PROJECT CREATION - Dawn Of Pyther
Mehr über Project Creation
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Progrock Records / SPV
- Release:
- 08.02.2008
- The Dawn On Pyther
- Flying Thoughts
- I Am (The Restless One)
- Dragonfly Garden
- The Voice Of Cheops
- Intermission
- Sons Of The Stars
- Growing Feeling
- Voyage Of The Dragonfly
- The Dusk On Pyther
Selten habe ich in letzter Zeit eine Platte gehört, die so sehr mit kleinen Details, verspielten Feinheiten und unerwarteten Wendungen vollgepackt ist wie "Dawn On Pyther", das zweite Album von PROJECT CREATION aus dem sonnigen Portugal. Geistiger Vater dieses Projektes ist ein gewisser Hugo Flores, der nicht nur zahlreiche Instrumente spielt, sondern auch eine atemberaubende Kreativität und Experimentierfreudigkeit an den Tag legt. Zusammen mit verschiedenen Gastmusikern hat er ein sehr ambitioniertes, äußerst farbenfrohes Prog-Rock-Album eingespielt, das Teil zwei einer ziemlich abgefahrenen, auf vier Alben ausgelegten Fantasy-/Science-Fiction-Story ist. Entsprechend schwer konsumierbar wirkt "Dawn On Pyther" zunächst auf den unbedarften Hörer. Klassische Prog-Rock-Klänge vermischen sich in den episch empor steigenden Songs mit verschiedensten Einflüssen: Da gibt es Akustikgitarren, die an iberische Folklore denken lassen, und spacige, Ambient-lastige Soundscapes. Jazzige Saxophon-Einlagen begegnen einem genauso wie federleichte Flöten-Klänge, immer wieder kann man futuristische Keyboardtempel besichtigen. Das Grundfeeling der Scheibe ist ziemlich entrückt, oft selig-sanft und manchmal leicht psychedelisch, auch wenn es ab und zu durchaus einmal kracht im Gitarren-Gebälk.
Wer bei dieser Beschreibung den Eindruck gewonnen hat, die Musik von PROJECT CREATION müsse ganz schön anstrengend sein, liegt nicht ganz falsch. Das liegt aber daran, dass Hugo Flores zwar ein exzellentes Gespür für bezaubernde Klangfarben und Stimmungen hat, doch leider nicht immer Herr seiner kompositorischen Ideen ist. Vor lauter Effekthascherei und Gesäusel gerät allzu oft der Song als solcher aus dem Blick. Oder anders formuliert: Viele Kompositionen verheddern sich hoffnungslos in sich selbst oder verlaufen sich in den Weiten des Universums. Es fehlt hier einfach der strenge Dirigent, der an den richtigen Stellen die Zügel mal wieder in die Hand nimmt und die wabernd übereinander geschichteten Klangteppiche und Solo-Einlagen in etwas geordnetere Bahnen lenkt. Manchmal funktioniert das ja, man höre sich zum Beispiel 'The Voice Of Cheops' an, da passiert auch jede Menge, aber es entsteht nie das Gefühl der Beliebigkeit und Ziellosigkeit.
Trotz dieser Schwächen kann "Dawn On Pyther" in der richtigen Stimmung durchaus Spaß machen. Man kann sich in dieses musikalische Labyrinth und die unendlichen, tiefblauen Synthesizer-Ozeane wunderbar fallen lassen und darin umhertreiben. Zu dieser angenehmen Seite tragen die verschiedenen Sänger(innen) ein großes Stück bei, besonders die betörenden mehrstimmigen Passagen sind wirklich toll geworden. Wage mal zu behaupten, dass Leute, die nicht so zwanghaft wie ich nach klar definierten Strukturen, roten Fäden und pointierten Kadenzen suchen, durchaus ungetrübtere Freude an PROJECT CREATION habe könnten. Ein bisschen mehr Wasser in den (Port-)Wein gießen muss ich aber noch, denn leider lässt die Produktion dieses Albums doch zu wünschen übrig. Vieles klingt eher nach den pappig-faden, frühen Achtzigern, es fehlt oft die Kraft und die Fülle im Sound. Da hätte mal ein Arjen Lucassen Hand anlegen müssen. Überhaupt Arjen Lucassen: Auch wenn Hugo Flores noch Lichtjahre von der Brillanz dieses Mannes entfernt ist, sollten besonders Fans von AYREON hier mal ein Ohr riskieren.
Anspieltipps: Flying Thoughts, The Voice of Cheops, Growing Feeling
- Redakteur:
- Martin van der Laan