PORTER, RITCHIE DAVE - End Of The Line
Mehr über Porter, Ritchie Dave
- Genre:
- Blues
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Independent
- Release:
- 01.04.2018
- Blues At Sunrise
- Dog Without A Bone
- 12 Long Hours
- Hell Yeah Man I Got The Blues
- Happy Home
- Let Me Tell You About The Blues
- My Father
- Baby Why You Treat Me So Bad
- I Needed Some Lovin'
- End Of The Line
- Blues At Twilight
Kost für Blues-Puristen in gewöhnungsbedürftigem Soundgewand
In seiner englischen Heimat gehört RITCHIE DAVE PORTER schon zu den echten Geheimtipps in Sachen Blues und das, obwohl der aus Birmingham stammende Gitarrist und Sänger gerade erst eine EP und einen kompletten Langspieler veröffentlicht hat. Doch seine minimalistische Aufnahmetechnik und der rohe Sound seiner Kompositionen kommen in Genre-Kreisen offensichtlich bestens an und bieten gleichzeitig auch einen wohltuenden Kontrast zu den ansonsten recht glattpolierten Scheiben, die andere Blues-Größen dieser Tage in die Regale bringen. Nur hierzulande ist Porter bisher noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt, doch das hofft der Engländer mit seinem zweiten Langspieler "End Of The Line" ändern zu können.
Musikalisch stehen dabei - ähnlich wie auch beim Erstling "Rocking The Blues" - zumeist die akustische Gitarre und die Stimme von Ritchie im Mittelpunkt. Eigentlich also der klassische Singer/Songwriter-Ansatz mit möglichst reduzierter Instrumentierung, was sich auch in der Produktion des Silberlings widerspiegelt. Zumeist scheinen die Songs nämlich allesamt komplett live ohne Click-Track oder ähnliche Hilfsmittel eingespielt worden zu sein. Damit geht leider auch ein etwas gewöhnungsbdürftiger Sound einher, der nicht selten an eine Garagen-Demo-CD erinnert und leider noch deutlich Luft nach oben hat. Klar kann man an dieser Stelle argumentieren, dass gerade dieser Klang zum Charakter des dargebotenen Songmaterials passt, trotzdem ist es nicht unbedingt hilfreich, wenn Porters stimme oftmals aus einigen Kilometern Entfernung zu kommen scheint und gleichzeitig im etwas übertriebenen Hall der Aufnahme versinkt. "Back to the root"-Attitüde in allen Ehren, aber das kann man auch etwas besser umsetzen.
Glücklicherweise kann das Songmaterial allerdings einige Defizite wieder wett machen. So punktet Mr. Porter bei mir vor allem mit seinem unheimlich starken Spiel auf der Akustikgitarre, der er immer wieder feinste Blues-Licks entlockt. Bestens nachzuhören sind seine Künste an der unverstärkten Sechssaitigen dabei auf den Instrumental-Stücken 'Blues At Sunrise' und 'Blues At Twilight', die passend zum jeweiligen Titel den Anfang und das Ende der Platte markieren. Doch auch wenn Ritchie seine klassischen Blues-Shuffles mit typisch trockenen Vocals unterlegt, wie etwa bei 'Hell Yeah Man I Got The Blues', kommen dabei wirklich feine Kompositionen heraus, auch wenn der Brite ab und an vielleicht bei den Texten etwas zu sehr in die Klischee-Kiste greift. Einziger wirklicher Ausfall bleibt damit der einzige elektrische Song 'Happy Home', bei dem leider sowohl die fürchterlich stumpfen Drums, als auch die immer leicht verstimmt klingenden E-Gitarren einfach nur schwer anzuhören sind.
Was bleibt also unter dem Strich übrig? Sieht man mal von dem missglückten Ausflug in elektrische Gefilde ab, dann kann auch ich nur unterschreiben, dass RITCHIE DAVE PORTER den Blues mit jeder Faser seiner Songs atmet. Vollends rechtfertigt das aber den Hype um seine Musik noch nicht, denn gerade in Sachen Produktion ist hier auf jeden Fall noch einiges rauszuholen. Insgesamt ist der Silberling damit ein durchaus zweischeidiges Schwert, das unter Blues-Puristen aber sicher verdientermaßen seine Anhänger finden wird.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs