RIOT CITY - Electric Elite
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2022
Mehr über Riot City
- Genre:
- US Power Metal / Speed Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- No Remorse Records
- Release:
- 14.10.2022
- Eye Of The Jaguar
- Beyond The Stars
- Tyrant
- Ghost Of Reality
- Return Of The Force
- Paris Nights
- Lucky Diamond
- Severed Ties
Das Album des Jahres ist endlich gefunden. Es stammt aus der kanadischen Stahlschmiede.
In diesem Jahr habe ich mit Ausnahme der aktuellen Scheibe von HÄLLAS kein Album so sehnsüchtig erwartet wie das von RIOT CITY. Als ich Anfang 2020 zunächst las, dass Cale Savy nicht mehr singen möchte, da er sich auf sein Gitarrenspiel konzentrieren wolle, schrillten zunächst die Alarmglocken. Was? RIOT CITY mit einem anderen Sänger? Aber bei meinem letzten Konzertbesuch vor dem ersten Lockdown im Toast Hawaii in Berlin am 3.3.2020 konnte ich mich von den außergewöhnlichen Fähigkeiten des neuen Fronters Jordan Jacobs und seiner Bühnenpräsenz überzeugen. Die Skepsis wich sofort großer Begeisterung. Jetzt da "Electric Elite" vorliegt, lässt sich feststellen, dass sich am Sound der Band praktisch kaum etwas geändert hat. Die schrillen Schreie sind weiterhin das Markenzeichen von RIOT CITY. Außerdem sind die Musiker mittlerweile noch besser eingespielt.
Das Zweitwerk der Kanadier knüpft nahtlos an das Debüt "Burn The Night" an. Dieses konnte bereits voll und ganz überzeugen, jedoch stachen 'In The Dark' und 'The Hunter' gegenüber den anderen Stücken doch etwas heraus. Auf "Electric Elite" - übrigens ein Song-Titel des Demos, der keine Beziehung zum aktuellen Werk hat -, haben alle Lieder mindestens diese Qualität. Das kann nur heißen, dass man dem Songwriting einen hohen Stellenwert eingeräumt und sich die nötige Zeit für das Schreiben neuen Materials genommen hat. Nichts muss sich erst nach und nach erschließen; die Stücke präsentieren sich gleich als das, was sie nun mal sind: kleine Meisterwerke.
Sofort gibt es mit 'Eye Of The Jaguar' voll auf die Zwölf, und zwar mit Power Metal amerikanischer Machart, der mit einer deftigen Portion Speed angereichert ist. Atemlos lauscht man dem von einer unbarmherzigen Rhythmussektion angetriebenen Stück und lässt sich von der positiven Energie durchströmen. Die Souveränität, mit welcher der Gesang über den Instrumenten thront, ist in der heutigen Zeit ganz singulär. Bei mir löst das eine Art inneres Jubilieren aus, wie ich es seit den Glanzzeiten von CRIMSON GLORY nicht mehr erlebt habe. Bei 'Beyond The Stars' ist schon bei den ersten Leads klar, dass ein weiterer Klassesong folgt. Hier haben wir auch die coolen Chöre, die auch bei anderen Stücken immer sehr effektvoll zum Einsatz kommen und schon vom Debüt bekannt sind. Das in gemäßigtem Tempo vorgetragene 'Tyrant' hat einen Refrain, den man nur als erhaben titulieren kann. Sind die ersten drei Titel schon bärenstark, was soll man erst von 'Ghost Of Reality' sagen? Vielleicht, dass sich die fünf Kanadier damit selbst übertroffen haben. Aber auch 'Paris Nights' ist ein fantastischer Song, bei dem einfach alles stimmt. Die Gitarren solieren in Perfektion, die Chöre sind neben den Instrumenten ein zweites Kraftwerk und der Gesang ist eine echte Meisterleistung. Die Modulationen in derart schwindelerregenden Höhen sind ein reiner Triumph. Als Longtrack zeigt 'Severed Ties' den Fünfer mal von einer anderen, epischen Seite mit einem Schuss Melancholie. Eine überragende Komposition und ein würdiger Abschluss eines außergewöhnlichen Albums!
"Electric Elite" ist ein Solitär, der alles überstrahlt, was in den letzten Jahrzehnten im Genre Power/Speed Metal veröffentlicht wurde. Ich würde aus heutiger Sicht sogar so weit gehen und das Album in eine Reihe mit Klassikern des US Metals wie "Ample Destruction", "Digital Dictator", "Thundersteel" oder "Transcendence" stellen. Traditionsbewusst und doch durch und durch individuell ist die Musik von RIOT CITY eine Art Essenz des Heavy Metal.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jens Wilkens