PERRY, STEVE - Traces
Mehr über Perry, Steve
- Genre:
- AOR
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Concord Music / Fantasy Records / Universal Music
- Release:
- 09.12.2018
- No Erasin'
- We're Still Here
- Most Of All
- No More Cryin'
- In The Rain
- Sun Shine Gray
- You Belong To Me
- Easy To Love
- I Need You
- We Fly
Goldener Schmalz!
Ziemlich unerwartet erscheint im letzten Herbst das dritte Soloalbum des ehemaligen JOURNEY-Sängers STEVE PERRY. Unerwartet, weil er sich lange aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte und es mehrfach Aussagen gab, er würde nie wieder Musik aufnehmen wollen. Seine verstorbene Lebensgefährtin der letzten Jahre nahm ihm allerdings das Versprechen ab, mit diesem Vorsatz zu brechen und so entstand "Traces". Weiß man um diese Vorgeschichte, hört man das Album mit etwas anderen Ohren und man ist weniger erstaunt über die Melancholie, die vielen Songs inne wohnt.
Ich muss gestehen, dass ich zuerst nicht sonderlich angetan von "Traces" war, da es außer dem Appetizer 'No Erasin'' keine Uptempo-Nummern auf dem Silberling gab. Diese Nummer hatte es mir allerdings dermaßen angetan, dass ich die Scheibe immer wieder im Player hatte. So kam es dann, dass es irgendwann "Klick" machte und ich mich intensiver unterm Kopfhörer mit dem Material beschäftigte. Als ich dabei die Geschichte hinter den Nummern las, klickte es noch einmal und seither läuft der Rundling in regelmäßigen Abständen bei mir. Natürlich spielt der noch immer unglaubliche Gesang von Steve Perry dabei eine maßgebliche Rolle, denn es gibt keinen anderen Sänger, der so gefühlvoll in die Kitschkiste greift. Seine Platten mit JOURNEY sind die Blaupausen für alle AOR-Veröffentlichungen und auch wenn seine Nachfolger allesamt eine recht gute Figur machen konnten, wird er für mich der Sänger von JOURNEY bleiben.
Aber zurück ins Jahr 2018 und zu diesem Album. Wie ich bereits schrieb, ist der Opener ein wunderbar mitreißender Uptempo-Rocker mit der besten Stimme, die dieses Metier zu bieten hat. Da öffnet sich das Herz und der Kuschelrocker kuschelt. Danach wird der eh schon minimale Härtegrad allerdings dauerhaft niedriger gehalten, was mich zuerst etwas gestört hat. Heute weiß ich gar nicht, wie ich Highlights benennen soll. Es ist irgendwie immer der Song, der gerade läuft. So verzaubert mich das verhältnismäßig kraftvolle 'No More Cryin'' mit seiner sehr gefühlvollen Melodie und dem tollen Solo, während ich bei 'In The Rain' immer kurz vor einem Taschentuch-Einsatz bin. Diese Ballade, die von sanften Streichern und einem behutsamen Piano untermalt ist, unterstreicht die Grundstimmung des Albums und hebt Perrys Stimme noch höher als es die rockigeren Stücke vermögen.
Wobei mit 'Sun Shines Gray' ein weiterer Rocker zu meinen Hochlichtern zählt. Dieses positive Stück in der Mitte des Albums pustet mal eben die ganze Melancholie der anderen Stücke davon und wird sicherlich auf den nächsten Cabriolet-Sampler kommen. Vielleicht sollte ich mir erstmal ein solches Fahrzeug besorgen.
Dass man am Schluss vier Balladen platziert, ist dann auch mir zu viel Schmalz am Stück, aber das schmälert den positiven Gesamteindruck von "Traces" nur geringfügig. Ich kann die Scheibe momentan immer wieder zwischen SACRAL RAGE und KHEMMIS laufen lassen und fühlen mich allerbestens beschallt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae