PSYCHOMANTUM - Genius Loci
Mehr über Psychomantum
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Karge Welten Kunstverlag
- Die Sage
- Ein Fluch und seine Erfüllung
- Der Schatz im alten Berg
- Die Jetta
- Von einer schwarzen Hochzeit
- Genius Loci
Epische Keyboards zu Heidelbergs Ehren
Ein derartiges Deja Vu, wie man es auf "Genius Loci" erlebt, hat man auch nicht alle Tage. Die neue Scheibe der Heidelberger Black-Metaller von PSYCHOMANTUM erinnert so stark an die Frühphase der österreichischen Tolkkien-Fanatiker SUMMONING, dass man erst einmal doppelt hinschauen muss, um auch wirklich zu glauben, dass die Urheber dieses Albums nicht aus der Alpenrepublik stammen. Im Gegensatz zum "Lord Of The Rings"-Themenkreis beschäftigt sich die Band jedoch mit den Traditionen und der einstigen Kultur der Heimststadt und bezieht die Inspiration hierfür vornehmlich aus legendären Sagen und klassisch überlieferten Erzählungen. Soviel erst einmal zur Lyrik.
Musikalisch versucht die Band dann auch konsequent, den großen Epen gerecht zu werden und die enthaltenen Spannungsbilder adäquat darzustellen. PSYCHOMANTUM erzählen folgerichtig sechs längere Geschichten, beschreiben in der Atmosphäre der jeweiligen Kompositionen die Emotionen und die finsteren Elemente und stützen sich dabei auf einen Keyboard-Teppich, der nie aufdringlich, aber doch immer präsent ist und den Charakter des Bandsounds exakt festlegt. Und das ist Segen und Fluch zugleich...
Schwierig ist "Genius Loci" nämlich gerade dann, wenn die Musiker zu viel Content in ihre Songs packen wollen. Statt kleine Trilogien oder Ähnliches zu kreieren, wird auf Überlange alles integriert, was an die Story angehängt wird, was oftmals dazu führt, dass die Songs überladen werden und der Kern nicht mehr greifbar ist. Vor allem im schwermütigen 'Die Jetta' werden riesige Arrangement-Blöcker aneinander gereiht, die definitiv für sich alleine stehen sollten und unter der fehlenden Unabhängigkeit leiden. Und leider ist dies kein Einzelfall.
Diese Überfrachtung ist insofern kaum zu verstehen, dass die Band viele starke Ideen an den Start bringt und vor allem beim atmosphärischen Aufbau der Songs durch den eleganten Keyboard-Einsatz Akzente zu setzen vermag. Schade also, dass man sich selber einige Steine in den Weg legt, wo der Grundstock durchweg überzeugend ist. Denn wenn man "Genius Loci" noch einmal in einzelne Passagen splittet und manche Übergänge außen vor lässt, ist man schon fast geneigt, von einem Geniestreich zu sprechen. Obschon also eine deutliche Marke gesetzt wurde, sind es letzten Endes nur 65 von möglichen 100 Prozentpunkten.
Anspieltipps: Der Schatz im alten Berg, Von einer schwarzen Hochzeit
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes