REAPER (AUS) - Viridian Inferno
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2022
Mehr über Reaper (AUS)
- Genre:
- Speed / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Dying Victim Productions
- Release:
- 22.04.2022
- Shadow Of The Crucifix
- Satanic Panic
- Taste The Blood
- Drop The Blade
- The Reaper
- Nothing Left To Waste
- Decay
- Sentinels Of Heresy
- Mass Grave
- Internal Torment
Bock auf apokalyptischen Höllenlärm?
In letzter Zeit stehe ich ziemlich auf solch ungehobelten Bolzen-Metal der Marke INDIAN NIGHTMARE, BÜTCHER oder MYSTIC STORM und von daher war ich ziemlich frittenfettig heiß auf diese Langrille der Australier REAPER. Die Band hat 2017 mit dem Demo "Reaper" schon ein bisschen Staub im Underground aufwirbeln können und ist nun beim formidablen Vertragspartner Dying Victims Records gelandet. Da passt die Faust doch gleich doppelt gut aufs Auge. Schon das schmucke Artwork lässt die Erwartungshaltung auf rohe Hausmannskost nach Oben schnellen, denn sowohl das Fortbewegungshuftier wie auch sein Reiter erwecken den Eindruck von gutem Geschmack in den Ohren.
Schmeißt man das Gelöt nun an, so bekommt man mit dem eröffnenden 'Shadow Of The Crucifix' schon mal eine feste Breitsaite Bratbartgitarren vor die Löffel. Ich fühle mich sofort an das Duo Infernael von der Saitenfront der Band BLESSED DEATH erinnert. Apokalyptisch und wüst schwappt der brachiale Soundwall aus den Boxen. Sänger Shannon Styles gurgelt unverständlichen Buchstabengulasch ins Mikrophon und das instrumentale Trio bestehend aus R.T. (bs), Adam Ritchie (gt.) und M.R. am Schlagzeug klöppelt dazu infernalisches Notenkrawall aufs Parkett. Die Bezeichnung Speedpunk trifft es hier ziemlich gut, denn in Sachen Songstruktur bin ich dann doch eher im Punk oder Hardcore-Segment unterwegs, was dazu führt, dass vieles im ersten und zweiten Moment ungewohnt chaotisch klingt. Da muss sich das Metaller-Ohr, welches seine Wurzeln im Blues und Rock verankert hat, erstmal öffnen, denn die Damen und Herren von REAPER kümmern sich einen feuchten Wurstsalat um typische Songaufbauten. Hauptsache Krawall. Viel zu viel Hall auf dem extrem angepissten Gesang und Riffs, die manchmal nur krude Lautgabe zu sein scheinen.
Auch das Klangbild allein ist schon sehr deutlich im Hardcore angesiedelt. Feedback, alles latent unsauber, brummelnder Bass, viel Geschepper auf den Becken. Klingt jetzt nach einem Totalausfall? Au contraire, meine kuschelrockigen Freunde! Das Material macht ernsthaft Laune und funktioniert zwischen JOURNEY und STYX ganz ausgezeichnet für die Rumpel/Kuschel-Balance.
So harkt die Bandhymne 'Reaper' ordentlich durch die Gehörgänge und 'Satanic Panic' hat nicht nur einen unterhaltsamen Titel. Die Nummer hat einen wirklich coolen Aufbau und ist in der zweiten Hälfte eine irrwitzige Raserei, zu welcher ich ganz hervorragend Rühreier geschlagen habe. Pragmatisch denken!
Insgesamt ist das hier natürlich nichts für Schöngeister und Menschen, die Musik anhand der Anzahl der Taktwechsel bewerten. Abwechslung ist hier weder das Zauberwort noch das Motto der Truppe. Hier geht es einzig und allein um das Freisetzen von musikalischer Energie und genau unter diesem Aspekt finde ich diese Scheibe ausgesprochen kurzweilig. Wer also eine Mischung aus frühen VOIVOD, DISCHARGE, VENOM und HELLHAMMER zu schätzen weiß, hat hier eine neue Kultkapelle gefunden.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Holger Andrae