PORTRAIT - The Host
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Portrait
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Metal Blade Records
- Release:
- 21.06.2024
- Hoc Est Corpus Meum (Intro)
- The Blood Covenant
- The Sacrament
- Oneiric Visions
- One Last Kiss
- Treachery
- Sound The Horn
- Dweller Of The Threshold
- Die In My Heart
- Voice Of The Outsider
- From The Urn
- The Men Of Renown
- Sword Of Reason (The Steel Of Revenge)
- The Passions Of Sophia
Herr Diamant, sind Sie das?
Eine Bank, das ist PORTRAIT für die Freunde des durchaus mal vertrackten, riffgetriebenen Heavy Metals mit Frontsirene, ein Stil, der seine Ursprünge in den Achtzigern hat und so rein und speziell nur von wenigen anderen Bands praktiziert wird. Dabei liegt die Betonung allerdings auf "speziell" und damit meine ich die beinahe demütige MERCYFUL FATE-Verehrung, die man nun bereits seit mehr als eineinhalb Jahrzehnten gnadenlos durchzieht. Was übrigens, sollte das nicht klar sein, zu immer wieder tollen Metal-Alben geführt hat. Nicht, dass hier jemand eventuell auf den falschen Trichter kommen könnte, eine Anlehnung an MERCYFUL FATE, egal wie eng, sei etwas Negatives.
Mit "The Host" - ich muss immer aufpassen, dass ich nicht "The Horst" schreibe, ich böser Bube - wagt sich PORTRAIT aber auch auf unbekanntes Terrain, denn anstatt zum sechsten Mal ein Scheibchen mit einer beachtlichen Sammlung an dänischen, oh, Verzeihung, schwedischen Metalbrettern rauszuhauen, haben sich die Ledergekleideten aus dem Norden eine Geschichte ausgedacht und legen ein Konzeptalbum vor. Nein, ohne Prog, zumindest nicht mehr, als die Originale in den Sound integriert hatten, und da konnte man ja auch bei 'Satan's Fall' schon mal sehen, das MF durchaus offen war für die vertrackte Seite des Metal. Genau so darf man deswegen auch "The Host" einordnen und die neugewonnene Abwechslung als erfrischendes Element im Bandsound und sicher auch als Zeichen einer reiferen Kompositionskunst begrüßen, aber immer im übermächtigen Schlagschatten des Originals.
Es liegt daher in der Natur der Sache, dass es eben nicht eine Aneinanderreihung von Speedbrechern ist, die wir auf die Ohren bekommen, sondern vielmehr eine eher im gehobenen Midtempo-Schnitt musikalische und lyrisch erzählte Stahlgeschichte im Fantasy-Genre. Das ist jetzt natürlich thematisch nicht überraschend und auch nur begrenzt originell, aber jetzt mal ehrlich: An PORTRAIT ist sowieso überhaupt nichts originell, weswegen ich auch keine Vertonung von "Ecce Homo" erwarte. Und auch gar nicht haben will!
Was sich gegenüber den Vorgängern nicht geändert hat, ist die beachtliche Dichte an großartigen Riffs. Die werden mit noch King-Diamond-ähnlicheren Gesangslinien von Falsett-Ritter Per Lengstedt intoniert, sodass man manchmal beinahe glaubt, wie in 'Oneiric Visions' oder 'Sound The Horn', den gehuldigten Herren selbst am Mikro zu hören. An anderer Stelle treten sogar ungewöhnliche Einflüsse zutage, die beispielsweise 'The Sacrament' beinahe zu MERCYFUL-FATE-AOR machen oder in 'Voice Of The Outsider' plötzlich mal den Epic Metal herauskehren und mit IRON MAIDEN-Riffing verbinden.
Das abschließende Urteil fälle ich nach einer erheblichen Zahl an Durchgängen. Diese neu gewonnene stilistische Bandbreite, die in dem vertrackten 'From The Urn', bei dem sich Per in bester Bruce-Dickinson-Manier präsentiert, und dem langen 'The Passions Of Sophia' mündet, steht der Band sofort gut zu Gesicht, sorgt aber auch dafür, dass das Album eine ganze Weile wächst. PORTRAIT ist reifer geworden, ohne sich selbst zu verleugnen. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei einem Konzeptalbum nicht jeder Ton jeden Hörer mitnimmt, ich finde beispielsweise 'The Men of Renown' allein maximal mittelmäßig, im Albumzusammenhang dagegen völlig okay. So ist das Konzept Fluch und Segen zugleich, sorgt für Story-Passagen, die eben nur am Stück sinnvoll erscheinen, aber auch für so ein Highlight wie den Abschlusstrack. Top-Ware aus Schweden, würde ich sagen. Also alles wie immer.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger