RED VOID - Phase II
Mehr über Red Void
- Genre:
- Heavy Rock / Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 01.05.2020
- Super Six
- Pyroclastic Surge
- The Red Void
- Violent Universe
- Hypervacuum
- Alizarin Crimson
- Ultra Electrical Discharge
- Solardome
Rock-Urvater HENDRIX wäre stolz!
Vater und Sohn gemeinsam in einer Band, das ist spätestens salonfähig seit Ex-MOTÖRHEADler Phil Campbell mit seinen Söhnen PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS betreibt. Kein Wunder also, dass sich auch Nachahmer dieses Konzepts im weit entfernten Tasmanien finden, wo Simon (Gitarre) und Christopher Cockwell (Bass) seit 2014 gemeinsam ihrer Liebe zu psychedelischem Heavy Rock fröhnen. Nach anfänglichen Sessions mit programmierten Drums komplettierte 2015 Schlagwerker Liam Newitt-Clark das Trio, das dieser Tage nach einer EP mit "Phase II" den ersten Langspieler veröffentlicht.
Musikalisch geht es dabei rein instrumental zur Sache, was das Fehlen eines Sängers in der Besetzung bereits vermuten ließ. Die tief im Blues verwurzelten Songs der drei Australier bieten dafür aber genug Platz für psychedlische Solo-Ausflüge der einzelnen Musiker. Da verwundert es nicht, dass die insgesamt acht Kompositionen aus Jam-Sessions im Proberaum entstanden sind und über mehrere Jahre hinweg nach und nach in CD-taugliche Form gebracht wurden. Doch auch wenn die improvisierten Passagen bereits zusammengekürzt wurden, werden an Gesang gewöhnte Hörer durchaus ihre Schwierigkeiten mit den ausladenden Klangcollagen auf "Phase II" haben, denn selbst bei einem eingefleischten Fan gesangsbefreiter Rockmusik wie mir bleiben doch recht wenige Nummern im Gedächtnis hängen. Dafür schweifen die einzelnen Kompositionen immer wieder zu sehr ab und verzichten weitgehend, mit Ausnahme der grundlegenden Akkordstruktur, auf wiederkehrende Melodien, an denen sich der Zuhörer entlang hangeln könnte.
Falsch verstehen sollte man diese Kritik aber nicht, denn auch wenn man nach Ende der Spielzeit vielleicht keine einzelnen Melodien mehr nachpfeifen kann, so liefert der Silberling in der richtigen Situation eine ordentliche Portion Hörvergnügen. So würde ich den Genuss mit guten Kopfhörern und geschlossenen Augen empfehlen, denn gerade dann kann man den Wendungen und Richtungswechseln dieser Scheibe am besten folgen. Dass das gelingt, ist gleichzeitig auch ein Kompliment an die drei Musiker, die perfekt miteinander harmonieren und an ihren jeweiligen Instrumenten über jeden Zweifel erhaben sind. Neben der tighten Rhythmusarbeit von Bass und Schlagzeug sticht hier insbesondere Simon an der Gitarre heraus, der mit Fuzz-geladenen Riffs und improvisierten Soli so manche Kinnlade bei Kollegen am Instrument zum Herunterfallen bringen dürfte.
Nein, das berühmte "Easy Listening" bietet "Phase II" sicher nicht, doch wer sich an von Hendrix beinflusstem psychedelischem Jam-Rock erfreut, für den wird der erste RED VOID-Langspieler ein Vollteffer sein. Und jetzt entschuldigt mich, denn auch ich werde mich mit den drei Australiern auf eine weitere spacige Rundreise durch den RED VOID-Soundkosmos begeben.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs