POLAND, CHRIS - Rare Trax
Mehr über Poland, Chris
- Genre:
- Hard Rock
- Label:
- Crook´d Records
- Big 15
- L.A.´d
- Won´t Take Me Back
- Lissa´s Found A Home
- Demons
- I´m Only Sleeping
- Acoustic Guitar Interlude R1
- Hold On
- SOS
- Lay It Down
- Voyager
- Angel
- Acoustic Guitar Interlude R2
- If Yellow Were Orange
Ich weiß ja nicht, wem der Name CHRIS POLAND noch etwas sagt?!? Zumindest hat sich der gute Mann vor einigen Jahren als Gitarrist bei MEGADETH (zu "Killing Is My Business... And Business Is Good"- und "Peace Sells... But Who´s Buying?"-Zeiten) einen mehr oder weniger großen Namen gemacht. Doch von dieser Art von Musik, also Heavy Metal im weitesten Sinne, hat er sich zwischenzeitlich sehr weit entfernt - wie die vorliegende Compilation "Rare Trax" deutlich vor Augen führt.
Die ersten sechs Songs des Albums stammen aus Chris´ MUMBO´S BRAIN-Zeit, als er zusammen mit seinem Bruder Mark (Schlagzeug) und dem Sänger John Skipp eine sehr homogene Einheit bildete. Vor allem John mit seiner blues-mäßigen, rauhen Stimme und Chris mit seiner Gitarrenarbeit jenseits irgendwelchen Schubladendenkens prägten den Sound dieser Band sehr entscheidend - wie bereits der Opener "Big 15" eindrucksvoll zeigt. Das anschließende "L.A.´d" beginnt zunächst recht verhalten, aber im Verlauf erfährt es eine außergewöhnliche Steigerung, so dass auch dieses Stück recht schnell im Ohr hängenbleibt. "Won´t Take Me Back" ist dann ein Wechselbad der musikalischen Stimmungen, die vor allem durch den variablen Gesang von John transportiert werden. Das zugänglichste Stück des MUMBO´S BRAIN-Blocks dürfte "Lissa´s Found A Home" sein, das sehr ruhig gehalten ist, aber das ohne irgendwelche Balladenklischees auskommt. "Demons" ist dann relativ kurz ausgefallen, doch dafür ist es wahnsinnig intensiv geworden, da die drei Jungs eine zum Songtitel passende, bedrückende Stimmung erzeugen, die ihresgleichen sucht. Die MUMBO´S BRAIN-Songs werden durch das nicht weniger eindrucksvolle "I´m Only Sleeping" abgeschlossen, das zunächst recht ruhig beginnt, das aber dann den Hörer auf eine musikalische bzw. gefühlsmäßige Irrfahrt mitnimmt.
Neben den angesprochenen MUMBO´S BRAIN-Songs finden sich unter den "Rare Trax" auch fünf Stücke von NOTHING IF NOT aus dem Jahre 1997, einem Projekt, bei dem Chris u.a. mit der Sängerin Carol McArthur zusammengearbeitet hat. Wie man schon an "Hold On" hören kann, geht es hier musikalisch zwar in eine ganz ähnliche Ecke wie bei MUMBO´S BRAIN, aber vor allem aufgrund der sanften Vocals von Carol klingt das Songmaterial hier nun weitaus verhaltener. Diese ruhigeren Töne setzen sich auch bei "SOS" fort, obwohl Chris natürlich auch hier mit seinem Gitarrenspiel beeindrucken kann. "Lay It Down" kann dann mit einem sehr eingängigen Refrain aufwarten, während "Voyager" ein Ohrwurm durch und durch ist, so dass man nach dem zweiten Durchlauf bereits das Gefühl hat, den Song schon ewig zu kennen. Den Abschluss des eher balladesken NOTHING IF NOT-Blocks bildet dann "Angel", das im gleichen Fahrwasser wie seine vier Vorgänger bleibt, wobei Chris sich jetzt in den Instrumentalpassagen noch etwas austoben kann.
Als letztes Stück ist auf den "Rare Trax" mit "If Yellow Were Orange" eine reine Fusion-Nummer enthalten, die von Chris´ derzeitiger Band OHM stammt. Chris und seine beiden Mitstreiter haben sich hier voll und ganz dem instrumentalen Fusion verschrieben und scheinen perfekt aufeinander eingespielt zu sein. Denn obwohl "If Yellow Were Orange" komplett improvisiert wurde, klingt doch alles wie aus einem Guss, und auch trotz der übermäßigen Länge (mit allem Drum und Dran ca. 13 Minuten) wird es keinen Moment langweilig - sofern man mit diesem Stil an sich klarkommt.
Die drei verschiedenen Schaffensperioden von Chris werden durch die beiden Instrumentalstücke "Acoustic Guitar Interlude R1" bzw. "Acoustic Guitar Interlude R2" voneinander getrennt, wobei er hier sehr eindrucksvoll unter Beweis stellen kann, dass er auch mit einer akustischen Gitarre umgehen kann und was für ein begnadeter Gitarrist er ist.
Dieses Album kann ich jedem, der mit anspruchsvollem Gitarren-Rock etwas anfangen kann, nur wärmstens ans Herz legen. Denn das, was Chris hier mit seinen verschiedensten Mitstreitern bietet, ist wirklich vom Allerfeinsten. Allerdings sollten Die Hard-Metal-Fans lieber die Finger von dieser Scheibe lassen. Wie ich schon eingangs erwähnt habe, hat das Songmaterial auf den "Rare Trax" nämlich nichts mit Heavy Metal zu tun. For open-minded people only!
Anspieltipps: I´m Only Sleeping, Lay It Down, If Yellow Were Orange
- Redakteur:
- Martin Schaich