SOG - God Complex
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2017
Mehr über SOG
- Genre:
- Speed Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Violent Creek Records / Soulfood
- Release:
- 06.09.2016
- Angel Maker
- Dead & Naked
- The Killing Jar
- Something Awful Happened
- God Complex
- Psychometric
- Priests With Torches
- The Ending Of Everything
Lärmige Krawallorgie, die irgendwo, unter all dem Unklang, doch eigenen Charme hat.
Ach herrje, was hat man uns denn hier für ein Ei ins Nest gelegt? Die Bandinfo verkündet stolz, dass Doyle Bright, der klampfende und röhrende Frontmann der Delinquenten, früher auch schon mal bei den legendären Untergrund-Thrash-Helden HALLOWS EVE und RIGOR MORTIS zu Gange war, doch das scheint auf Anhieb nicht allzu viel zu helfen: Beim Erschallen der ersten Klänge von SOG (SPECIAL OPS GROUP) rennt der größere Teil der Soundcheck-Crew direkt schreiend davon und rauft sich die Haare und es hagelt dementsprechend vernichtende Bewertungen. Doch bei ein oder zwei versprengten Kollegen kommt die Botschaft dann doch noch teilweise an. Nicht gleich, und sicherlich nicht auf ganzer Linie, aber immerhin doch.
Beim ersten und zweiten Hören hat ohrenscheinlich fast jeder seine liebe Müh' und Not mit dem Machwerk der Atlanter aus dem Staate Georgia, das uns vorliegend um die Ohren ballert, scheppert und dröhnt. Mir geht's da nicht anders, denn "God Complex" ist ein Album für besondere Stunden, wenn man so will. Wer sich dem garstigen Prügelbatzen unbedingt nähern will - oder muss, weil er ihn zu besprechen hat - der wird nämlich derer einige investieren müssen. Die Band versucht dabei gar nicht erst, ihrer Krawallorgie einen konventionellen Sound zu verpassen. Dass die clippend vor sich hin ballernde elektronische Trommel wie eine ebensolche klingt, ist den vier Rabauken aus den Südstaaten völlig egal; ebenso, dass der Gesang mal kaum hörbar ist und an anderer Stelle dafür ebenso völlig übersteuert die Scheibe für zarte Öhrchen unhörbar macht wie auch der Bass und die Gitarre. Die Produktion dröhnt, raschelt und knistert, das Schlagwerk ballert alles zu, und Doyle brüllt, röhrt und screamt wie ein Abgestochener auf 'Shrooms.
Hat man sich an die abartige Krawallorgie aber erst einmal gewöhnt, dann offenbart die Scheibe ungeahnte Finesse und feingliedrige Strukturen... äh, nein, genau das tut sie natürlich ganz sicher nicht. Das Gerät ist einfach eine garstige, kompromisslose Prügelattacke, die aus assligem Punk, wüstem Thrash und noisigem Industrial zusammen gerührt wurde, und an manchen Stellen zu allem Überfluss wie aus dem Nichts durch das eine oder andere klassisch metallische Riff oder Lead (z.B. beim dunklen 'The Killing Jar') oder eine poppige Hookline (im abschließenden 'The End Of Everything') überrascht, die in diesem Inferno aus Unklang nun wirklich kein Mensch mehr erwartet hätte.
Ein Meisterwerk wird "God Complex" dadurch keinesfalls, doch wer sich einmal an das abweisende und lärmige Klangbild gewöhnt hat, der kann der Gruppe zumindest attestieren, ihre spezielle Operation dann teilweise doch noch erfolgreich gemeistert zu haben: Sie hat einigen Leuten etwas untergejubelt, das sich wie ein durch und durch imperfekter Bastard aus RIGOR MORTIS, SLAYER, den SEX PISTOLS, FEAR FACTORY, MYSTICUM und PLASMA POOL anhört. Dass dabei dann einige der Songs aufgrund ihres sehr eigenen, rotzigen Charmes trotz allem sogar ansatzweise hängen bleiben, muss man auch erst einmal hinbekommen.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle