RAGE - Wings Of Rage
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2019
Mehr über Rage
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Steamhammer / SPV
- Release:
- 10.01.2020
- True
- Let Them Rest In Peace
- Chasing The Twillight Zone
- Tomorrow
- Wings Of Rage
- A Nameless Grave
- Don't Let Me Down
- Shine A Light
- HTTS 2.0.
- Blame It On The Truth
- For Those Who Wish To Die
Ein weiteres Juwel aus dem Hause RAGE.
Hallo Freunde des guten Geschmacks. Ich möchte euch zu Anfang mitteilen, dass es für mich etwas ganz Besonderes und eine große Ehre ist, hier vom aktuellen RAGE-Album "Wings Of Rage" berichten zu dürfen. Einerseits, weil es mir anhand der hier dargebotenen Qualität recht leicht fällt und andererseits unter der Berücksichtigung, dass mich mit RAGE eine fast 34 Jahre andauernde Bande verbindet. Ich erinnere mich noch sehr gut und auch gerne daran, als ich mich im zarten Alter von gerade einmal 17 Jahren befand und das Quartett mit ihrem Debütalbum "Reign Of Fear" mitten in meine Sturm-und-Drang-Phase hinein krachte. Viele von euch wissen auch sicherlich noch, dass der Heavy-Metal-Markt zu dieser Zeit bei weitem noch nicht so übersättigt war, wie dies heute leider der Fall ist. Entdeckte man eine vielversprechende neue Band im ansässigen Plattenladen, war dies noch etwas ganz Besonderes und man war dem Metal-God unendlich dankbar dafür.
Endlich zuhause angekommen wurden die frisch eingetüteten Scheiben flugs auf der Stereoanlage direkt auf Kassette überspielt und hoch erhobenen Hauptes spazierte man freudestrahlend zu seinesgleichen, um die neue Eroberung dort voller Stolz in geselliger Runde präsentieren zu dürfen. Wie dies bei uns Metalheads nun meist so üblich ist, bedeutet der Platz, den eine Band im Herzen eingenommen hat, dann oftmals einen unzerstörbaren Bund fürs restliche Leben. So geschehen auch bei mir und RAGE. Es liegt in der Sache der Natur, dass es während einer über Jahrzehnte andauernden Beziehung natürlich auch mal kleinere Beziehungskrisen gab (vor allem die Smolski-Phase fühlt sich für mich auch heute noch teilweise befremdlich an) – aber wie in jeder guten Ehe, gehören diese Aufs und Abs genauso dazu und verleihen dem Ganzen ja auch erst diese ganz spezielle Würze. Zudem hätte ich damals als kleiner rebellierender Unruhestifter nicht einmal in meinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt (schon klar, es gab weit und breit noch kein Internet, aber ihr wisst, was ich damit meine), eines Tages für ein Heavy-Metal-Online-Magazine ein RAGE-Review verfassen zu dürfen. Für mich wird hiermit also tatsächlich ein kleiner, weiterer Heavy-Metal-Traum wahr. Hell Yeah!
Beginnen wir nun mit dem eigentlichen Review zu RAGEs sage und schreibe 24. (!) Studioalbum "Wings Of Rage". Mein letztjähriges, persönliches Album des Jahres erschien zufälligerweise ebenfalls schon früh am Jahresanfang und war sogar mit einem ähnlich klingenden Albumtitel ausgestattet. Wenn das mal keine guten Vorzeichen sind! Die Rede ist natürlich von den unzerstörbaren New-Jersey-Thrashern OVERKILL, die mit ihrem "The Wings Of War"-Album von nichts und niemandem mehr vom Sockel gestoßen werden konnten. Gleiche qualitativ hochwertige Voraussetzungen besitzt definitiv auch vorliegendes Scheibchen aus Herne. Was der äußerst sympathische Peavy und seine beiden Mitstreiter Marcos Rodriguez (Gitarre) und Vassilios Maniatopoulos (Schlagzeug) hier an Facettenreichtum und frisch klingenden Ideen an den Tag legen, ist schon sehr überzeugend. Ich gehe sogar so weit und behaupte: RAGE setzt sich mit diesem Album selbst ein Monument!
Auf dem nunmehr dritten Album in unveränderter Besetzung hat es den Anschein, die Band durchlebe gerade ihren was weiß ich wievielten kreativen Frühling. Jede verdammte Note besitzt diese ganz spezielle, nach RAGE klingende Vertrautheit, ohne dennoch als Plagiat abgestempelt zu werden. Ich habe den Eindruck, die Jungs sind direkt einem Jungbrunnen entstiegen. Die Kompositionen nehmen den Hörer auf einen wunderbaren Streifzug durch die 34-jährige Schaffensphase der Band mit. Es finden sich sowohl genügend Tracks mit massigen Thrash-Anteilen ('True', 'Let Them Rest In Piece', Wings Of Rage','Don't Let Me Down') als auch tolle Power-Metal-Hymnen ('Tomorrow', 'Chasing The Twillight Zone') und selbstverständlich kommen auch klassisch orchestrierte Kompositionen ('Shine A Light', 'A Nameless Grave') vor. Hinter der kryptisch anmutenden Abkürzung 'HTTS 2.0.' verbirgt sich zudem der wohl bei den meisten Fans beliebteste RAGE-Hit 'Higher Than The Sky' aus dem Jahr 1996, welcher hier einer großartigen, zeitgemäßen Aufpolierung unterzogen wurde.
Meine sowohl klare als auch eindeutige Meinung zu "Wings Of Rage" lautet, dass dieses Juwel künftig in einem Atemzug mit Band-Klassikern wie "Black In Mind" oder "End Of All Days" genannt werden muss. Man hört dem Album außerdem zu jeder Sekunde an, dass sich das Trio diesmal wieder etwas mehr Zeit beim Komponieren ließ als bei den beiden letzten Malen, was sich nicht zuletzt in den vielen hymnenhaften Refrains und hingebungsvollen Gitarrensoli widerspiegelt. Mich, als alten RAGE-Fan, begeistert das Album auch nach vielen Durchläufen immer noch, was nach dem für mich nicht ganz so überzeugenden REFUGE-Album "Solitary Man" so nicht unbedingt zu erwarten war. Ich habe fertig.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Mahoni Ledl