PHIDEAUX - Doomsday Afternoon
Mehr über Phideaux
- Genre:
- Progressive Pop
- Label:
- Bloodfish Music /
- Release:
- 21.05.2007
- Micro Softdeathstar
- The Doctrine Of Eternal Ice (Part One)
- Candybrain
- Crumble
- The Doctrine Of Eternal Ice (Part Two)
- Thank You For The Evil
- A Wasteland Of Memories
- Crumble
- Formaldehyde
- Microdeath Softstar
PHIDEAUX, obschon in den letzten Jahren durchaus produktiv, rückt mit "Doomsday Afternoon" erstmals in mein Gesichtsfeld, dabei handelt es sich um eine wirklich interessante Band, die hiermit ein anspruchsvolles Album aus dem weiten Ozean progressiver Musik an Land gezogen hat. Die stellenweise klassisch anmutende Musik verleugnet keineswegs das Erbe der Rockgiganten PINK FLOYD, bleibt dabei aber noch längst nicht stehen. Vor allem gesanglich erreicht man die gediegene Emotionalität und die durch getragene, weit gespannte Melodiebögen geprägte Stilistik der Altmeister scheinbar mühelos. Doch auch reichhaltige Streicher- und gelegentliche Keyboardharmonien fügen sich organisch in den meist warmen Gitarrensound ein, der oftmals von dynamischer Klavierbegleitung getragen wird - etwa im Eröffnungsstück 'Micro Softdeathstar' über elf Minuten hinweg in sanftem Wogen und Gleiten.
'The Doctrine Of Eternal Ice (Part One)' erklingt deutlich bewegter, bläserbefeuert, als wild-rhythmischer Reigentanz, geradezu aufgewühlt - und dennoch fließend. Das von Akustikgitarre, Flöte und Klatschehändchen begleitete, im wesentlichen jedoch vom Gesang getragene 'Candybrain' erinnert mit seinem durch und durch harmonischen, folkloristisch beeinflussten Stil gar an die frühen GENESIS. Überhaupt fließen die einzelnen Stücke ganz wunderbar ineinander und machen "Doomsday Afternoon" zu einem echten, zusammenhängenden Album, das diese Bezeichnung auch verdient. "An Eco Terror Tale" lautet dessen Untertitel, und sowohl die Songtexte als auch die Bilder im Booklet beschäftigen sich - in offen gehaltener Form - mit Umweltzerstörung, sozialen Gräben, menschlichen Abgründen und apokalyptischen Szenerien. In den Gemälden sind diese in einem eigenartigen Stil dargestellt, welcher mit kräftigen, bunten Farben Elemente naiver Malerei mit ausdrucksstarker Seelenmalerei im Stile eines Edvard Munch verbindet und dank dieser Gegensätze sehr eindringlich wirkt. Doch zurück zur Musik:
Auf ein träumerisches, klaviergetragenes Instrumentalstück namens 'Crumble' folgt mit dem zweiten Teil von 'The Doctrine Of Eternal Ice' eine echte Perle progressiver Wandlungsfähigkeit. Derart luxuriöse, üppige, doch nie ins Pompöse übersteigerte, ausgewogene und doch eindringliche Arrangements bekommt man ohnehin kaum einmal zu hören; dazu klingen sie hier noch so nostalgisch, als seien sie durch eine unerklärliche Zeitmembran aus den Siebzigern hinüberdiffundiert. Die Instrumentierung bei PHIDEAUX erinnert mich bisweilen an KLAATU. Mastermind Phideaux Xavier hat einen breiten Stab an Musikern um sich geschart. Bereits die Stammbesetzung besteht aus neun Leuten. Neben der klassischen Rockbesetzung mit wechselnden Gitarren gibt es da eine Vielfalt an Tasteninstrumenten (Klavier, Hammond, Rhodes, Korg, Arp und Moogs) und bis zu vier Sänger(innen) zu hören. Hinzu kommen in sechs der zehn Stücke insgesamt sieben Gastmusiker (u. a. mit Dulcimer und Flöten), ganz abgesehen von einem fünfzehnköpfigen Orchester unter der Leitung von Paul Rudolph. Um so verblüffender ist es, wie elegant das Spiel aller Beteiligten stets ineinander greift.
Der zweite Akt des Albums beginnt melancholischer mit dem schleppenden und dunkler eingefärbten 'Thank You For The Evil', wobei es sich wiederum um einen stark FLOYDig geprägten Song handelt. Doch vom Schatten des Epigonentums ist bei PHIDEAUX nichts zu spüren, daraus sind sie längst hervorgetreten, haben sich von ihren Einflüssen emanzipiert. Das kurze 'A Wasteland Of Memories' speist sich dann auch weitaus mehr aus klassischer Musik als aus sinfonischem Rock, und doch fügt es sich perfekt in das Gesamtwerk ein. Überhaupt ist auf "Doomsday Afternoon" die Symbiose unterschiedlicher Stilelemente vortrefflich gelungen, niemals klingt PHIDEAUXs Musik unschlüssig oder überladen. Selbst das wohl untypischste Stück, 'Crumble', welches hier als ein lediglich vom Klavier begleitetes, äußerst sanftes Lied mit weiblicher Stimme wieder aufgegriffen wird, wirkt da nicht fremd.
Mit 'Formaldehyde' folgt ein wunderschönes Duett in progressivem Folkballadenstil, welches sich im letzten Drittel zu einem spannungsreichen und sehnsuchtsvollen Rockmeisterwerk entwickelt. Eine derartig überwältigende Komposition hätte ich im Progbereich allenfalls noch von MUSE erwartet - freilich nicht in solch grandiosem Arrangement und derart gelassenem Tempo. 'Microdeath Softstar' bringt das Album angemessen zum krönenden Abschluss. Hier übertreffen PHIDEAUX in Opulenz und Progressivität sogar sich selbst.
Anspieltipps: Candybrain, The Doctrine Of Eternal Ice (Part Two), Formaldehyde, Microdeath Softstar
- Redakteur:
- Eike Schmitz