PLANKTON - Ocean Tales
Mehr über Plankton
- Genre:
- Instrumental Psych/Prog/Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Bulleribock Records
- Release:
- 15.12.2009
- We Come In Peace
- In The Meadows (Uti Vår Hage)
- Small Steps, Giant Leaps
- Pomperipossa
- I See Land
- Time Wounds All Heals
- First Snow
- Plankton Sans Frontiers
- When Worlds Collide
Instrumentaler Optimismus und detailreiche Bescheidenheit.
Der erste Eindruck bei diesem Werk? Nun, bevor die CD aus dem Digipack herausmanövriert werden kann, müssen die Augen zuerst einmal am Cover vorbei. Das ist etwas leichter gesagt als getan, denn der fleischgewordene Mischmasch aus allerlei aquatischer Fauna und Flora ist mit seiner dreisten Pracht und Detailverliebtheit eines der besten Artworks, die seit längerer Zeit meine Netzhaut beglückt haben. Ein zu würdigendes Kunstwerk an sich.
Nun heißt es aber auch in einem ausgelutschten, aber unsterblichem Sprichwort "Don't judge a band by its cover". Diese Weisheit greift hier auf gleich zwei Arten, erweist sich jedoch nur bei einer als korrekt.
Einerseits kann ich kurz und knapp sagen, dass die Musik in Feinheit und Qualität der Frontalseite in nichts nachsteht. Andererseits hatte ich beim Anblick all dieser urtümlichen Ozeanik zuallererst den Eindruck, als würde mich hier eine massive progressive Sludge-Attacke a la THE OCEAN oder zumindest ein etwas leichtfüßigeres Stoner/psychbiest wie GIANT SQUID erwarten. Weit gefehlt jedoch, denn PLANKTON spielen eine recht Genre-neutral-basische Mischung aus sanftem Rock, härteren Progklängen und jammigen Klangländereien.
Ein Sänger fehlt gänzlich, die Schweden haben sich entschlossen, alles rein instrumental zu halten, um ihre auditiven Gemälde stimmungsmäßig leicht ambig und die Phantasie anregend zu gestalten. Der allgemeine Sound von PLANKTON ist mehr oder weniger Schall gewordener Optimismus (vielleicht bis auf einige frech-verschmitzte Ausreißer wie das drollige 'Pomperipossa' oder das funky groovende 'When Worlds Collide'), bunt eingespielt mit allerlei Bonbons, die in keinen exotischen Geschmacksrichtungen kommen, aber auf kreative Art das Album auf lange Sicht hörbar machen.
Obwohl es zu gleichen Teilen auf konkreten Brocken wie "Flow" aufbaut, ist "Ocean Tales" doch ein weitgehend texturelles "Chill"-Album und damit nichts für Riff-Fetischisten. Ebenso wenig darf man generell mit sich strikt wiederholenden Strukturen rechnen. Es geht eher linear von A nach B mit vielen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand sowie einer Handvoll angenehm überraschender Goldklumpen auf der Fahrbahn.
Dem Hörer werden Stücke im klassischen Rockgewand mit leicht verjamten (aber nie drückenden, übertrieben oder auch nur auffallend langen) Acid-Anwandlungen präsentiert. Dabei ist PLANKTON nicht wirklich aggressiv oder verleiht der Luft durch Intensität greifbare Form. Unaufdringlich, aber dennoch Aufmerksamkeit erregend. Auf den Gitarren liegt selbstverständlich hier der Fokus und dementsprechend sind diese mit allerlei Effektlametta (Stakkato-wah-wah, Volume swells, reichlich Reverb, wenn angebracht, etc...) ausgestattet und tummeln sich so gerüstet unbesorgt quer durchs Album, sowohl an Sachen Akkordfolgen, Melodien als auch emotionaler (manchmal aggressiverer) Solo-Arbeit.
Schön repräsentativ und möglicherweise eines der markanteren Songmaterialien ist 'I See Land'. Wäre da nicht die akustische Gitarre, so möchte man hier und da fast meinen, eine musikalisch direktere B-Side von EARTHs "And The Bees Made Honey In The Lion's Skull" im Player zu haben. Obwohl es dazu wohlgemerkt doch an Minimalismus und Soundmaueratmosphäre fehlt. Ein im letzten Drittel startendes tolles Gitarrenmotiv mit schöner Melodieführung, das auch von MIKE OLDFIELD stammen könnte, verleiht dem Lied dann noch etwas Biss und geleitet zum nächsten Song.
Liedspezifisch könnte man hier sicherlich noch Romane verfassen, doch besteht der Hauptreiz des Albums weniger in den Songs als autarke Einheiten selbst, sondern mehr ihrer Abfolge und der Eigenschaft dem Album als Einheit in Form von Bausteinen zu unterliegen. Vielleicht wäre es sogar zielführender von einem in mehrere Unterkapitel unterteilten Konzeptalbum zu reden. Dieses unauffällig meisterliche Werk genießt man jedenfalls am besten in einem Stück.
"Ocean Tales" ist eine farbenfrohe, flockige Scheibe zum Niederlegen, Eintauchen und Entspannen, auf dem es immer wieder kleine Details zu entdecken gibt und das daher auch gehörigen Langzeitspaß zu bieten hat.
Anspieltipps, wenn trotz obiger Ausführungen Rosinen aus dem süßen Teig zu picken sind: Plankton Sans Frontiers, I See Land, Pomperipossa, We Come In Peace
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Daniel Wimmer