PORTRAIT - Crimen Laesae Majestatis Divinae
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2011
Mehr über Portrait
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade (Sony Music)
- Release:
- 06.05.2011
- Beast Of Fire
- Infinite Descension
- The Wilderness Beyond
- Bloodbath
- Darkness Forever
- The Nightcomers
- The Passion
- Der Todesking
Neuer Sänger, neue Klasse.
Drei Jahre sind ins Land gestrichen seit die schwedische Band PORTRAIT mit ihrem tollen Debütalbum Wirbel im verkauzten Untergrund verursachte. Mittelschwere Begeisterungsstürme über die MERCYFUL FATE-Gedenkmusik waren damals überall zu lesen, aber auch kritische Kommentare zum Gesang von Phillip Svennefeld, dessen hohe Stimmlagen zwar mächtig an die des königlichen Diamanten angelegt war, die aber schon an manchen Stellen etwas außerhalb der Spur zirkelte. Was für die eine Fraktion das I-Tüpfelchen an Kauzigkeit ausmachte, war für die andere Fraktion eher der Schwachpunkt. Fakt ist aber, dass der Sänger in Sachen Old-School-Attitüde real nicht schlagbar war. Wer am Keep-It-True-Festival mit einem uralten Ghettoblaster auf der Schulter zu Kassetten abgeht, ist mal einfach kult. Insofern war es für einen nicht geringen Teil der Fangemeinde etwas befremdlich als eben besagter Kultsänger plötzlich nicht mehr dabei war.
Per Karrlson, der zuletzt bei OVERDIVE zu hören war, ist der neue Fronter bei PORTRAIT und – ich mache es in diesem Fall mal kurz – er schlägt seinen Vorgänger stimmlich um Längen. Meisterlich jongliert er in höchsten Höhen herum und trifft dabei sicher die richtigen Töne. Wer da jetzt noch etwas zu meckern hat, hört einfach mit falschen Ohren.
Aber auch musikalisch klingen die Burschen etwas gereifter, ohne dabei ihren Charme oder ihren Stil zu verändern. Noch immer denkt man unwillkürlich an die großen dänischen Vorbilder und noch immer ist das Klangbild extrem altmodisch. Und dass, obwohl der Sound an sich etwas kompakter und auch druckvoller wirkt. Die Kompositionen klingen dieses Mal gestraffter und zünden sofort. Gleich der fulminante Opener 'Beast Of Fire' prescht mit Vollgas durch die Höllenpforte und offenbart eine stimmliche Leistung, die erfreut. Dazu feinstes Dänengehoppel in längst gestreiften Tieftonbeinkleidern. Reicht eigentlich schon als Kaufempfehlung für die Zielgruppe. Aber, auch wenn der Opener stellvertretend für die Stilistik und Qualität des gesamten Albums steht, will ich Euch nicht vorenthalten, dass wir mit 'Bloodbath' zum Beispiel eine absolute Hochgeschwindigkeitsgranate am Start haben, die jeden Speedfreak in den Wahnsinn treiben wird. Dabei sind vor allem die melodischen Hooks jedes Mal einen Kniefall wert. Völlig klasse mit welcher leichtfüßigen Selbstverständlichkeit die jungen Schweden mal ganz nebenbei die riesengroßen Vorbilder zitieren, ohne dabei albern zu klingen. Ganz im Gegenteil: Mir fällt aktuell keine andere Band, die diesen Stil so perfekt darbietet.
Das Anfangsdrumfill vom erstklassig betitelten Longtrack am Ende des Albums ist beispielsweise eine originalgetreue Adaption einer MERCYFUL FATE-Nummer. So etwas wird nicht nur mir ein diabolisch, erfreutes Grinsen auf die Mundwinkeln zaubern. Liebe zum Detail nennt man das wohl. Aber diese neun Minuten lange Nummer ist auch sonst wirklich toll gelungen und ein würdiger Abschluss eines sehr gelungenen Albums. Ich betätige auf jeden Fall gern immer wieder die Wiederholungstaste an meinem Abspielgerät, wenn der Titel verklungen ist.
Dem Quintett ist es mit "Crimen Laesae Majestatis Divinae" gelungen, sich von einer mächtig kauzigen Kultband zur mächtig erwachsenen Kauzband zu mausern. Die Riege der großäugigen Nachtflatterer muss hier zuschlagen. Alle anderen Kuttenträger ebenfalls. Und auch, wer sonst noch auf anspruchsvolles Songwriting in extremer Darbietung abfährt. Ich hoffe, von der Band werden wir noch lange etwas zu hören bekommen. Superbes Album.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae