PSYKRA - Terra Pi
Mehr über Psykra
- Genre:
- Black Metal / Avantgarde
- Fortuna Influenza
- Terra Pi
- Evaporation
- Horses Of Diomedes
- Ostrakismos
Oh je, was ist das denn? Liebhaber der harmonischen Klänge, der einschmeichelnden Melodien und des entspannten Hörgenusses brauchen hier gar nicht erst weiterzulesen, denn PSYKRA bieten uns mit ihrer zweiten in Eigenregie erschienenen CD "Terra Pi" wirklich schwere Kost, die sich grob im Genre Black Metal verorten lässt, dabei aber sämtliche lyrischen und musikalischen Klischees dieser Szene gekonnt umschifft. Die Band hat cleane, jazzige Elemente, seltsame perkussive Passagen, schräge, disharmonische Klänge und sehr abwechslungsreichen, aber stets irgendwie extremen, psychotisch wirkenden Gesang, den Gitarrist Alexander F. J. Creutzfeld aus seinen Stimmbändern hervorholt. Alexander bewegt sich irgendwo zwischen dem üblichen Black-Metal-Gekeife und dem abgedrehten Grollen von Attila Csihar, hat aber auch eine Stimmlage drauf, die mich an VOIVODs Snake erinnert. Dazu steuert Drummer B.O.T.I.S. (außerdem bei HIDDEN IN THE FOG), der für etliche irrsinnige Breaks und Fills verantwortlich ist, auch noch getragen gesprochene Vokalarbeit bei.
Musikalisch knüppeln die Herrschaften oft im gehobenen Blasttempo dahin, wie weite Strecken von 'Evaporation' belegen. Doch kein Song ist eindimensional oder monoton. Es gibt immer wieder krasse Tempo- und Stimmungswechsel und an anderer Stelle extrem psychedelische Einschübe, die auf zartbesaitete Gemüter mitunter recht verstörend wirken könnten. Hört dazu einfach mal das im Grundtempo recht langsame 'Horses Of Diomedes' an, das in jeglicher Hinsicht völlig bizarr geraten ist. Manche Passagen im Opener 'Fortuna Influenza' und vor allem beim Titelstück klingen stimmlich wie auch musikalisch, besonders in punkto Rhythmik und Dynamik, auch ein wenig nach VOIVOD. Natürlich habe ich keine Ahnung, ob und in wie weit die kanadischen Avantgarde-Thrasher zu den Einflüssen der Anhaltiner gehören, aber für mich sind die Vibes schon sehr ähnlich, die sie rüberbringen. Das zieht sich irgendwie durch das ganze Album, ohne dass PSYKRA wirklich direkt nach VOIVOD klängen. Es ist vielmehr so, dass ich den Eindruck habe, dass die drei Jungs eine ähnliche Herangehensweise an den Black Metal zu haben scheinen, wie sie seinerzeit VOIVOD im Thrash-Bereich hatten. Zuletzt weist das Werk auch gewisse Industrial-Elemente auf, wie sie uns vor allem von den neueren Werken diverser norwegischer Schwarzmetaller bekannt sind.
"Terra Pi" ist ganz schwer verdauliche Kost, die kaum in Worte zu fassen ist. Deshalb höre ich jetzt damit auf, es zu versuchen. Ihr solltet auf jeden Fall eine gehörige Portion Geduld und vor allem ein Faible für schräge Klänge mit hohem künstlerischen Anspruch mitbringen, um auch nur ansatzweise eine Chance zu haben, mit dem Schaffen von PSYKRA warm zu werden. Wenn diese Voraussetzungen allerdings vorliegen, und ihr neben Black Metal in der Schnittmenge von SATYRICON, THORNS und den neueren TORMENTOR auch eine Ader für Jazz, Industrial und VOIVOD habt, dann könntet ihr unter Umständen viel Freude mit dem Variantenreichtum und Tiefgang dieser sehr avantgardistischen Scheibe haben. Reinhören könnt ihr auf der Bandhomepage.
Anspieltipps: Fortuna Influenza, Terra Pi
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle