PRIMITIVE INSTINCT - One Man's Refuge
Mehr über Primitive Instinct
- Genre:
- Melodic Rock / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Hidden Charm / Cyclone Music
- Release:
- 02.11.2012
- The Call
- Alter Ego
- Falling Down
- Breathing
- Solitary Man
- One Man's Refuge
- End Of The Day
- Cuban Lullaby
- No Way
- Still Finding My Way
- Regrets
Melodisch, ungeschliffen und außergewöhnlich
Es gibt immer mehrere Gründe, warum eine Band in einer vergleichbar langen Zeit kaum in Erscheinung tritt. Bei PRIMITIVE INSTICT aus dem britischen Kent bleibt aber fraglich, warum seit der Bandgründung 1987 erst drei Alben, das aktuelle eingeschlossen, das Tageslicht erblicken durften. Dabei präsentiert sich die Truppe um den ambitionierten Gitarristen und Frontmann Nick Sheridan auf "One Man's Refuge" alles andere als stillständig. Im Gegenteil: Gerade zu Beginn der neuen Platte sind die Ambitionen des Quartetts direkt greifbar, gerade in den fein ausgearbeiteten Melodiebögen, die den Brückenschlag zwischen melodischem Hardrock und dezent progressiven Klängen immer wieder erleuchten. Doch bei PRIMITIVE INSTINCT ist das Kind in einen anderen Brunnen gefallen, und das ist derjenige der Popmusik, der ständig als mächtiger Schatten über dem Material thront - und immer wieder die Grenzen des Tolerierbaren streift.
Denn so eingängig und butterweich die Briten ihre Songs gerade zu Beginn inszenieren, so glatt und manchmal überschwänglich positiv sind sie letzten Endes produziert. 'Alter Ego' und 'Falling Down' spiegeln diesen Grenzgang am besten wieder, 'Solitary Man' und der Titelsong gehen in eine ähnliche Richtung, überzeugen letzten Endes aber dennoch immer wieder mit ihren tollen Refrains. In der zweiten Albumhälfte werden PRIMITIVE INSTINCT dann eine Spur melancholischer, so etwa in 'Still Finding My Way' und 'Regrets', die mit vergleichbar schönen Melodien ausgestattet sind, aber auch eine nachdenkliche Komponente mitbringen, die den Kompositionen allgemein sehr gut zu Gesicht steht. Nichtsdestotrotz wirkt "One Man's Refuge" im Gesamten zu gebügelt, manchmal einfach zu deutlich aus seiner progressiven Grundhaltung herausgerissen.
Es sind vor allem die längeren Tracks auf der neuen Platte, die eine Spur beeindruckender sind als das kompakter arrangierte Material von "One Man's Refuge". Hier verpassen Sheridan und Co. den Nummern wesentlich mehr Tiefe und schaffen auch Akzeptanz für so manche eher poppige Note. Dieser leichte Kontrast verwandelt das dritte PRIMITIVE INSTINCT-Album zwar nicht in eine fragwürdige Angelegenheit, macht die Sache am Ende aber noch ausbaufähig. Es bleiben dennoch einige fantastische Eindrücke haften, die am Ende auch die höhere Bewertung rechtfertigen. Doch wie so oft stellt sich die Frage: Was wäre, wenn die Band über die Gesamtdistanz so fokusssiert an ihr Werk herangegangen wäre wie im letzten Drittel von "One Man's Refuge"? Nun, die Antwort hierauf wird die band auf ewig schuldig bleiben...
Anspieltipps: 'Still Finding My Way', 'Regrets', 'End Of The Day'
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes