ROPE SECT - Enstrangement
Mehr über Rope Sect
- Genre:
- Deathrock
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Iron Bonehead
- Release:
- 17.05.2024
- Revel In Disguise
- Cesspool Of Vice
- Nefelibatas
- L'Appel Du Vide
- Mementote
- Massenmensch
- Hindsight Bias
- Rope Of The Mundane Love
Herbstlich!
Seit ich im April dieses Album zum ersten Mal gehört habe, tat und tue ich mich mit dem stilistischen Begriff Death Rock ziemlich schwer. Wenn man, wie ich, etwas mehr knatternde, metallischere Sounds erwartet, sitzt man beim Hören von "Enstrangement", von der deutschen Band ROPE SECT, zunächst zwangsläufig etwas ratlos vor der Anlage. Die Stimme des Sängers erinnert mich ständig rudimentär an MORRISSEY und seine THE SMITHS. Die sanft verzerrten Gitarren betören die Ohren, oder versuchen es durch Indierock-dienliches Gitarrenspiel, wenn auch sehr flott, virtuos und melodiös, insgesamt mit einer gewissen Härte gespielt, das sei festgehalten.
Vermutlich weil mir der direkte, schnelle Zugang zur Musik fehlte, verging trotz vieler Hördurchläufe Woche um Woche, die Deadline, und schließlich der Sommer, ohne dass ich das Review geschrieben hatte. Mit meinem Besuch des PartySan-Festivals wurde es zudem dieses Jahr wieder nichts, so dass mich auch eine livehaftige Inaugenscheinnahme nicht hätte motivieren können, die Rezension endlich unter Dach und Fach zu bringen.
Seit zwei Tagen läuft das Album nun wieder und siehe da, es tut sich etwas: Auf meinen Spaziergängen mit dem Hund durch die herbstlich gefärbte Landschaft passt die düster antreibende, melancholische, aber mit warmen Grundstimmungen versehene Musik von ROPE SECT in meinem Kopfhörer mit einem Mal gut zum Ambiente. Der kühle Wind im Gesicht, während der Hund in rot-bräunlichen Blättern scharrt, sowie die wesentlich trostloser erscheinende Landschaft Wald und Flur betreffend, verleihen Songs wie dem harsch indierockenden 'Revel In Disguise' oder dem mit einer melodiös einlullenden Leadgitarre startenden, dann langsam fortfahrenden 'Cesspool Of Vice' eine ganz andere Wirkungsfläche, oder, wenn man will "Leinwand". Jedenfalls scheint das bei mir so zu sein, ich kann mit den sehr schönen Gitarrenharmonien und den langsam aufbauenden, atmosphärischen Songstrukturen von ROPE SECT derzeit jedenfalls wesentlich mehr anfangen, als das im Frühjahr oder Sommer der Fall war.
Seltsam? Mag sein. Ob dies ebenso an der enormen Anzahl an Spins liegt, die das Album mittlerweile bei mir hinter sich hat? Aber Lieder wie das eingängige 'L'Appel Du Vide' oder der sich ständig weiterentwickelnde, abwechslungsreiche Rocker 'Mementote' können mich nun erreichen, insofern ist mir endlich eine Bewertung möglich, hinter der ich auch stehen kann. Dennoch sind einige der Lieder für mich immer noch nicht leichter zugänglich, wie zum Beispiel das schwerfällige 'Nefelibatas' oder der, mit den Vorgängern verglichen, wenig Neues bringende Song 'Massenmensch'.
Es klingt platt, aber hier fehlt mir schon so etwas wie ein Hit oder zumindest die eine oder andere etwas kräftiger zupackende Hookline, da muss ich ehrlich sein. 'Hindsight Bias' drückt mir ziemlich aufs Gemüt, da müsste jetzt mal ein ordentlicher Herbststurm kommen, der würde dann dazu passen, denke ich. Dieses genau dreiundvierzig Minuten lange, mit acht Liedern aufwartende Album wird vom wieder etwas geradliniger rockenden 'Rope Of The Mundane Love' abgeschlossen, bei dem die Band von KING DUDE stimmlich unterstützt wird.
Ich empfehle allen, in "Enstrangement" von ROPE SECT einmal hineinzuhören, die mit gut gesungenem 80er- Indierock, oder etwas komplexerem Punkrock ganz gut glücklich werden können und auch manchmal etwas heftiger rockende, gar sanft blackmetallische Klangteppiche nicht aus ihrem Hörumfeld verbannen. Von mir gibt es dafür 7,5 Punkte, und wer weiß? Eventuell kommt die Scheibe bei mir noch während des einen oder anderen "Gassi-Gangs" zu Ehren, vielleicht sogar abermals im Herbst des nächsten Jahres?
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timo Reiser