PORTRAIT - Into The Nothingness (Single)
Mehr über Portrait
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- New Iron Age Records
- Release:
- 20.05.2007
- Into The Nothingness
- His Glowing Eyes
Ihr steht total auf King Diamond, hättet es aber gerne, wenn er sich neben seiner eigenen Band auch wieder mal MERCYFUL FATE widmen würde? Bei den legendären Dänen fandet ihr eh schon immer die ersten beiden Veröffentlichungen am besten, als sich zu des Königs einzigartigen Gesangseskapaden noch die Wurzeln aus dem 70er-Hardrock und vor allem die Einflüsse aus der eben durchstartenden NWoBHM niederschlugen? Als alles noch spontan und ungeschliffen war und das theatralische, das perfektionistische Element noch nicht in den Vordergrund gerückt?
Okay. Dann solltet ihr euch unbedingt mal mit der Debüt-Single der seit zwei Jahren aktiven Schweden von PORTRAIT beschäftigen, denn die wird die meisten Anhänger der "Nuns Have No Fun"-EP und der "Melissa"-LP uneingeschränkt in Verzückung versetzen. Der Gesang von Philip Svennefelt erinnert wirklich ungemein an den jungen King Diamond, und zwar sowohl in punkto Stimmlage als auch im Bereich der Phrasierung. Hier gibt's die volle Flasett-Sirene, aber auch garstige Shouts und düstere, beschwörende Vocals. Phantastisch! Auch kompositorisch lassen die beiden Songs nichts zu wünschen übrig: Der Titelsong rockt kompromisslos und fesselnd und ist mit einem schaurig-schönen Refrain veredelt, während 'His Glowing Eyes' mich strukturell ein wenig an MAIDENs "Hallowed Be Thy Name" erinnert. Erst ein melancholischer, beschaulicher Anfang, der für eine ordentliche Gänsehaut sorgt, und dann eine beträchtliche dramaturgische Steigerung mit starken doppelten Gitarrenläufen, die eine ganze Menge NWoBHM-Anbetung und Querverweise zu ANGEL WITCH und eben IRON MAIDEN erkennen lassen.
Ihr werdet euch nun fragen, warum gerade ein Originalitätsprediger wie ich sich so sehr von einer Band begeistern lässt, die sich doch sehr eindeutig an einen großen alten Szenehelden anlehnt, während bei vielen ähnlich gelagerten Bands nur ein "gut gemacht, aber schon dagewesen" kommt. Nun, ganz ehrlich, ich kann das nicht so richtig sachlich begründen. Ein guter Metalkamerad sagt immer "entweder es kickt, oder es kickt nicht". Ich schätze das war's dann auch schon, denn PORTRAIT kickt! Außerdem lässt sich festhalten, dass - bei aller noch immer vorhandenen und unantastbaren Großartigkeit - weder KING DIAMOND noch MERCYFUL FATE in den letzten zwanzig Jahren eine so ungeschliffene, ursprüngliche Schiene gefahren sind, die eben richtig authentisch die frühen 80er heraufbeschwört. Bleibt zu hoffen, dass sich PORTRAIT diese Ursprünglichkeit bewahren und sich - ausnahmsweise - nicht weiterentwickeln, denn weiterentwickelte Bands gibt's in dem Genre zur Genüge.
Noch ein Wort zur wie immer genialen Aufmachung der auf 500 Stück limitierten Vinyl-Single aus dem Hause New Iron Age Records: Die schwarze Scheibe hat witzigerweise eine Seite mit 33 und eine mit 45 Umdrehungen, dazu ein starkes Umschlag-Kunstwerk und zwei Einlageblätter sowie einen Aufkleber als Bonus. Für Sammler daher ein gefundenes Fressen und auch jeder sonstige geneigte MF-Fan und Plattenspieler-Besitzer sollte sich mal dringend auf die Heimseite der neuen Eisenzeit begeben und das Schmuckstück ordern.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle