PORCUPINE TREE - The Incident
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2009
Mehr über Porcupine Tree
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Roadrunner/Warner
- Release:
- 11.09.2009
- Occam's Razor
- The Blind House
- Great Expectations
- Kneel And Disconnect
- Drawing The Line
- The Incident
- Your Unpleasant Family
- The Yellow Windows Of The Evening Train
- Time Flies
- Degree Zero Of Liberty
- Octane Twisted
- The Seance
- Circle Of Manias
- I Drive The Hearse
- Flicker
- Bonnie The Cat
- Black Dahlia
- Remember Me Lover
Moderner Monumental-Prog. Ein Muss.
Ganz ehrlich, der unglaubliche Erfolg von PORCUPINE TREE überrascht mich immer wieder aufs Neue. Die letzten Werke waren Lichtjahre davon entfernt, für die Massen komponiert zu sein. Sie waren düster, verhältnismäßig hart und strahlten eine gewisse Hoffnungslosigkeit aus. Aber vielleicht ist es genau das, was die Menschen an PORCUPINE TREE fasziniert. PORCUPINE TREE spielen den Soundtrack der fatalistischen Intellektuellen. Musik als Spiegel der Welt.
Wenn dem so ist, geht es vielleicht doch wieder aufwärts. Hört man zum ersten Mal den 55-minütigen Titeltrack fällt auf, dass die unendliche Düsternis von "Fear Of A Blank Planet" immer mal wieder von einigen schönen, beinahe optimistischen Momenten durchbrochen wird. Einzelne Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg und berühren stellenweise direkt das Herz. Und das ist tatsächlich auch schon die wichtigste Erkenntnis und größte Veränderung bei diesem Mammutwerk. Denn von dieser dezenten Stimmungsaufhellung abgesehen, bietet "The Incident" in großen Teilen das, was man als Fan erwarten konnte. Einige düster-alternative Riffs, federleichte Akustikgitarren, den eindringlichen Gesang von Steven Wilson und eine greifbare Atmosphäre.
Dabei sind es die scheinbar einfachen Momente, die mir am nachhaltigsten im Ohr bleiben. Sei es die unwiderstehliche Melodie zu Beginn von 'Drawing The Line', die tolle erste Strophe von 'Time Flies', der mehrstimmige Gesang bei 'Octane Twisted'. Alles Augenblicke, in denen man die Welt um sich herum vergisst und einfach mal glücklich sein kann.
Die große kompositorische Kunst ist hingegen, dass es Steven Wilson schafft, dieses 55-minütige Mammutwerk so abwechslungs- und stimmungsreich zu gestalten, dass man manchmal denkt, einzelne Songs zu hören und man dennoch am Schluss weiß, dass dieser aus 14 Teilen bestehende Song in der Summe noch deutlich besser ist als seine Einzelteile. "The Incident" lebt mehr denn je von der aufgebauten Atmosphäre und nicht von den (vorhandenen) technischen Spielereien. Ganz toll.
Danach wirken die vier anschließenden Tracks 'Flicker', 'Bonnie The Cat', 'Black Dahlia' und 'Remember Me Lover' ein wenig deplatziert. Natürlich sind diese Nummern auch gut, aber man hat nach dem 55-minütigen Monument echte Schwierigkeiten, sich noch auf diese vier Songs zu konzentrieren und sie entsprechend zu würdigen. Eine Tatsache, die Steven Wilson durchaus bewusst ist und der deshalb rät, diese Songs getrennt von "The Incident" zu betrachten und zu hören. Folgt man diesem Rat, entdeckt man vier feine Songs, die eine ähnliche Atmosphäre wie die "Nil Recurring"-EP ausstrahlen. Dieses Quartett auf einen zweiten Silberling auszulagern war dennoch eine gute Idee.
Und so bleibt unterm Strich das wohl ambitionierteste Album von PORCUPINE TREE, das in der Fangemeinde für großen Jubel sorgen wird. Völlig zu Recht. Auch wenn meiner Meinung nach das Meisterwerk "In Absentia" weiterhin unerreicht bleibt.
Anspieltipps: Drawing The Line, Time Flies, Flicker, Remember Me Lover
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk