RAGE - A New World Rising
Mehr über Rage
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- SPV
- Release:
- 26.09.2025
- A New World Rising
- Innovation
- Against The Machine
- Freedom
- We'll Find A Way
- Cross The Line
- Next Generation
- Fire In Your Eyes
- Leave Behind
- Paradigm Change
- Fear Out Of Time
- Beyond The Shield Of Misery
- Straight To Hell '25
Modern, catchy und einfach schlicht und ergreifend stark!
Sind wir einmal ehrlich, so richtig können wir doch alle schon nicht mehr nachzählen, den wievielten Frühling Peavy Wagner mit seiner Band RAGE gerade erlebt. Egal, wie oft sich das Besetzungskarussel dreht und auch mal eine Durststrecke durchlebt werden muss, man kann sich doch immer sicher sein, dass das Heavy-Metal-Dreigespann irgendwann doch wieder mit Wucht zurückkehrt. Die aktuelle Hochphase dauert dabei allerdings schon überraschend lange an und fand für mich persönlich mit dem letzten Langdreher "Afterlifelines" ihren Höhepunkt, dessen erste Disc in den vergangenen Jahren beständig ihre Runden in meinem Player gedreht hat. Ob "A New World Rising" nun genau dort anknüpfen kann, wo Hits wie 'End Of Illusions' und 'Under A Black Crown' zuletzt aufgehört haben?
Nun, positiv ist mit Sicherheit schon einmal, dass die Besetzung um Jean an der Gitarre und Lucky am Drumkit diesmal konstant geblieben ist. Gerade im Falle von Mr. Borman am Sechssaiter freut mich das besonders, denn sein Händchen für packende Lead-Gitarren in den Refrains und eine durchaus moderne Herangehensweise im Falle seiner Riffs, haben RAGE für mein Ohr eine hervorragende Frischzellenkur verpasst. Bevor auf dem neuen Langdreher aber so richtig gerockt wird, begrüßt uns das titelgebende Intro mit akustischen Gitarren, düsterer Stimmung und gesprochenen Passagen.
Alles in allem ein gutes Aufwärmprogramm, aber natürlich stellen sich die Lauscher erst so wahrhaft auf, wenn Peavy und Co. in 'Innovation' so richtig in die Saiten greifen. Musikalisch knüpfen die Mannen aus Herne dabei nahtlos beim direkten Vorgänger an und rennen damit offene Türen bei mir ein. Konkret sind dabei die Riffs zwar traditionell inspiriert, kommen aber mit modernem Sound und Touch daher, bevor im Refrain wieder Platz für ein paar schöne Lead-Texturen ist, die ein wunderbares Fudament für einen Ohrwurmrefrain aus der Feder von Peavy bieten, der gesanglich auf gewohnt hohem Niveau abliefert. Ja, so darf und muss eine RAGE-Platte starten, um Zweifler und Kritiker sofort mundtot zu machen.
Doch damit nicht genug, 'Against The Machine' macht mit angezogener Temposchraube und einem absolut grandiosen Refrain im Anschluss sogar noch eine bessere Figur, bevor 'Freedom' mit fiesem Mid-Tempo-Groove und Chören im Refrain eine ordentliche Schippe Epik zum sowieso schon überzeugenden Gesamtpaket hinzufügt. Dramatik steht auch bei 'We'll Find A Way' im Mittelpunkt, wo mich vor allem die ungewohnte Gesangsmelodie im Refrain gänzlich abholt, bevor 'Cross The Line' alle schönen Melodien mit Füßen tritt und mit ein paar Metalcore-Anleihen als wuchtiger Kracher aus den Boxen dröhnt. Vielleicht nicht auf den ersten Blick das große Highlight der Scheibe, aber im Kontext des Albums eine gelungene Abwechslung.
Ja, auch danach drängen sich, zumindest für ein paar Minuten, nicht die ganz großen Hits auf. Das soll mitnichten heißen, dass 'Next Generation' oder die Ballade 'Fire In Your Eyes' schlecht wären, aber das offenkundige Zeug zum Klassiker bringen beide Songs nicht auf den ersten Blick mit. Dafür zeigt die Formkurve mit dem erneut sehr modern angehauchten 'Paradigm Change' ganz klar wieder nach oben, während das ungewohnt sperrige 'Fear Out Of Time' durchaus ein paar Anläufe braucht, bis es so richtig zündet. Anders sieht das schon bei 'Beyond The Shield Of Misery' aus, das in Sachen Leads und Gesangsmelodien noch einmal sämtliche Register zieht und für mich neben 'Against The Machine' den ganz großen Höhepunkt von "A New World Rising" markiert. Oben drauf gibt es dann noch eine Neuaufnahme des Klassikers 'Straight To Hell', wobei die frische Version jetzt nicht unbedingt klar das Original in den Schatten stellt, gleichzeitig aber auch nicht deutlich den Kürzeren zieht. Hier kommt es wohl auf den persönlichen Geschmack an, bei der Frage, welche Version ihr bevorzugt.
Gleiches kann ich vom Gesamtkonstrukt RAGE nicht behaupten, denn die aktuelle Inkarnation des Trios macht für mich auch auf dem zweiten Album in dieser Besetzung nahezu alles richtig und liefert einen Langspieler ab, der zahlreiche Volltreffer im Gepäck hat und selbst in den schwächeren Momenten noch immer das Prädikat "sehr gut" verdient. Ja, die ultra moderne Breitwand-Produktion trifft weiterhin nicht gänzlich meinen Nerv, doch darüber sehe ich sehr gerne hinweg, wenn das Songmaterial so zwingend ausfällt wie auf diesem Silberling. Die Vorfreude auf die Tour im Herbst ist dann auch wieder sehr groß und am Ende gibt es verdiente neun Zähler für einen herrlichen Brocken Heavy Metal aus Herne.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs