PROTAFIELD - Nemesis
Mehr über Protafield
- Genre:
- Industrial / Punk
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Caroline Records/Virgin Music/ Universal
- Release:
- 23.05.2014
- God-Forced
- Severe Sever
- Pure
- Perfect Defect
- Wrath
- Acrylic
- Make Believe
- Sinner
- Redesign
- Nemesis
- Mass Effect
- Revolution
FEAR FACTORY light?
Metal, Punk, EBM, Industrial: Die Elemente, aus denen der neue PROTAFIELD-Langdreher "Nemesis" geformt wurde, sind doch relativ vielfältig. Doch ganz so kompliziert oder gar progressiv ist der Output des jungen Quartetts am Ende nicht. Man entdeckt Einflüsse von KILLING JOKE bis hin zu Gary Numan - und landet schließlich bei einer Band, die ähnliche Inspirationen in ihrem Gesamtwerk verankert hat, am Ende jedoch noch wesentlich radikaler zur Sache geht, als PROTAFIELD dies je beabsichtigen würden. Doch die Band lediglich an den Parallelen zu FEAR FACTORY aufzuhängen, würde den zwölf Stücken von "Nemesis" ebenfalls nicht gerecht, denn abgesehen vom melodischen Fundament von fast jedem Refrain auf dem neuen Album, halten sich auch hier die Ähnlichkeiten in Grenzen. Vielleicht abgesehen davon, dass auch im Gesang immer wieder die Angstfabrik ins Gedächtnis stößt. Doch das Herz des "Nemesis"-Sounds hängt am Ende dann doch ganz klar bei den Ursprüngen des Industrial-Rock.
PROTAFIELD aufgrund der vielfältigen Vergleichsmöglichkeiten den Freifahrtschein in kreativer Hinsicht zu geben, wäre aber ebenfalls nicht richtig. Denn im Grunde genommen lässt sich eine klare Formel erkennen, anhand derer die Band ihre Songs strickt. Und schon landet man bei der Prise Punk, die den Gitarrensound eingrenzt, bei der düsteren Elektronik, die manchen EBM-Ursprung erkennen lässt, aber eben auch bei den teils epischen, teils fordernden Chorus-Fragmenten, die größtenteils wirklich ordentlich sind, die Songs aber im Laufe des Albums immer berechenbarer gestalten. Sind es anfangs auch noch basische Industrial-Rhythmen, die den Zuhörer bei Laune halten und "Nemesis" nicht direkt zu schematisch gestalten, verlässt sich die Truppe später immer mehr auf die Wirkung der getragenen Refrains, die mit wachsender Spieldauer immer weiter verpufft. Sicherlich wird man auch Kompositionen wie 'Make Believe' und 'Redesign' etwas abgewinnen können, weil die Melodien nunmal recht einprägam sind. Doch im Großen und Ganzen wünscht man sich ein paar Wagnisse mehr, als es letztendlich der Fall ist. Einen TOOL-Groove, wie ihn der Titelsong zum Beispiel beherbergt, würde man sehr gerne öfter hören. Und auch wenn die Elektronik nicht die ausschlagebende Nuance sein sollte, so ist sie zumindest das eigenwillige, eigenständige Element, das PROTAFIELD vorweisen kann - und damit leider auch das einzige.
Eine Disqualifikation des Materials findet damit zwar keinesfalls statt, doch die Risikobereitschaft wird insgesamt einfach zu sehr gehemmt, auf Kosten einer Verlässlichkeit, die der Truppe zweifelsohne Sicherheit gibt, die aber den Reiz immer weiter raubt. PROTAFIELD ist in erweiterter Schlagdistanz zu KILLING JOKE und Co. sicherlich einen Hörtest wert. Aber die Substanz der Originale erreichen die vier Musiker auf ihrem neuen Album sicherlich nicht.
Anspieltipps: Make Believe, Perfect Defect
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes