ROTOR (GER) - Festsaal Kreuzberg
Mehr über Rotor (GER)
- Genre:
- Noise / Stoner / Progressive Rock
- Label:
- Elektrohasch Schallplatten
- Release:
- 28.10.2011
- Drehmoment
- Hart am Wind
- 3
- An3r4
- Karacho/Heizer
- Transporter
- Klar Schiff
- Derwisch
- Die weisse Angst
Im Studio genial, auf Live-Konserve scheinbar nicht angemessen präsentiert!
Die Idee, eine Melange aus den letzten beiden ROTOR-Scheiben "3" und "4" auf die Bühne zu bringen, schien angesichts des wirklich starken Materials der eigenwilligen Noise-Proggies sicher angebracht. Ob dies aber auch der Anlass für eine weitere Konserven-Verwertung sein muss, sei mal dahingestellt, da das intensive Erlebnis einer ROTOR-Show absolut nicht originalgetreu festgehalten werden kann - und das schon Mal gar nicht, wenn die klanglichen Rahmenbedingungen für eine solche Aufnahme nicht geschaffen sind.
ROTOR haben diesen Schritt dennoch gewagt und präsentieren mit etwas Verspätung ihren Gig aus dem "Festsaal Kreuzberg", der bereits im November 2009 mitgeschnitten wurde und mangels neuer Studioware nun als Interludium eingeschoben wird. Leider bietet die Platte aber insgesamt zu viel Angriffsfläche, als dass man sie als schlichte Ergänzung unbefangen aufnehmen möchte. Zunächst einmal ist die Spielzeit mit knappen 45 Minuten für ein Live-Ereignis denkbar mager, selbst wenn der nosige Prog Rock, der sich irgendwo in der Schnittmenge von KING CRIMSON, den MELVINS und experimentelleren Stoner-Geschichten bewegt, äußerst schwierig greifbar ist und man sich an die verqueren Ideen vorsichtig herantasten muss. Doch auch die Soundqualität wird dem Kino, dass ROTOR auf der Bühne anbieten nur marginal gerecht. Die Gitarren haben kaum Haare auf der Brust, die Rhythmusfraktion wiederum kommt nur partiell zum Zuge, da entweder Bass oder Schlagzeug zu dominant ins Geschehen eingreifen. Was dem Mitschnitt einfach fehlt, ist ein harmonisches Gesamtbild, welches das gegebene Chaos wieder etwas klarer ordnen könnte. Stattdessen bekommt man viele raue Noten vorgesetzt, die den veproggten Ursprung zwar erahnen lassen, das Gesamtereignis ROTOR aber nicht so wiedergeben, wie es in der tatsächlichen Live-Situation offenbart wird.
Nun mag man sagen, dass Live-Alben niemals das Feeling einer echten Show reproduzieren können. Aber bei "Festsaal Kreuzberg" hätte man zumindest die Rahmenbedingungen etwas anpassen können, um die Sache weiter zu optimieren. Aus diesem Grund ist dieses Live-Album lediglich für die Die-Hard-Fanbase geeignet. Neulinge hingegen sind trotz des Best-Of-Charakters von "Festsaal Kreuzberg" mit den regulären Alben besser bedient. Auch wenn man sich der Magie des überlangen, hypnotischen 'Die weisse Angst' auch auf dieser Scheibe kaum entziehen kann ...
Anspieltipps: Die weisse Angst, Karacho/Heizer
- Redakteur:
- Björn Backes