The City
- Fix Me Up
- Frisco Bay
- Come With Us
- Monumental
- St.Barths
- Once Upon A Time
- All Evil Is Gone
Schmissiger Stoner Rock aus Hessen? Aber hallo!
Na sowas! Es hat den Anschein als würde sich Europa zu einer Art zweitem Standbein des traditionell in den Vereinigten Staaten verwurzelten Stoner- respektive Desert Rock entwickeln. Als Beispiele seien aktuell HELHORSE aus Dänemark sowie die deutsch-schwedische Gemeinschaftsarbeit GRAND MASSIVE mit ihren jüngsten Veröffentlichungen genannt, sowie die experimentelle Verbindung von Stoner und finnischem Folk mit Namen LOVIJATAR. Außerdem erreicht uns aus Frankfurt diesen Herbst ein weiterer überzeugender Beitrag zur europäischen Stoner-Bewegung: PEOPLES TEMPER nennen sich die drei Hessen, die mit "Statement Of Liberty" ihr, wie sie es nennen, "zweites Schweiß- und Tränenpotpourri" auf den Markt bringen.
Dreizehn Tracks werden auf "Statement Of Liberty" geboten (auf Vinyl gibt’s sogar noch zwei Bonustracks obendrauf), und was PEOPLES TEMPER musikalisch abliefert, kann es mit MOONBOW, QUEENS OF THE STONE AGE und Konsorten allemal aufnehmen. Mir ist ja schleierhaft, wie man ohne Bassgitarre einen solch derben, tief im Dreck pflügenden Sound produzieren kann, aber genau dieses Kunststück vollbringt PEOPLES TEMPER! Über das gesamte Album hinweg zieht sich eine dichte Klangmauer, ohne dass irgend jemand den Tieftöner vermissen würde. Der Sound ist geradezu perfekt; Gitarren, Gesang und Schlagzeug spielen alle jeweils ihre tragende Rolle und fügen sich optimal zu einem finsteren Klanggewand zusammen, ebenso dumpf wie verwaschen leuchtend. Käme jemals eine Band auf die Idee, in einem Stollen unter Tage ein Konzert zu geben, würde das Ergebnis wohl so klingen wie "Statement Of Liberty".
Das Songwriting hat Hand und Fuß, die in sich geschlossen komponierten Songs drücken entweder gut nach vorne oder zwirbeln in nachdenklicher Stimmung durch die Hirnwindungen. Vor allem zu Beginn legt die Truppe ein paar richtige Knaller hin: Erwähnt sei beispielsweise die melodische Stoner-Hymne 'The Wave', mit ihrem eingängigen, von elegantem Gitarren-Tapping untermalten Vers, dem mitreißenden Interlude und dem selbstbewusst rockigen Refrain. Oder auch das flotte 'Liquor King', mit verspielt-fließenden Strophen und einem großartigen Haudrauf-Chorus. Großes Kino, diese malmenden, tiefen Gitarren, wenn’s zur Sache geht, und im Kontrast dazu die ruhigen Klangfolgen in den zurückhaltenden Teilen. Würde es auf diesem Niveau weitergehen, stünde PEOPLES TEMPER berechtigterweise an der Spitze der europäischen Stoner-Bewegung. Ganz geht die Rechnung dann aber doch nicht auf, was den einfachen Grund hat, dass sich über die gesamte Spieldauer die Muster des Öfteren wiederholen und wirklich herausragende Nummern seltener werden. Die einzelnen Tracks für sich funktionieren prächtig, nur fehlt "Statement Of Liberty" in der Gesamtbetrachtung doch auf Dauer die nötige Abwechslung, um ganz vorne mitzumischen. Erwähnt seien noch das fröhlich-punkige Gedresche 'Back To The City', der bluesige Auftakt von 'Come With Us', und das melancholische 'Once Upon A Time', das hier und da sogar Post-Hardcore-Gefilde streift. Auch diese Nummern landen früher oder später wieder in mittelamerikanischen Wüstengegenden, zeigen aber, dass mit ein wenig Kreativität der Unterhaltungsgrad deutlich gesteigert werden kann.
Ja, "Statement Of Liberty" ist zielstrebig, schmissig, schmutzig, selbstbewusst, und sollte PEOPLES TEMPER zu Anerkennung und gesteigerter Bekanntheit verhelfen. Es gibt am zweiten Album der Hessen so gut wie nichts aussetzen, außer eben dass sich beim Durchhören der dreizehn Tracks zu selten wirklich markante Höhepunkte finden, die für ausufernde Euphorie sorgen würden. Und so verweise ich an dieser Stelle auf die Erläuterung aus unserem Notenspiegel zu Platten der meiner Meinung nach zutreffenden Punktekategorie: "Ein gutes Album, dem der letzte Kick fehlt, um es dauerhaft auflegen zu wollen."
Anspieltipps: The Wave, Liquor King, Once Upon A Time
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause