RHAPSODY OF FIRE - The Frozen Tears Of Angels
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2010
Mehr über Rhapsody Of Fire
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast/Warner
- Release:
- 30.04.2010
- Dark Frozen World
- Sea Of Fate
- Crystal Moonlight
- Reign Of Terror
- Danza di Fuoco E Ghiaccio
- Raging Starfire
- Lost In Cold Dreams
- On The Way to Ainor
- The Frozen Tears Of Angels
Der Metal ist zurück - mit Schwert, Gitarre und Flöten kehren die Drachentöter endlich wieder heim. Welcome Back!
In den letzten Jahren mussten sich RHAPSODY-Fans um ihre Lieblingsdrachentöter mächtig Sorgen machen. Erst verzögerte sich die lang angekündigte Tour mit MANOWAR um ein Jahr, was die Veröffentlichung neuen Materials verhindern sollte. Dann musste man um die Namensrechte kämpfen – verlor, durfte aber immerhin den Namen behalten und musste ihn lediglich erweitern. Dann erschien mit "Triumph Or Agony" 2006 ein Album, welches viel zu bombastisch aufgebläht war und den alten, frischen Sound kaum noch erkennen ließ. Es wurde immer enger und auch die Chartplatzierung wurden langsam rückläufig. Zu allem Entsetzen wurde 2007 bekannt, dass sich die Italiener mit ihrem Label Magic Circle Music überworfen hatten und alle geplanten Tourneen auf Eis gelegt wurden. Die Krönung folgte am 4. Oktober 2008, als die Band auf ihrer Homepage ankündigt, auf unbestimmte Zeit alle Aktivitäten einzustellen. Die Fans sahen das Ende kommen. Das Ende einer Band, die kurz davor stand, ganz groß zu werden aber vom Musikbusiness zerdrückt wurde.
Doch dann wurde alles anders. Eines Tages im November 2009 traute man seinen Augen nicht: Nuclear Blast signen RHAPSODY OF FIRE! Ein Wunder war geschehen! RHAPSODY OF FIRE sind zurück! Vier Jahre nach "Triumph Or Agony" folgt mit "The Frozen Tears Of Angels" der dritte Teil der "The Dark Secret Saga" und das insgesamt siebte Album der Italiener. Und es gleich vorweg zu nehmen. So gut klangen Fabio Leone und Co. lange nicht mehr. Vorbei die seelenlosen Materialschlachten der vergangenen zwei Alben. Das Orchester bleibt diesmal vor der Tür und die Keyboard-Samples zeigen durch das Fenster die lange Nase.
Eines ist aber gleich geblieben: Auch diesmal begrüßt uns Christopher Lee mit seiner unnachahmliche Stimme und heißt alle Freunde beim bombastischen Intro 'Dark Frozen World' herzlich willkommen. Die erste Single schließt sofort an und schickt uns auf eine kleine Reise. Eine Reise in eine Zeit, als der Metal bei RHAPSODY den Ton angab. 'Sea Of Fate' rast mit hoher Geschwindigkeit im Refrain durch den Zauberwald und erinnert an "Dawn Of Victory"-Zeiten. Herrlich! Genauso haben sie Ende des letzten Jahrtausends ihre Fans verzückt. Eingängige Refrains, wunderbare Soli von Luca Turilli und von mir aus auch Plastik-Keyboards. Was soll’s? Es reißt wieder mit. Das anschließende 'Crystal Moonlight' bleibt auch im angenehmen Uptempo-Bereich und lässt jeden Fan das Luftschwert aus der Klinge ziehen. Auf in den Kampf! Der wird mit 'Reign Of Terror' sogar noch aggressiver. Fabio singt nicht nur - er schreit und keift sich seine Wut aus der Seele. Ein gigantischer Chor steht seinem Feldherren zur Seite und scheint den Feind einfach platt zu singen. Sicherlich der härteste Song, den die Italiener bisher aus der Feder gezaubert haben.
Nach dieser Granate ist Zeit für ein kleines Tänzchen. Ihre Vorliebe für ihre italienische Sprache haben sie sich nicht nehmen lassen. Christopher Lee lädt die Gäste in den malerischen Garten. Der Flötenmann steht bereit und spielt den Tanz von Feuer und Eis ('Danza di Fuoco e Ghiaccio'). Fabia steigt locker ein, trällert im Kreis tanzend sein kleines Liedchen, bevor ein gewaltiger Chor einsteigt und auf die folgenden Aufgaben einstimmt. Denn 'Raging Starfire' legt Tempomäßig wieder zu, auch wenn hier noch die "Triumph Or Agony"-Nachwehen durchscheinen. Der Bombast ist allgegenwärtig und die Gitarren ein Stück leiser. Wer sich fragt, wo denn die Kitschballade bleibt, bekommt mit 'Lost In Cold Dreams' endlich die Antwort. Was soll man sagen? Entweder man mag es oder man mag es eben nicht. Dazwischen gibt es nicht viel. Macht die Augen zu und schon holt euch ein Drachen auf seine mächtigen Flügel und fliegt mit euch über unbekannte Welten. Über Fabios Gesangsleistung muss man eigentlich seit Jahren kein Wort verlieren. Gerade bei den ruhigen Songs zeigt sich der Meister.
Langsam ziehen wir in die finale Schlacht. Und die hat es in sich. 'On The Way To Ainor' ist mit knapp sieben Minuten das bislang längste Stück – und vielleicht auch das Beste. Es besitzt alles, was RHAPSODY so groß gemacht hat. Eine spannende Strophe, welche in einen umwerfend großen und intensiven Refrain mündet, welcher nicht nur aus ein paar Reimen besteht, sondern auch innerhalb des Chorus noch einmal weiter wächst. 'On The Way To Ainor' ist ein Song, wie ihn nur die Italiener schreiben und spielen können. Ein tolles Solo von Luca bereitet auf den letzten Chorus vor. Es scheint gar nicht zu enden – und auch wenn es wunderbar gespielt wird, man möchte den Refrain hören. Dann die Explosion!
Wie es die Tradition so will, heben sich RHAPSODY den längsten Song meist für den Schluss auf. So auch dieses Mal. Dabei entpuppt sich der Titeltrack als schlechtester Song des ganzen Albums. Warum? Immerhin baut er zu Beginn eine wunderbar epische Stimmung auf und mag auch in der Strophe zu unterhalten. Luca spielt seine Gitarre dreckig wie nie, doch auch er kann es nicht verhindern: Der Refrain kickt einfach nicht. Man wartet auf den Ausbruch, doch er bleibt aus. Vielleicht mögen auch die vorherigen Songs einfach zu gut sein, was diesen nur guten Track so runterzieht.
Bliebt am Ende nur zu sagen, dass alle RHAPSODY OF FIRE-Fans in doppelter Hinsicht jubeln können. Nicht nur sind ihre Recken zurück, sie sind auch so stark wie seit gefühlten zehn Jahren nicht mehr. Wer sich bei den vergangenen Alben im Bombast verirrt hat, wird mit Wohlwollen "The Frozen Tears Of Angels" genießen können. Der Metal ist zurück!
Anspieltipps: On The Way To Ainor, Sea Of Fate, Reign Of Terror
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Enrico Ahlig