PROCESSION - Doom Decimation
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2017
Mehr über Procession
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- High Roller (Soulfood)
- Release:
- 31.10.2017
- The Warning
- When Doomsday Has Come
- Lonely Are The Ways Of Stranger
- Amidst The Bowels Of Earth
- Democide
- All Descending Suns
- As They Reached The Womb
- One By One They Died
Der nächste Volltreffer.
PROCESSION gehört zu der Gruppe von Bands, bei denen man sich schon vor Veröffentlichung auf ein Hammeralbum gefasst macht, das auch ohne einen gehörten Ton vorsichtshalber einen Platz in den Jahres-Charts reserviert. Entsprechend hoch ist auch die Fallhöhe, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden können. Und wenn man sich im Doom mal umsieht, gibt es wohl kaum eine junge Band, die so massive Erwartungen geschürt hat wie das chilenische Konglomerat um Felipe Plaza. Schließlich gab es seit "The Cult Of Disease" nur hochkarätige Veröffentlichungen PROCESSIONs, bei denen man obendrein noch die musikalische Entwicklung nachvollziehen kann, ohne auch nur einen Makel daran zu finden.
"Doom Decimation" tritt nun die schwere Nachfolge von "To Reap Heavens Apart" an, bei dem sich so ziemlich jeder Doom-Hörer ohne Ohrenentzündung einig war, dass es zu den besten Alben des Genres in den letzten Jahren gehört. Was macht also eine Band, die zwar ihre Vorbilder im Epic Doom verortet, aber gleichzeitig immer etwas schmutzig, ungezähmt klingt? Im Fall von PROCESSION macht sie alles richtig und perfektioniert ihren ureigenen Stil, anstatt zu sehr ins Fahrwasser der Epic-Doom-Klassiker zu geraten. 'Lonely Are The Ways Of The Stranger' destilliert so die Essenz des Doom-Metal in sechseinhalb ergreifende Minuten, die so ziemlich alle Trademarks bereithalten, zu denen man auf die Knie fallen möchte. Riffs aus der CANDLEMASS-Gewichtsklasse bekommen mittlerweile zwar viele Bands hin, aber die urgewaltige Inszenierung von simpler Melodie und herzschmerzbereitendem Gesang sucht seinesgleichen.
Obendrein liefert uns PROCESSION eine Variabilität, die ich von keiner anderen aktiven Doom-Band kenne. Anstatt nur auf wohlige 'Solitude'-Atmosphäre im immergleichen, mäandernden Tempo zu setzen, wird auf "Doom Decimation" sogar abwechslungsreicher und fesselnder gespielt als auf manchem Genre-Klassiker der jüngeren Geschichte. 'All Descending Suns' ist schlichtweg großartig in sämtlichen Belangen. Der Faustfaktor, die Erhabenheit und die tiefgründige Finesse, die trotz der martialischen Produktion immer noch mitschwingt, all das macht das jüngste Material aus dem Haus PROCESSION so wahnsinnig gut.
Es ist nur schwer vorstellbar, dass eine Band dieses Jahr so unverkrampft daherkommt und über acht Songs hinweg nichts anderes als Weltklasse liefert. Wohlwissend, dass noch ein paar andere Hochkaräter mit neuen Scheiben auf der Türschwelle stehen, lege ich mich fest und mache "Doom Decimation" zum Doom-Album des Jahres. Und ehrlich gesagt müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn in absehbarer Zeit eine andere Veröffentlichung an diesem Prädikat wackelt. All killer, no filler. Das gilt für das neueste Album PROCESSIONs ganz genauso wie für die mittlerweile beeindruckende Diskografie der Chilenen. Ich verneige mich.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Nils Macher