PLUG-IN - Hijack
Mehr über Plug-In
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Danthägl
- Dropped
- Hijack
- Conkrete
- Meeting Steeve
- Texas Instruments
- B.O.B.
- Ron To The Hill
- Sevilla
Progressive Metal goes Mathematik
Bei derartigen Referenzen in der Gästeliste-Abteilung sollte klar sein, dass sich die Franzosen von PLUG-IN bereits ein anständiges Following erspielt haben, bevor die Band mit ihrem aktuellen Album "Hijack" Ernst zu machen gedachte. Renommierte Musiker wie Patrick Rondat, Sylvain Coudret und Andy Timmons haben sich dazu hinreißen lassen, das ziemlich anspruchsvolle Instrumental-Stück, welches die Band hier in neun Abschnitten anbietet, mit Solobeiträgen zu unterstützen - und dennoch will es "Hijack" - zumindest nicht auf Anhieb - erst einmal kaum gelingen, die Herzen des progressiv gestimmten Musikliebhabers im Sturm zu erobern.
"Hijack", soviel steht schon mal schnell fest, ist in erster Linie Gefrickel für Musik-Mathematiker. Die Songs sind größtenteils verspielt, von unzähligen Breaks durchsetzt und zumeist auch eine Demonstration der handwerklichen Qualitäten der einzelnen Beteiligten. Zu Beginn artet das Ganze direkt auch aus: 'Dropped', 'Hijack' und vor allem 'Conkrete' sind Griffbrettakrobatik der gehobenen Klasse, ausufernde Jams, die stellenweise auch abgefahrene Passagen enthalten, dementsprechend aber auch schwer zugängliche Kompositionen, bei denen relativ häufig der Kopf vor den Bauch gesetzt wird. Ein Problem? Ja, eigentlich schon, denn so quietschfidel die Herren aus Westeuropa ihre Instrumente bedienen, so wenig Seele ist hier partiell verankert, da man oftmals das Gefühl bekommt, hier würden viele Egotrips aufeinandertreffen, die auch individuell ihre Befriedigung erfahren müssen.
Etwas angenehmer wird es daher in der zweiten Hälfte, in der Nummern wie das schleppende 'B.O.B.' oder das melodische 'Texas Instruments' etwas entspanntere Mathematik in die Waagschale werfen. Auch das rockige 'Meeting Steeve' ist schon etwas schmeichelhafter für die verworrenen Gehörgänge und nimmt sich mit dem abschließenden Longtrack 'Sevilla' das Recht heraus, zwischen Hunderten Breaks auch mal ein paar anständige Grooves zu platzieren.
Dennoch ist man am Ende relativ zwiegespalten, was die Beurteilung dieses Albums betrifft. PLUG-IN sind in ihrem Handwerk Kenner und Könner, müssten aber eine ganze Spur songdienlicher komponieren und sich öfter in den Dienst der jeweiligen Komposition stellen, damit auch ein wahrer Genuss gewährleistet ist. "Hijack" hat viele ansprechende Momente, die jedoch nicht selten vom fehlenden Gespür dafür, was der Song braucht, ihre Wirkung verlieren. Für Instrumental-Frickler ist die Platte definitiv einen Test wert; darüber hinaus ist dieser schwere Brocken aber eher nicht zu empfehlen!
Anspieltipps: Meeting Steeve, Texas Instruments
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes