RISE FROM ABOVE - Ain't Like You
Mehr über Rise From Above
- Genre:
- Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- District 763 Records
- Release:
- 17.01.2014
- 2Faced
- Ain't Like You
- Grave Dohl
- The Most
- Gracehoper
- A Kingdom's Tide
- Mediapolis(h)
- Swimming With Sharks
- Oh!381
- >-xxx->
Hardcore mit Leib, Seele und kleineren Schwächen
Aus Rostock stammt mit RISE FROM ABOVE ein weiterer lebender Beweis für die in den 10er Jahren enorm aufgeweckte, vigilante deutsche Hardcore-Szene. Das Quartett ist schon mehr als eine halbe Dekade im Geschäft, tourte bereits mit diversen Szenegrößen aus Übersee und ließ bislang mit einer Demo-Split und dem 2012er Debüt "Phoenix" von sich hören. Der eben erschienene Nachfolger "Ain't Like You" bietet kurzweiligen, mit modernen Versatzstücken aufgefrischten Oldschool-Hardcore, dem nur über die gesamte Spieldauer ein wenig die Puste ausgeht.
Selbstverständlich haben moderne Hard- respektive Metalcore-Vertreter wie HATEBREED und NO TURNING BACK, die die Hanseaten schon begleiten durften, auch bei den Rostockern ihre Spuren hinterlassen. RISE FROM ABOVE hat hier und da groovige Break-Passagen oder Doublebass-Attacken übernommen, ist den Wurzeln des Hardcore Punk aber ansonsten lobenswerterweise treu geblieben. Und so steht "Ain't Like You" in erster Linie in würdiger Tradition der alten Haudegen von SICK OF IT ALL. Wie im Opener '2Faced' wird schnelle, pogotaugliche Knüppelmucke abgebrannt, mit gekonnt eingesetzten Pausen zum Luftholen und Breaks zum Anlauf nehmen; hier und da wird in den Schlachtenlärm gelegentlich auch mal ein klagend-melodisches Gitarrenlead eingeflochten. Gerade '2Faced' kickt von der ersten bis zur letzten Sekunde Arsch, und dürfte selbst die letzte komatöse Festival-Schnapsleiche wieder zum Zucken bringen. Weitere Highlights sind der Titelsong 'Ain't Like You', mit den allseits beliebten Mitgröhl-Passagen, 'The Most', inklusive punkiger Gitarren und einem emotionalen Midtempo-Refrain, sowie die hoffnungsvolle, emotionale Hardcore-Hymne 'Gracehoper'. Zwischendurch findet sich allerdings auch viel unspektakuläres, lückenfüllendes Geknüppel, nicht störend, aber eben auch nicht der weiteren Erwähnung wert. Richtig Spaß bereitet nochmal 'Swimming With Sharks', die passende Begleitmusik für jede Straßenschlägerei, und schließlich erweisen die Rostocker noch mit 'Oh!381' ihrer Heimat die Reverenz.
RISE FROM ABOVE sorgt also anno 2014 für schmerzende Nacken, blaue Flecken und kurzweilige Unterhaltung in Form eines im Testosteron-Feuer geschmiedeten Aggressionsventils. Produktions- und soundtechnisch lässt "Ain't Like You" allerdings noch Luft nach oben. Meiner Meinung nach verträgt auch moderner Oldschool Hardcore ein zeitgemäßes, differenzierteres Soundgewand, ohne sich dem Vorwurf der Mainstream-Anbiederung aussetzen zu müssen. Das zweite RISE FROM ABOVE-Album klingt insgesamt eben noch etwas arg "handgemacht". Und trotz vielversprechender Ansätze im Songwriting könnte auch mit etwas mehr Abwechslung und Dynamik über die gesamte Spieldauer noch ein deutliches Plus an Spannung und Kurzweile erreicht werden. Positiv zu vermerken sind hingegen Artwork und Booklet des Langspielers; hier hat sich endlich mal wieder jemand kreativ ausgetobt, anstatt wie so häufig nur gängiges, uninspiriertes 0815-Rendering zu betreiben. Die "Notizzettel" mit den Gedanken der Band zu den einzelnen Songs sind ein weiteres Anzeichen dafür, dass in Sachen Hardcore inhaltlich auch heutzutage noch viel Herzblut und Tiefgang steckt.
Alles in allem ist RISE FROM ABOVE also ein stimmiger Hardcore-Wegweiser für die deutsche Szene gelungen, der der Band zugleich aber noch erkennbar Luft nach oben lässt.
Anspieltipps: 2Faced, Gracehoper, Swimming With Sharks
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause