PITBULLS IN THE NURSERY - Equanimity
Mehr über Pitbulls In The Nursery
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Klonosphere Records
- Release:
- 05.05.2015
- Crawling
- Rule The Plight
- The Oath
- Reality
- Interlude
- Conspiracy
- Soulbones
- Your Dream's Not Mine
Death Metal 2.0 - sphärisch, deftig, unberechenbar!
Wenn man sich das neue Album von PITBULLS IN THE NURSERY zu Gemüte führt, fühlt man sich von diesen Franzosen deutlich im Stich gelassen. Fast eine komplette Dekade hat die Band auf Eis gelegen, sich aus dem Business zurückgezogen und zwischenzeitlich gar entschieden, dass sie dem modernen Metal keine Impulse mehr verpassen könnte. Dass sich das Quintett definitiv geirrt hat, hat man intern wohl auch irgendwann erkannt. Still und heimlich hat man sich wieder zusammengefunden, um an neuen Songs zu arbeiten und die aktuellen Strömungen in der härteren Szene auf ganz besondere Art und Weise zu interpretieren. Das Resultat könnte phänomenaler kaum sein, hört auf den Namen "Equanimity" und ist vielleicht das beste Prog-Death-Album des laufenden Jahrzehnts. Nicht schlecht also für eine Band, die eigentlich schon entschieden hatte, alles gesagt zu haben...
Das neue Album ist zunächst einmal ein Sammelsurium unterschiedlichster Einflüse. PITBULLS IN THE NURSERY kommt zu einem gewissen Anteil auch aus dem Hardcore-Sektor, was sich auf "Equanimity" beim Riffing deutlich niederschlägt. Hier werden brachiale Stakkatos ausgepackt, teilweise sogar Elemente aus dem Deathcore verwendet, aber auch die Mathcore-Schiene bedient. Die Basis der neun frischen Nummern liegt jedoch ganz klar im Death Metal, der hier mit unzähligen progressiven Einschüben auf ein ganz neues Level gehoben wird. "Equanimity" geizt weder mit Breaks, noch mit irrwitzigen Arrangements, mischt Brachialität gelegentlich mit einer kontrastreichen Stille, nimmt selbst melancholische Parts in den Sound auf, nur um sie kurz darauf wieder mit brutalen Grooves und experimentellen Takten zu zerschlagen. Alleine im Opener 'Crawling' werden genügend Ideen für ein komplettes Album verarbeitet, doch obschon der Track mehr als schwer verdaulich ist, bleiben seine Strukturen linear und nachvollziehbar. Genau dieses Kunsstück vollführt PITBULLS IN THE NUSERY in der Folge auch in den acht anderen Tracks der neuen Platte, deren Kontrastreichtum für manch andere Truppe längst das chaotische Aus bedeutet hätte. Doch die Franzosen schaffen es nahezu spielerisch, verschiedene Emotionen zu parken, Einflüsse aus allen Stilrichtungen zu implementieren, ganz nebenbei auch noch ein paar Melodien einzupflegen und das Ganze am Ende doch so heavy zu halten, dass man fast wetten möchte, die Band hätte die komplette Pause darauf verwendet, ihr Comeback vorzubereiten.
Die Weiterentwicklung des Death Metal in zeitgemäße, progressive Richtungen ist kein Prozess, der erst gestern begonnen hat. Viele Bands haben sich daran versucht, viele Protagonisten haben ihren Anteil am Fortschritt in diesem Genre. Aber bislang hat keine einzige Band ein solches Manifest verankert und den Schritt zur Perfektion mit einer derartigen Souveränität vollzogen wie PITBULLS IN THE NURSERY auf "Equanimity". Da liegt es sogar schon zu diesem Zeitpunkt nahe, vom Album des Jahres zu sprechen!
Anspieltipps: komplett genießen und vor allem erleben!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Björn Backes