REVELATION - For The Sake Of No One
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2009
Mehr über Revelation
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 7.75
- Label:
- Bland Hand/Shadow Kingdom
- Release:
- 17.11.2009
- A Matter Of Days
- Offset
- Canyons
- On A Promotory
- The Whisper Stream
- Vigil
- For The Sake Of No One
Ein oberflächlich betrachtet unscheinbares Album, das unter der Staubschicht unheimlich kostbare Qualitäten birgt.
Für das Urgestein des Maryland-Dooms hat es in unserem Dezember-Soundcheck leider nur fürs hintere Mittelfeld gereicht. Das ist natürlich bedauerlich, wenn man bedenkt, dass die Band genau das in Vollendeung macht, was sie am besten kann: Knochentrocken, unaffektiert und zäh die Doomwalze über den Hörer rollen zu lassen. Aber genau hier wird es auch wieder verständlich, dass es für den einen oder anderen dann doch zu viel wird, sich eine Dreiviertelstunde lang REVELATION anzuhören. Denn wenn das Trio eines nicht tut, dann ist das kommerziellen oder angepassten Doom abzuliefern, der eine breite Masse anspricht. Hier gibt es keine monumental Epik, keine schwülstige Romantik, keine Trauerklos-Melancholie, keine Geschwindigkeitsausbrücke, keine Power-Metal-Anleihen, keinen Frauengesang, keinen Stonerrock und keine Keyboards.
Was gibt es dann überhaupt? Nun, zum einen den staubtrockenen Gitarrensound von John Brenner, den stoisch pumpenden und auf überschaubarem Level recht verspielten Bass von Bert Hall, und Steve Branagans distanziertes, hintergründiges Drumming. Diese Bestandteile setzen die Grundstimmung und breiten sich weithin aus. Sie machen es dem Doomkopf der alten Schule heimelig warm. Es ist die Stimmung von der diese Band lebt: Entrückt und doch allumfassend. Mantrisch. Manche sagen, es mangle ihr an Glanzpunkten und Spannungselementen. Diese Sichtweise kann ich zwar verstehen, aber nicht teilen. REVELATION stürzen ihren Hörer nicht in ein Wechselbad der Gefühle, blenden ihn nicht mit grellen Effekten und überfordern ihn nicht mit einem Übermaß an Dramatik: Die Karavane hält an, und sie hat nur wenige Dromedare frei. Mitreisen kann nur der Eingeweihte, der die Einstellung der Nomaden teilt und es genießt, mit ihnen durch die Einöde zu streifen und ruhig und besinnlich die unaufgeregten, aber zu keiner Zeit uninspirierten oder öden Melodien zu summen.
Das wäre ihm an sich schon genug, und weil das so ist, wird er noch zusätzlich belohnt wird er durch kleinen Juwelen, die Oasen in der Öde, ein herrliches, ausuferndes Gitarrenlead in der besten Siebziger-Tradition von John Brenner in 'Canyon', seinen sehr sparsam eingesetzten und deshalb um so wirkungsvolleren Gesang (man höre dazu das geniale 'Vigil'), eine verzauberne Basspassage von Bert Hall bei 'Offset', oder den plötzlich recht rockigen Groove, den die Herren Hall und Branagan bei 'On A Promontory' in den Sand zaubern. Ebenso die psychedelischen Leads im selben Stück. Wer mit REVELATION auf die Reise geht, der darf keine Achterbahnfahrt erwarten, kein Rasen auf der Überholspur, keine Sightseeing-Tour; sondern eine Selbstfindungsreise, auf der er lernt, die kleinen Kostbarkeiten zu schätzen, die in einem Zeitalter des Überflusses und des Lebens auf der Überholspur nur noch viel zu wenig Aufmerksamkeit genießen. "For The Sake Of No One" bringt auch den Fastfood-Metal-Konsumenten wieder zurück auf den Boden der Realität, zurück zu sich selbst und dem Kern der Musik. Für mich ist diese Scheibe daher, ein oberflächlich betrachtet zwar unscheinbares und unspektakuläres, unter der Staubschicht aber unheimlich kostbares Album.
Anspieltipps: Vigil, Canyon, On A Promontory
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle