PROLOGUE OF A NEW GENERATION - Mindtrip
Mehr über Prologue Of A New Generation
- Genre:
- Djent / Modern Metal / Progressive
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Antigony Records / This Is Core Records
- Release:
- 21.07.2017
- Roots And Bones
- Black Hands
- Introspective
- Mindtrip
- Karmic Law
- The Perfection Exists
- Neverbloom
- Shiva
- Skyburial
Muss sein, was sein muss?
Das stetig wachsende Heer von Kapellen, die dem Irrtum unterliegen, man müsse nur möglichst modern und djentig klingen und gehirnverknotende Rhythmusvariationen verwenden, um den Zeitgeist zu treffen und sich automatisch einen höheren Bekanntheitsgrad in einer grundsätzlich sehr aufgeschlossenen Szene zu erarbeiten, ist um einen Vertreter reicher: PROLOGUE OF A NEW GENERATION aus Trient liefert mit "Mindtrip" leider eines jener Werke ab, die mit steril-technischem Sound und vertrackter Instrumentalarbeit Anspruch vortäuschen, dabei aber völlig den emotionalen Zugang zu ihrer Musik sowie grundlegende Songwriting-Regeln vernachlässigen.
Allerdings krankt "Mindtrip" aufs erste Hören noch an einer ganz anderen entscheidenden Stelle: Sänger Mirko Antoniazzi mag sich ja ganz ordentlich guttural die Stimmbänder aus dem Hals brüllen – sein Klargesang liegt aber oft schmerzlich daneben, wodurch ausgerechnet die wenigen Parts mit emotionalem Potential gründlich in die Hose gehen. Und da wir, wie oben erwähnt, arhythmisch abgestopptes Achtsaiter-Gepolter mittlerweile zur Genüge gehört haben, hat es "Mindtrip" schwer, überhaupt in irgendeiner Form bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Musik dieser Art haben wir zigfach von AFTER THE BURIAL über PERIPHERY bis SLAVEATGOD schon kreativer, eingängiger und einfach besser gehört.
Den Totalausfall vermeidet PROLOGUE OF A NEW GENERATION immerhin mit einer geballten Portion Entschlossenheit, die in den heftigeren, moshtauglichen Abschnitten zur Geltung kommt: Während das klassische Akustikgitarren-Intro noch gänzlich in die Irre führt und mit dem restlichen Album so viel zu tun hat wie der HSV mit der Bundesliga-Tabellenspitze, animiert das einfadende 'Black Hands' mit gepressten Spoken Words und einer groovig aufbauenden Rhythmusfraktion direkt die Nackenmuskulatur und wächst zunächst heran zu einem dystopisch metallischen Inferno. Schade, dass die Italiener den Sack nicht zumachen, sondern sich im Weiteren verlieren in durchschnittlichem Djent-Gehacke und mit den missglückten Gesangseinlagen der Hörerschaft schließlich auch noch die Fußnägel zu Berge stehen lassen. Der rockige Einstieg von 'Introspective' mit seinem coolen Gitarrenriff lässt noch einmal Hoffnung aufkeimen, denn hier gelingt der Brückenschlag zwischen Metal und Djent vermutlich sogar besser als bei den meisten anderen artverwandten Bands, doch die Freude währt an dieser Stelle noch kürzer, und Track Nr. 3 verliert sich alsbald wieder in kalten technisch-metallischen Rhythmen und liefert zu allem Überfluss auch noch die schiefsten Gesangspassagen des gesamten Albums.
Und so geht es auf "Mindtrip" leider weiter bis zum Ende. Immer wieder wissen die Südeuropäer in einzelnen Phasen zu überzeugen, liefern solide modern-metallische Arbeit ab, finden aber keine Balance für ihre Songs, keinen ausgewogenen Mittelweg, der die atmosphärischen, die mathematischen sowie die deftigen Parts sinnvoll unter einen Hut bringen würde. Gute Ansätze sind vorhanden, einen stimmigen Mittelweg, ausgewogenes Songwriting vermisst man bei PROLOGUE OF A NEW GENERATION aber noch vielerorts schmerzhaft. In Kombination mit den handwerklichen Fehlern beim Klargesang kommt unterm Strich folglich ein bestenfalls durchschnittliches Djent-Album heraus.
Anspieltipps: Black Hands, Skyburial
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause