RUNNING WILD - Rapid Foray
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2016
Mehr über Running Wild
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Steamhammer (SPV)
- Release:
- 26.08.2016
- Black Skies, Red Flag
- Warmongers
- Stick To Your Guns
- Rapid Foray
- By The Blood In Your Heart
- The Depth Of The Sea - Nautilus
- Black Bart
- Hellestrified
- Blood Moon Rise
- Into The West
- Last Of The Mohicans
KREATOR hatte "Violent Revolution", RUNNING WILD hat "Rapid Foray"!
Laut Hamburger Abendblatt wurde vor einiger Zeit im Hafen ein abgewracktes Piratenschiff gefunden, das dort seit einigen Jahren auf Grund lag. Man nahm die Arbeit auf, den alten Kahn zu bergen und zur Restauration freizugeben. Eine Grundsanierung war nötig, die Planken mussten komplett erneuert werden, die zerrissenen Segel wurden der Schneiderei übergeben und vieles mehr. Nun, nach Monaten harter Arbeit liegt das Schiff wieder vor Anker, die Piratenflagge weht stolz im Wind und Kapitän Rolf K. begutachtet sein vormals von ihm selber auf Grund gesetztes Gefährt. Okay, hier und da fehlt noch ein kleines bisschen, fast nicht sichtbarer Feinschliff, und auch die Galleonsfigur hat noch einige winzige Kratzer, die aber nur bei ganz genauem Hinschauen ins Auge stechen. Dieser Kahn ist definitiv bereit, erneut in See zu stechen und an alte Raubzüge anzuknüpfen. Mit einem geläuterten Kapitän an Bord sollte dieses Unterfangen auch mühelos möglich sein.
Eigentlich könnte hier das Review zu Ende sein, aber wir sind nun mal ein Musik-Mag und keine Auffangstation für abgehalfterte Schreiber von Freibeuter-Groschenromanen. Bevor ich aber auf die Musik eingehe, muss ich euch leider mittteilen, dass "Rapid Foray" GOTTVERDAMMT NOCH MAL DIE ÜBERRASCHUNG DER LETZTEN 18 JAHRE UND DAS COMEBACK DES JAHRES IST! Ich möchte ehrlich sein: für mich sind die Alben zwischen "Victory" und "Rogues En Vogue" ziemlich verzichtbar, auch wenn immer mal der ein oder andere Song überzeugen konnte. "Shadowmaker" allerdings ist absoluter Vollrotz (da stimmte nichts, vom Cover über die Musik und den Sound), und auch der Nachfolger "Resilient", den viele als so etwas wie eine Rückbesinnung betrachteten, konnte mich eher nicht milde stimmen.
Was also konnte ich nun von einer meiner früheren Lieblingsbands erwarten? Das Cover wirkte dieses Mal zumindest schon mal vielversprechend. Da man aber ein Buch nicht nach seinem Cover bewerten soll, blieb ich erst einmal skeptisch und drückte voller Sorge auf Play. Diese Sorge wurde mit dem hymnischen Opener 'Black Skies Red Flag' sofort pulverisiert, ein Track, wie ihn RUNNING WILD meiner bescheidenen Meinung nach seit der leider völlig unterbewerteten Granate "The Rivalry" nicht mehr hinbekommen hat. Anstatt nun aber mit Mittelmaß um die Ecke zu schippern, hat es Rolf (der seinen Namen Rock´n´Rolf nun wieder zu Recht tragen darf) geschafft, eine Hymne an die nächste, einen Brecher an den anderen zu reihen. Das an zweiter Stelle stehende 'Warmongers' bedient ebenfalls die Fans alter RUNNING WILD-Hymnen, bevor mit 'Stick To Your Guns' die rockigere "Blazon Stone"-Phase zum Zuge kommt. Dann gibt es mit 'The Depth Of The Sea' ein tolles Instrumental, das alle Facetten des typischen Bandsounds vereint und den Weg für den absoluten Hit 'Black Bart' (das locker auf "Death Or Glory", "Pile Of Skulls" oder "Black Hand Inn" stehen könnte) ebnet. Dürfte live ein absoluter Killer sein, ebenso wie der mit Mitsing-Part aufwartende Titelsong oder das fast schon 'Prisoner Of Our Time'-mäßige 'By The Blood In Your Heart', das allerdings etwas ausladender ausgefallen ist und gegen Ende mit Dudelsackparts aufwartet. Als der Rezensent beim wieder auf rockigen Pfaden wandelnden 'Hellectrified' ankommt, ist der Ärger über die letzten Jahre fast völlig vergessen, stattdessen überwiegt pure Euphorie, die von dem 'Little Big Horn'-Bruder 'Into The West' (dürfte Wacken-Gängern bereits bekannt sein) und dem abschließenden Longtrack 'Last Of The Mohicans' sogar noch weiter genährt wird. Gerade letzter Song zeigt wieder das Händchen des Herrn Kasparek für lange, aber nie langweilige, sondern großartige Epen.
Dass mit ´Blood Moon Rising' ein Song dabei ist, der mich nicht ganz so kickt, dass die Produktion immer noch nicht die 100%-Marke knackt (aber definitiv um ein vielfaches besser ist als zuvor)... alles geschenkt. Genau wie die Tatsache, dass Überalben wie "Pile Of Skulls", "Death Or Glory" oder "Port Royal" nicht getoppt werden können, man aber fast mühelos an die Klasse von "The Rivalry" anknüpfen kann. Somit bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Freudentränen aus den Augen zu wischen und neun prall gefüllte Schatztruhen auszubuddeln!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Michael Meyer