PIL & BUE - Forget The Past, Let's Worry About The Future
Mehr über Pil & Bue
- Genre:
- Indie/Art/Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Name Music / Indie Recordings
- Release:
- 29.01.2016
- No Is The Answer
- Shakkakakka
- Fire
- Nevermind
- Fear Flee Freeze Fight
- Afterlife
Bislang das Beste von PETTER CARLSEN!
PIL & BUE ist norwegisch und heißt "Pfeil und Bogen". Selbstverständlich ist PIL & BUE ein Duo, bestehend aus Aleksander Kostopoulos und Petter Carlsen. Zumindest letzteren kann man kennen, vor allem wenn man mit dem ANATHEMA-Umfeld ein wenig vertraut ist. Der Singer/Songwriter ist ein Freund von Danny Cavanagh und hat die Liverpooler schon einmal im Vorprogramm begleitet, und u.a. Gastbeiträge auf "Weather Systems" liefern dürfen.
Sein Counterpart bei PIL & BUE ist weit weniger bekannt, kommt aber aus dieser viel versprechenden Szene aus Tromsø, die uns beispielsweise letztens mit Heidi Solheims PRISTINE (zum Review von "Reboot") beglückt hat. Kostopoulos selber hat seine ersten Meriten u.a. bei einer Prog-Band namens NEOGRASS verdient.
Nach dieser langen Einleitung mach ich’s nun ganz kurz und stelle das Fazit an erste Stelle: PIL & BUE ist das bislang Beste, was ich von Petter Carlsen kenne! Das Duo fungiert musikalisch deutlich garstiger als der ätherische Rock auf Petters Solo-Alben ("Sirens", "Clocks Don't Count") Die Bariton-Gitarre cruncht teilweise mit maximaler Verzerrung nahe der Übersteuerung und gerade der Opener 'No Is The Answer' rockt straight, flott und dennoch intelligent nach vorne, und das etwas schleppendere, fast sogar an ENGINE erinnernde ‘Shakkakakka’ steht dem in nichts in Sachen Catchyness nach. Wir hören also harten Indie/Alternative-Rock, der jedem alten DREDG’ler gefallen wird, der sich auch leichte RADIOHEAD-Schrägheiten gefallen lässt.
Doch das ist nur eine Facette. Es kann wie in 'Fire' auch ausschweifender, sozusagen "post"iger und getragen-atmosphärisch, sogar mal kurz shoegazig oder gar poppig werden, auf der anderen Seite sind aber auch Ausflüge ins Sperrig-progressive auszumachen. Besonders hervorzuheben sei, dass die Musik auf "Forget The Past, Let’s Worry About The Future" zu keiner Minute schöngeistig oder gar naturromantisch melancholisch klingt. Schon der Titel verrät es, es passiert einfach gerade zuviel auf dieser Welt, um heimelig sinnierend im Sofa zu sitzen. Lyrisch adressiert PIL & BUE das Leid und die Unterdrückung, die viele Frauen immer noch auf allen Teilen der Welt erleiden müssen. Und selten habe ich Carlsen so eindringlich singen hören. Wenn er mit seiner Stimme in den Höhen schneidend laut und aggressiv wird, zittert es immer in mir. Carlsen scheint das alles sehr zu berühren, aber auch ziemlich anzupissen. Und das steht ihm einfach wahnsinnig gut zu Gesicht. Der Ausbruch am Schluss von 'Fire' - genial!
So finde ich wirklich jeden der sechs Songs sehr gelungen, insbesondere der lange Abschluss-Track 'Afterlife' mit den wunderbaren E-Bow-(?)Obertönen und seiner brillanten, langsamen Steigerung schafft nochmal maximale Spannung in den Haarwurzeln.
Das einzige, bei dem ich mir hier unschlüssig bin, ist die Länge der CD. Nach einer guten halben Stunde ist hier Schluss. Das wäre für CRIPPLED BLACK PHOENIX nicht einmal eine EP. Als solche wird diese Veröffentlichung jedoch nicht deklariert. Aber egal, wie der Preis sein wird, alle sechs Songs sind ihr Geld absolut wert!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker