PROSPEKT - The Illuminated Sky
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2017
Mehr über Prospekt
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Sensory Records / Alive
- Release:
- 21.07.2017
- Ex Nihilo
- The Illuminated Sky
- Titan
- Distant Anamnesis
- Beneath Enriya
- In the Shadows of The Earth
- Alien Makers of Discord
- Cosmic Emissary
- Akaibara
- Where Masters Fall
Ein starkes progressiv-metallisches Argument gegen den Brexit
Fast vier Jahre ist es nun schon wieder her, dass die Briten von PROSPEKT nicht nur Chefredakteur Peter, sondern auch meine Wenigkeit mit ihrem Debüt-Album "The Colorless Sunrise" zu Freudensprüngen und Jubelarien animiert haben. Entsprechend groß war die Vorfreude auf den Nachfolger "The Illuminated Sky", der dieser Tage wieder über Sensory Records erscheint. Zweite Alben haben es erfahrungsgemäß eher schwer, weil der positive Überraschungsbonus eines Debüts wegfällt. Stattdessen geht man schon mit einer gewissen Erwartungshaltung an so eine Platte heran. Ich kann allerdings gleich vorweg nehmen, dass die Jungs von PROSPEKT diese Hürde meisterhaft überwunden und ihren meistens eigenständigen, immer vielschichtigen und stimmungsvollen Progressive Metal-Sound ästhetisch wertvoll weiter kultiviert haben.
Dabei fällt mir der Einstieg in dieses Album zunächst eher schwer, weil die Riffsalven des eröffnenden Titelsongs allzu sehr nach Traumtheater klingen. Außerdem trauere ich anfangs noch ein wenig dem großartigen Sänger von "The Colorless Sunrise", Richard Marshall, nach, der PROSPEKT vor zwei Jahren verlassen hat. Doch sein Nachfolger Michael Morris nimmt mich von Song zu Song immer mehr für sich ein, glänzt durch eigenwillige Melodieführung und ist in (fast) allen Tonlagen sattelfest. Im direkten Vergleich würde ich behaupten, dass Mister Marshall etwas mehr Charisma in der Stimme hatte. Aber wir reden hier letztlich über Nuancen.
Was auf den Nummer-Sicher-Einstieg folgt, trägt schon wieder viel eher die typische PROSPEKT-Handschrift. 'Titan' ist eine schillernde Wundertüte voller origineller Einfälle und liebevoller Details. Vor allem der Kontrast zwischen knuspriger Gitarre und reingetupften Keys verleiht dem Song eine ganz besondere Note. In 'Beneath Enriya' verneigen sich die Herren zwischendurch mal kurz vor den frühen und mittleren Werken ihrer großen Landsleute von THRESHOLD - auch lecker. 'In The Shadows Of The Earth' gelingt ein beeindruckender Spagat zwischen gradlinig-kraftvollen Melodic-Metal-Parts und stimmungsvollen, düster-verrückten Einschüben, denen ich, wenn es nicht so paradox klänge, gerne eine sperrige Symphonik attestieren möchte.
'Alien Makers Of Discord' ist eine hypnotisierende Achterbahnfahrt, die erstens mit einem Solo von Greg Howe verziert wurde, zweitens besonders im Mittelteil durchaus Gänsehaut erzeugen kann und drittens trotzdem so wirkt, als wäre eine strukturierende Hand besser noch mal über den Song drüber gegangen. 'Cosmic Emissary' ist das Glanzstück von Michael Morris, hier kommen die Qualitäten seiner Stimme von beschwörend, über flüsternd bis hymnisch ganz besonders gut zur Geltung. Das ruhige, stimmungsvolle 'Akaibara' leitet dann über in den finalen Longtrack, wo man einen Gastauftritt von DRAGONFORCE-Fronter Marc Hudson hören kann. Unabhängig davon, ist 'Where Masters Fall' ein kleines Meisterwerk geworden. Hier zieht PROSPEKT noch mal alle Register und verwöhnt uns mit einer brillant verschachtelten Epik, die man sonst höchstens auf SIEGES EVEN-Alben zu hören bekam.
Fazit: PROSPEKT hat mit "The Illuminated Sky" einen würdigen Nachfolger des exzellenten Debüts erschaffen und damit den gerade eroberten Platz auf dem Prog-Olymp verteidigt und gefestigt. Etwas gefährlich wird es nur dann, wenn man sich allzu nah an das Fahrwasser von DREAM THEATER heran navigiert. Passiert aber zum Glück nur selten, was weitere direkte Vergleiche sehr schwierig macht. Für die Feinschmecker unter Euch würde ich mal sagen, stellt Euch eine bärenstarke Mixtur aus DAMNATION'S DAY und VANISHING POINT vor! Was natürlich bedeutet, dass die Zielgruppe unbedingt und umgehend nicht nur dieses sondern beide PROSPEKT-Alben eintüten muss. Von dieser tollen Band möchte ich gerne noch viel mehr hören in den kommenden Jahren.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan