PRIMORDIAL - To The Nameless Dead
Mehr über Primordial
- Genre:
- Pagan Metal
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 16.11.2007
- Empire Falls
- Gallows Hymn
- As Rome Burns
- Failures Burden
- Heathen Tribes
- The Rising Tide
- Traitors Gate
- No Nation On This Earth
Wo soll man bei einer Band wie PRIMORDIAL am besten anfangen? Bei ihrem steinigen Weg von ihrem Black-Metal-Debüt 1995 über Folk und Doom, bis hin zu ihrer Vollendung 2005? Sollte man erwähnen, dass sie die so ziemlich bekannteste Pagan-Band Irlands sind? Oder doch nur sagen, dass sie es schaffen, mit einfachsten Mitteln eine unvergleichliche musikalische Majestät auszustrahlen? Zumindest kann man der Band bescheinigen, dass sie in ihrer Art nicht nur einzigartig, sondern auch immer besser wird. Mit "To The Nameless Dead" hält die Gruppe wieder einmal auf einem Tonträger den Fortschritt ihres Schaffens fest - und wieder handelt es sich um einen musikalischen Höhepunkt.
War der Vorgänger "The Gathering Of Wilderness" an sich schon ein Stück Arbeit, gibt es nun wieder einfachere Kost, die allerdings bei weitem nicht weniger emotional ausgefallen ist. Die Tracks selber bestehen nur aus wenig Riffing, das sich typisch für Doom-Songs lange Zeit durch die Gehörgänge wälzt, während Drumherum die Post abgeht. Obendrauf gibt Alan "Naihmass Nemtheanga" Averill wieder einmal seine unheimlich kraftvolle und dennoch emotionale Stimme zum Besten, die von einem wirklichen Fühlen der Songs spricht. Egal ob rau und tief oder hoch und trauernd, Alan trifft den Ton genau da, wo er hingehört. Wer sich die Zeit nimmt und einen Abend mit dem Album verbringt, wird schnell merken, wie sich die Komponenten zu einem Werk vereinigen, das einen wirklich mitreißt. Die Gitarren bauen sich in einem auf, und egal ob im Hintergrund die Drums anziehen, eine neue Gitarrenspur darrübergelegt wird oder Alan wieder zum Singen ansetzt, je mehr es sich im Ganzen zusammenfügt, desto mehr dringt das Album in einen ein und nimmt einen gefangen, wie man es eigentlich von den wenigen Zutaten, die hier eingestreut werden, nicht erwarten kann. Umso intensiver wird das Ergebnis, wenn man bedenkt, dass das Werk analog, also alle Instrumente gleichzeitig, aufgenommen wurde und hier alles über einem zusammenbricht wie bei der Aufnahme selbst.
Wer sich Kritikpunkte wünscht, kann bei der mangelnden Abwechslung anfangen, da es gemäß der Sache ziemlich lange dauern kann, bis sich mal was am Soundgefüge ändert. Auch an folkloristischer Instrumentalisierung, wie man sie noch bei "A Journeys End" gewohnt war, fehlt es eigentlich doch, obwohl dann und wann auch eine Akustikgitarre zu hören ist und das Instrumental 'The Rising Tide' mit einer Art Dudelsack glänzen kann. Wenn man noch richtig fies ist, kann man der Band noch vorwerfen, dass sie nicht mehr den schönen Black Metal von früher machen und ruhig wieder ballernd wie beim Debüt hätten sein können. Das alles verblasst jedoch spätestens beim dritten oder vierten Hördurchgang, manchmal sogar schon beim ersten. Denn selten gab es so auf den Punkt gebrachte Epik, kaum hat man im letzten Jahr Doom und Pagan eine so gute Einheit bilden gehört, und für mich war kein PRIMORDIAL-Album so hypnotisierend, die Texte treffender, die Riffs so mitreißend und hart wie bei "To The Nameless Dead". Die Produktion dazu noch klar und kräftig, die Arbeit im Hintergrund einfach nur atemberaubend - und jede Stunde, die ich mit der CD verbrachte, fesselte mich jedes Mal mehr und heftiger. Außerdem gibt es mit 'Traitors Gate' einen Knüppelhammer der Oberklasse zu hören, der jeden Freund von epischem Black Metal zufrieden stellen dürfte.
Kurz sagen kann man es, wenn man behauptet, PRIMORDIAL hätten sich auf den Punkt gebracht, und zwar in jeder Hinsicht. Und wenn man ein Freund von Pagan oder PRIMORDIAL ist, hat man die CD mit Sicherheit schon auf der Wunschliste, gekauft oder stundenlang auf MySpace gehört. Wer damit noch nichts anfangen konnte, allerdings auf gelungene Epik, Doom oder MOONSORROW steht, wird sich mit der Scheibe ebenfalls einen Gefallen tun. Vor allem aber die Tatsache, dass man die Scheibe wie jede andere der Band auch tagelang bzw. monatelang hören kann ohne sich zu langweilen, spricht für sich.
Anspieltipps: Gallows Hymn, Heathen Tribes, Traitors Gate
- Redakteur:
- Lars Strutz